Mülheim. Nach seinem Tod erfährt Ex-Bundeswirtschaftsminister Werner Müller auch an seinem Wohnort Mülheim einige Würdigungen. Die Stimmen aus Mülheim.

Mit Ex-Bundeswirtschaftsminister Werner Müller ist am Montag ein verdienter Mülheimer Bürger nach schwerer Krankheit im Alter von 73 Jahren verstorben.

Bodo Hombach saß mit Müller im ersten Kabinett unter Bundeskanzler Gerhard Schröder. Müller sei „in ganz besonderer Weise“ ein Mensch gewesen, der es verstanden habe, Vision und Tatkraft, Idee und Umsetzung zusammenzubringen, sagte Hombach am Dienstag zu dieser Zeitung. Insbesondere denkt Hombach dabei daran, dass es Müller gelungen war, seine Stiftungsidee zum geregelten Ausstieg aus dem deutschen Bergbau „auch gegen Widerstände durchzusetzen“.

„Er wusste genau, dass alles seine zwei Seiten hat“

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Müller habe es immer ausgezeichnet, „dass er genau wusste, dass alles seine zwei Seiten hat. Er war das Gegenteil von Schmalspur. Er konnte abwägen.“ Das sei leider nicht mehr weit verbreitet im politischen Geschäft. Der Ex-Bundeswirtschaftsminister, der sich parteipolitisch nie gebunden hatte, habe sich nicht vereinnahmen lassen, sich seine Unabhängigkeit im Denken bewahrt.

Hombach würdigte ferner Müllers besonderes Engagement für das Ruhrgebiet, unter anderem als Moderator des Initiativkreises Ruhr. Hombach hatte diese Rolle später selbst inne, sah das Wirken fürs Ruhrgebiet dabei weiter von Müller unterstützt, ideell und finanziell. Den einen oder anderen Rotwein haben beide zusammen in Mülheim getrunken, sie wohnten ja nur unweit voneinander entfernt. Im Kabinett sei man sich inhaltlich nah gewesen, eine Freundschaft zu Müller zu reklamieren, sei aber zu weitgehend, so Hombach.

„Ich werde mich gleich an den Pazifik setzen und an Herrn Dr. Müller denken. Schreiben kann ich ihm leider nicht mehr, aber mit den Nahestehenden die Trauer um und die Erinnerung an Werner Müller teilen“, schrieb Bodo Hombach am Abend noch aus seinem Urlaubsort an die Redaktion.

Alt-OB Dagmar Mühlenfeld würdigte Müllers Wirken auf verschiedenen Ebenen

Der damalige Vorstandsvorsitzende der Ruhrkohle AG (RAG), Werner Müller, setzt nach seiner Grubenfahrt auf dem Bergwerk Prosper-Haniel in Bottrop seinen Helm ab.
Der damalige Vorstandsvorsitzende der Ruhrkohle AG (RAG), Werner Müller, setzt nach seiner Grubenfahrt auf dem Bergwerk Prosper-Haniel in Bottrop seinen Helm ab. © dpa | Franz-Peter Tschauner

Auch Mülheims Alt-Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld würdigte am Dienstag das Wirken Müllers auf verschiedenen Ebenen. So hob sie hervor, dass Müller als parteiloser Bundeswirtschaftsminister in der ersten rot-grünen Koalition (1998-2002) „der Regierung mit seiner Wirtschaftskompetenz zu Reputation verholfen“ habe.

Daneben hat Mühlenfeld Müller als „überzeugten und vielfältig engagierten Bürger des Ruhrgebiets“ erlebt. Müller habe stets die Bedeutung der industriellen Produktion für die Region hervorgehoben, habe in ihr auch einen wichtigen Motor für den Fortschritt gesehen.

Müller unterstützte beim Drängen um die Sanierung des Hauptbahnhofes

Dauerhaft verbunden, so Mühlenfeld, sei der Name Werner Müller mit dem Kohleausstieg. Mit der Architektur der RAG-Stiftung habe Müller etwas erschaffen, „das die Ewigkeitskosten des Bergbaus tragen kann“. Er habe damit die Voraussetzung geschaffen, dass der Kohleausstieg eine politische Mehrheit habe finden können.

Auch an ihre Zeit als Oberbürgermeisterin denkt Mühlenfeld zurück. Sie erinnert sich daran, in Müller, ab 2005 Aufsichtsratschef bei der Deutschen Bahn AG, einen Unterstützer gefunden zu haben im langwierigen Gezerre um die Sanierung des Mülheimer Hauptbahnhofs.

OB Scholten: Schade und traurig, dass ein Guter so früh gehen musste

Mülheims amtierender Oberbürgermeister Ulrich Scholten sagte, mit Werner Müller verliere die Stadt eine Persönlichkeit. Scholten würdigte Müller als einen kompetenten und ruhigen Menschen, „der seinen Ideen immer treu geblieben ist“. Dabei sei Müller „durchaus eckig und kantig“ gewesen. „Es ist schade und traurig, dass ein Guter so früh gehen musste“, so Scholten.