Oberhausen. . Nach über 30 Jahren bei der Stadtverwaltung Oberhausen geht Klaus Oberschewen in den Ruhestand. Die Neueröffnung der Gedenkhalle bleibt unvergessen.

Wer hat an der Uhr gedreht? Ist es wirklich schon so spät? Obwohl Klaus Oberschewen bereits die meisten Regale in seinem Büro leer geräumt hat, kommt ihm das Ganze noch unwirklich vor. Nach über 30 Jahren im Dienst der Stadt tritt der 65-Jährige zum Jahresende seinen wohlverdienten Ruhestand an.

Viel zur Ruhe kommen wird er ab Januar aber wohl nicht. Dazu ist der VHS-Fachbereichsleiter Gesundheit, Kultur, Kreativität, Ökologie mit dem großen Faible für Geschichte einfach zu umtriebig. Geboren und aufgewachsen ist Klaus Oberschewen in Recklinghausen. Die katholische Realschule schloss er mit der Mittleren Reife ab. An diese Zeit seiner Schullaufbahn erinnert er sich nur ungern. „Da gab es noch die Prügelstrafe, viele Lehrer waren engstirnig und vom Krieg geprägt.“ Erste Freiheit schnuppert Oberschewen während seiner Ausbildung zum Industriekaufmann auf der Zeche General Blumenthal. „Das machte Lust auf mehr“, sagt er lachend. Es folgten das Abitur 1971 am Overberg-Kolleg in Münster sowie ein Studium der Geschichte, Germanistik und Sozialwissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum.

Die „Legende vom toten Soldaten“

Genau genommen war es der gute Bert Brecht (einer der wichtigsten deutschen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, geb. 1898 in Augsburg; gestorben 1956 in Ost-Berlin), der Klaus Oberschewens Lebensstationen prägte. Sei es bei der Abiturklausur über Brechts wohl bekanntestes Gedicht „Legende vom toten Soldaten“ oder später beim Examen über Brechts Drama „Der Kaukasische Kreidekreis“ bis zur späteren Tätigkeit im Oberhausener Bert-Brecht-Haus.

Gymnasiallehrer hatte Oberschewen ursprünglich werden wollen, das zweite Staatsexamen samt Referendariat auch bereits in der Tasche. Doch dann machte ihm ein Einstellungsstopp einen Strich durch die Planung. Notgedrungen sprang er als Aushilfslehrer ein, fuhr aber auch schon einmal den Gabelstapler, um seine Familie durchzubringen. Der Zufall führte ihn zur Volkshochschule. 1984 zog er mit der Anstellung bei der Stadtverwaltung Oberhausen „das große Los“.

„Sozialgeschichte unserer Stadt“

Zuständig war er zunächst für das Projekt „Sozialgeschichte unserer Stadt“ und für die Konzeption und Realisierung der Neueröffnung der Städtischen Gedenkhalle im Schloss Oberhausen 1988. Aufgaben, die der Stadt historische Schätze bescherte wie die Bände „Juden in Oberhausen 1933 - 1945“, „Oberhausener Frauen bauen wieder auf 1945 - 1949“, „Geschichten aus dem Dunkelschlag von Johann Gröhnke“ oder „Die Errichtung der Diktatur; Oberhausen 1933“. Gerne denkt Oberschewen an die Nacht vor der Neueröffnung der Gedenkhalle zurück. Mit seiner Frau Monika und dem Ehepaar Kurowski beklebte er bis in die frühen Morgenstunden die Ausstellungstafeln. „Das war knapp.“

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Ausstellungen zum Thema Frieden, Veranstaltungen mit Zeitzeugen, der Kampf gegen Rechts prägten auch seine Arbeit bei der Volkshochschule. Dort baute er außerdem den Gesundheitszweig aus, engagierte sich mit einem einzigartigen Volkshochschul-Projekt für Schlaganfallpatienten, führte Stressbewältigungsseminare ein und kämpfte sich ganz nebenbei durch die Widrigkeiten des Arbeitslebens. Zu kleine und zu wenige Räume, der Umzug, die Rückkehr ins Bert-Brecht-Haus. Die Investitionen in dieses Haus wertet Oberschewen als klares Bekenntnis der Stadt zur Volkshochschule.