Mülheim. In der Karstadt-Krise ist es im Mülheimer Warenhaus zu einem großen Schock gekommen: Zahlreiche Angestellte sind gekündigt oder versetzt worden.

Dass es nicht ganz ohne Einschnitte ablaufen würde, war allen wohl schmerzlich bewusst – zählte Karstadt im Rhein-Ruhr-Zentrum doch zu den 82 der bislang 129 Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof, die das Insolvenzverfahren mit einer Perspektive überstehen sollten. Zuletzt machte die Nachricht Hoffnung, dass am Ende womöglich doch mehr Filialen erhalten bleiben könnten als ursprünglich gedacht. Dem steht jedoch eine lange Liste an Kündigungen und Versetzungen entgegen. In Mülheim waren es gleich 36 Personen aus der bislang rund 230-köpfigen Belegschaft, die am Freitag vor vollendete Tatsachen gestellt worden sind.

„Das ist erschreckend“, sagt Andrea Grisail, langjährige Betriebsratsvorsitzende des Mülheimer Karstadt-Hauses. Noch am Montag sei über Veränderungen und Neustrukturierungen in der Belegschaft gesprochen worden. „Die waren zwar auch nicht ohne, aber hinnehmbar.“ Nun zehn Kündigungen – ein Schock. Durch das Insolvenzverfahren gilt eine verkürzte Kündigungsfrist, so Grisail, „die Beschäftigung würde dann zum 30.6. enden.“ Betroffen seien Vollzeitbeschäftigte wie Teilzeitkräfte gleichermaßen, „von 100 bis 20 Prozent ist alles dabei.“

Karstadt-Betriebsrätin Andrea Grisail arbeitet derzeit an Widersprüchen der Kündigungen.
Karstadt-Betriebsrätin Andrea Grisail arbeitet derzeit an Widersprüchen der Kündigungen. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Karstadt in Mülheim: Belegschaft sehr stark ausgedünnt

Als Abfindung biete der Konzern zwei Monatsgehälter, gedeckelt auf 7500 Euro. „Nur, so viel verdient auf der Verkaufsfläche eigentlich niemand“, kommentiert die Betriebsrätin bitter. Eine soziale Abfindung stelle sie sich anders vor. Die restlichen 26 Betroffenen, die keine Kündigung erhalten haben, würden versetzt. Auch das, ein großer Einschnitt. Wie sich das auf den Betrieb und Verkauf in dem Warenhaus auswirken wird, sei derzeit nicht abzusehen. „Aber wir sind schon jetzt sehr dünn besetzt auf der Verkaufsfläche“, so die Grisail, die neben ihrer Tätigkeit im Betriebsrat an der Kasse im Karstadt arbeitet.

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Die „Lebensmittelzeitung“ berichtete unter Berufung auf Dokumente aus dem Insolvenzplan etwa jüngst, dass es in den fortgeführten Filialen zu „drastischen Einschnitten“ kommen soll. So solle an gut zwei Dritteln der Standorte mindestens eine Etage wegfallen. In Mülheim und Köln sei sogar eine Halbierung der Verkaufsfläche im Gespräch. „Dazu habe ich nichts gehört“, sagt Andrea Grisail. Die bisher rund 37.000 Quadratmeter Karstadt-Verkaufsfläche blieben demzufolge mit einer deutlich kleineren Belegschaft zu versorgen.

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„Das können wir nicht hinnehmen“, gibt sich die Betriebsrätin nach wie vor kämpferisch. Derzeit arbeite der Betriebsrat unter Hochdruck an Widersprüchen, „wir können und wollen niemanden ins Unglück rennen lassen.“ Aus Kreisen der bundesweiten Galeria-Belegschaft heißt es, viele Beschäftigte seien entschlossen, gegen mögliche betriebsbedingte Kündigungen zu klagen.