Oberhausen. . Preisexplosion um ein Drittel auf 16 Euro lässt Stammkunden flüchten. Der Rat will daher die geplante Erhöhung auf 20 Euro verschieben.
Kosten sparen, Einnahmen erhöhen und trotzdem noch investieren — wie schwierig dieser Dreiklang der Oberhausener Finanzpolitik in der Praxis zu bewältigen ist, zeigte sich in den vergangenen Monaten an einem ganz konkreten Beispiel: Bei der Ausleihe von Büchern, DVD-Filmen und Compact-Discs der drei städtischen Büchereien sackten die Nutzerzahlen ab. Die Politik musste jetzt die Notbremse ziehen.
Im Rahmen des dicken, über 250 Einsparvorschläge umfassenden und bis 2021 laufenden Sparpakets hatte die Ratsmehrheit beschlossen, die Jahresgebühren für die Stammkunden der Bibliotheken drastisch von 12 auf 16 Euro ab Januar 2013 anzuheben – ein Plus von 33 Prozent. So sollten Mehreinnahmen von 50.000 Euro im Jahr zusammenkommen.
Diese Verteuerung der regelmäßigen Buchausleihe hat allerdings die Oberhausener so stark geschockt, dass diese in Scharen den öffentlichen Büchereien fern blieben. Fast 20 Prozent an Altkunden büßten die Bibliothekare ein. „Durch unsere Imagekampagne haben wir zwar auch eine Menge Neukunden gewinnen können, doch die alten Kunden verließen uns in viel stärkerem Maße als in früheren Jahren“, sagt Bibliotheks-Chef Hans-Dietrich Kluge-Jindra. „Deshalb musste gehandelt werden.“
Nochmals um ein Viertel teurer
Denn zum 1. Januar 2015 war eigentlich eine weitere Erhöhung der Bücherei-Gebühr geplant: Von 16 auf 20 Euro – nochmals eine Verteuerung um 25 Prozent. Auf Vorschlag von Kluge-Jindra und Stadtkämmerer Apostolos Tsalastras wird diese Erhöhung nun um zunächst einmal ein Jahr ausgesetzt, damit sich die Lage beruhigen kann. Im Finanzausschuss stimmte man der Beschlussvorlage zu, im Rat wird die Verschiebung endgültig entschieden.
„Ich bin froh, dass die Politik sich dazu entschlossen hat, denn es besteht ja die Gefahr, dass wir am Ende so viele Kunden verlieren, dass wir keine Mehreinnahmen erzielen“, meint Kluge-Jindra.
Dass das Interesse der Oberhausener an ihrer Bibliothek weiterhin sehr hoch ist und sie sich nur überaus preisempfindlich verhalten, sieht der Bibliothekschef jeden Tag: Vor allem die Zentralbibliothek im teuer sanierten Bert-Brecht-Haus in der Innenstadt ist gut besucht. Wer vor Ort Zeitschriften oder Bücher liest, kann das kostenlos tun – auch ohne Mitgliedsausweis. So wird das Bert-Brecht-Haus erfolgreich nach seiner Konzeption als Treffpunkt und Arbeitsort genutzt – doch ohne, dass es mehr zahlende Nutzer produziert.