Essen. . Erstmals seit dem Börsengang von Evonik hat sich die RAG-Stiftung von einem größeren Aktienpaket getrennt. Eine Milliarde Euro nahm sie so ein.

Mit der erfolgreichen Platzierung von 16,3 Millionen Evonik-Aktien und einer Anleihe hat die RAG-Stiftung eine Milliarde Euro eingenommen. Das gab die Stiftung, die aus ihren Einnahmen die Abwicklung und die Folgekosten des Steinkohlebergbaus finanzieren muss, am Dienstag bekannt. „Wir sind sehr froh über den großen Erfolg der Transaktion“, sagte Bernd Tönjes, der im Mai den aus gesundheitlichen Gründen zurückgetretenen Werner Müller als Stiftungschef abgelöst hat.

Es war das erste Mal seit dem Börsengang des Essener Spezialchemiekonzerns im Jahr 2013, dass sich die RAG-Stiftung als Mehrheitseignerin von einem größeren Aktienpaket getrennt hat. Evonik ging 2007 nach der Einigung auf das Ende des Steinkohlebergbaus in Deutschland aus dem früheren Bergbau- und Mischkonzern RAG hervor. Die RAG-Stiftung finanziert den Kohleausstieg, die laufenden Erlöse aus ihren Vermögenswerten sollen ab 2019 zudem die Dauerlasten finanzieren, die etwa durch das Abpumpen des Grubenwassers entstehen.

Anteil der Stiftung sinkt auf 64 Prozent

Kern des Stiftungsvermögens ist nach wie vor der Mehrheitsanteil am MDax-Konzern Evonik. Er sinkt durch den Verkauf von rund 68 Prozent auf 64,3 Prozent. Tönjes betonte zugleich, Evonik bleibe „eine tragende Säule der RAG-Stiftung. Wir unterstützen die Strategie des Vorstandsteams“ für nachhaltiges Wachstum, „verbunden mit einer attraktiven Dividendenpolitik“, so Tönjes. Die Stiftung ist auf stabile Ausschüttungen ihrer Beteiligungen angewiesen, weil sie künftig jährlich 200 bis 250 Millionen Euro für die Ewigkeitslasten aus ihren laufenden Einnahmen stemmen muss.

Der Verkauf des Aktienpakets brachte eine halbe Milliarde Euro ein. Die gleichzeitige Ausgabe einer Umtauschanleihe brachte ebenfalls 500 Millionen Euro ein und damit wegen starker Nachfrage 100 Millionen Euro mehr als geplant. Diese Schuldverschreibungen sind auf sechs Jahre angelegt, die Stiftung kann 2024 selbst entscheiden, ob sie diese in bar zurückzahlt oder aber in Evonik-Aktien. Damit hält sie sich die Option offen, ihren Anteil am Spezialchemiekonzern entsprechend weiter zu senken.

Hochzufrieden äußerte sich auch Stiftungs-Finanzchef Helmut Linssen, der das „große Vertrauen der Investoren“ in RAG-Stiftung und Evonik hervorhob. Mit den Einnahmen will er das Stiftungsvermögen erhöhen, dessen breitere Streuung in verschiedenste Unternehmenbeteiligungen fortsetzen und anstehende Rechnungen begleichen, etwa die im Dezember fällig Anleihe aus 2014.