Essen. Die Frage, inwieweit man Kinder belügen kann, um sie nicht mit der Weihnachts-Wahrheit zu konfrontieren, wird gerade sehr eifrig von unseren Nutzern diskutiert. Die Lager sind gespalten, die Positionen unversöhnlich. Es treten an: Die Weihnachtsromantiker gegen die abgehärteten Zyniker.
Wer bringt eigentlich die Geschenke am heiligen Abend? Ist es der Nikolaus, das Christkind oder doch der Papa? Eine solch unschuldige Frage bringt Eltern manchmal in Bedrängnis. Wie am zweiten Adventswochenende in Oberhausen, als Marina Hampel im Oberhausener Weihnachtswald in Erklärungsnot gerät. Ein Weihnachtslied behauptete, es gebe schlicht keinen Weihnachtsmann.
Wie soll man also nun mit diesem Thema umgehen? Eine Vielzahl unserer Nutzer plädiert für schonungslose Ehrlichkeit. „Man muss der Realität ins Auge sehen“, meint ellerw1 und fügt augenzwinkernd hinzu, „wenn das Kind älter wird und erfährt dass das Lied die Wahrheit, ist das Geschrei wieder groß.“
Man muss ehrlich sagen, dass bei der Lektüre der Kommentare die Weihnachtsstimmung schnell abhanden kommt. Von Blödsinn oder Unfug ist die Rede. Weihnachten ist nach Meinung vieler Nutzer inzwischen längst zum Geschenkefest verkommen, da könne ein „Postbote in vermeintlich göttlichem Auftrag“ auch nichts mehr ändern.
„Sagt den Kindern lieber die Wahrheit!“
Der Nutzer Mirage nutzt seinen Kommentar, um mit allen „ erlogenen Entitäten“ abzurechnen: „Du liebe Güte, wer seinem Kind Unfug wie "Weihnachtsmann" und anderen erlogenen Entitäten (Zahnfee, Christkind, Hexen, Zauberer und derlei Gelichter) beibringt, muss sich über derartige Reaktionen und "Erklärungsnöte" nicht wundern. Spätestens mit fünf Jahren bekommt ohnehin jedes normal intelligente Kind spitz, dass Eltern und Großeltern die Geschenke kaufen.“
Elvenpaths Kommentar schlägt zwar versöhnlichere Töne an, in der Sache aber bleibt auch er hart. Sein Appell an die Eltern: „Sagt den Kindern lieber die Wahrheit!“ Es sei hoch problematisch, wenn man Kindern erfundene Geschichten über den Weihnachtsmann, Osterhasen oder auch Götter als Realität verkaufe.
„Die harte Wirklichkeit kommt schon früh genug.“
Auf der anderen Seite des Grabens stehen die Eltern und andere Weihnachtsenthusiasten. Hier hat man großes Mitleid mit den „freudlosen Weihnachtszynikern“. „Was muss das denn für eine dröge Kindheit sein, wenn man an nichts mehr glauben darf oder kann“, fragt maribe2411. „Die harte Wirklichkeit kommt schon früh genug.“
Xavinia ärgert sich darüber, dass Eltern oftmals das Recht verweigert wird zu entscheiden, wann das eigene Kind reif für die "Weihnachtsentzauberung" sei. „Auf einem Weihnachtsmarkt kann man so ein Thema geflissentlich übergehen.“
Der Onkel spielt den Weihnachtsmann
Viele Nutzer erzählen in ihren Kommentaren von rauschenden Weihnachtsfesten, in denen sich Onkel, Väter oder Großväter regelmäßig den roten Mantel überstreift und Geschenke verteilt haben. „Mein Onkel warf sich jedes Jahr in den roten Mantel und spielte für uns Kinder den Weihnachtsmann. Das war spannend und toll und wir Kinder kamen dann schon nach und nach von alleine drauf, dass es den Weihnachtsmann und das Christkind nicht gibt“, schreibt von maribe2411.
Wie sehen das eigentlich die lieben Kleinen? Fühlen sich Kinder an der Nase herumgeführt, wenn sie herausfinden, das es den Weihnachtsmann gar nicht gibt? Glaubt man unseren Kommentatoren, dann ist es den Kindern egal, ob es Mama und Papa beim Thema Weihnachten mit der Wahrheit nicht ganz so genau nehmen. Viel wichtiger sei für die Kinder die Zeit, die sie mit der Familie verbringen können.
Kinder nehmen den Eltern eine Notlüge zum Fest nicht krumm
Auf unserer Facebookseite berichtet Susanne Janke von einem Gespräch mit ihrer Tochter. „Bei meiner Tochter kam der Weihnachtsmann oder das Christkind. Sie hat daran geglaubt bis sie sechs war. Vor kurzem haben wir darüber geredet (sie ist jetzt 22) und sie sagt, sie sei so froh, dass wir sie daran haben glauben lassen und belogen oder getäuscht hat sie sich nicht gefühlt. Aber die Magie der Zeit wäre so schön gewesen.“
Karsten Henow erzählt in seinem Beitrag von seiner Tochter, die sich am Nikolaustag „wie Bolle gefreut hat, als sie gesehen hat, das der Nikolaus die Kekse und die Milch [...] vertilgt hat. Das möchte ich ihr nicht durch Realismus verderben. Auch wenn ich an den ganzen Hintergrund nicht glaube.“