Oberhausen. Die Ergebnisse des Runden Tisches zur Gymnasial-Reform werden in Oberhausen unterschiedlich bewertet. „Enttäuscht“ reagierte etwa Michael von Tettau, Schulleiter des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums – er spricht gar von einer „Alibi-Veranstaltung“.

Die Empfehlungen zur Reform des Abiturs nach zwölf Jahren (G8), die ein Runder Tisch von Eltern-, Schüler-, Lehrervertretungen und weiteren Teilnehmern auf Landesebene getroffen hat, rufen in Oberhausen gemischte Gefühle hervor. „Enttäuscht“ reagierte etwa Michael von Tettau, Schulleiter des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums auf die Ergebnisse. Er spricht gar von einer „Alibi-Veranstaltung“, die NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) ins Leben gerufen habe. Moderater zeigt sich dagegen Uwe Bleckmann, Leiter des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums. Er begrüßt die Ankündigungen, die etwa eine Reduzierung beim Hausaufgaben-Aufkommen oder weniger Nachmittagsunterricht beinhalten.

Lerndruck enorm gestiegen

Der Runde Tisch, der am Montag zum letzten Mal in Düsseldorf zusammenkam, empfiehlt zudem zu prüfen, ob weniger Klassenarbeiten möglich sind. Bereits zum nächsten Schuljahr 2015/16 sollen die Korrekturen in Kraft treten.

Für von Tettau ist das bei weitem nicht genug. Er übt fundamentale Kritik an G8. „Der Unterrichtsstoff wurde entgegen aller Bekundungen nicht überarbeitet und an die kürzere Schulzeit angepasst“, sagt er. Der Arbeitsdruck für Lehrer und der Lerndruck für Schüler sei dadurch enorm gestiegen. „Ich befürchte, dass zunehmend mehr Kinder diesen Anforderungen nicht mehr standhalten werden und auch psychisch darunter leiden.“ Hierbei erneuert er seine Forderung, auch an Gymnasien flächendeckend Schulsozialarbeiter einzusetzen. „Die sind hier ebenso notwendig wie an anderen Schulformen.“

Jugendliche bleiben auf der Strecke

Ein weiterer Kardinalsfehler sei beim Übergang von Sekundarstufe I – die Klassen 5 bis 9 – zur Sekundarstufe II gemacht worden. „Bis zur neunten Klasse sollen die Schüler fit gemacht werden für die Oberstufe. In diesen Jahren verdichtet sich darum der Leistungsdruck“, so von Tettau. Viele Jugendliche würden dabei auf der Strecke bleiben und ihre gymnasiale Laufbahn beenden. „Darum müsste die zehnte Klasse eigentlich auch zur Vorbereitung für die Oberstufe genutzt werden.“

Auch Stefan Schubert, Mitglied des Leitungsteams der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Oberhausen, plädiert für eine Ausweitung der Sekundarstufe I bis einschließlich zur zehnten Klasse – um die Drucksituation in den ersten Jahren am Gymnasium abzuschwächen. „Ich sehe weiterhin Baustellen bei der Umsetzung von G8. Das System läuft nach meiner subjektiven Wahrnehmung heiß.“ Sowohl Lehrer als auch Schüler seien davon betroffen.

Entwicklung zur Ganztagsschule

„Natürlich ist es problematisch, wenn Schüler durch den Nachmittagsunterricht keine Zeit mehr haben, in einem Sportverein aktiv zu sein“, kann auch Freiherr-Schulleiter Uwe Bleckmann einige Schwierigkeiten bei der verkürzten Schulzeit erkennen. „Aber es gibt die Entwicklung hin zur Ganztagsschule.“ Diese würde auch von vielen Eltern eingefordert. „Nach meinen Erlebnissen kommt der Großteil der Schüler zurecht.“

Insgesamt betrachtet stehe das Abitur nach zwölf Jahren am Freiherr nicht in Frage. „Darüber wird nicht diskutiert.“ Bleckmann sieht jedoch die Möglichkeit, einige Stellschrauben anzuziehen. „Beim Thema Hausarbeiten kann man etwa schauen, ob es nicht eine individuellere Art und Weise geben kann, Lehrinhalte von den Schülern abzufragen.“