Mülheim/Essen. 175 Autos sind zur Premiere des Autokinos am Flughafen Essen/Mülheim gekommen. Ausverkauft war es damit nicht. So lief die erste Vorstellung.

Autokinos erfahren in diesen Tagen eine echte Renaissance. Am Dienstagabend erlebten am Flughafen Essen/Mülheim über 350 Besucher eine Premiere. Ein Vor-Ort-Bericht.

„Stell‘ den SUV mal nach außen“, ruft einer der Ordner seiner Kollegin zu. Fast zwei Dutzend Mitarbeiter sorgen für die ordnungsgemäße Aufstellung der Autos und dafür, dass die größten PKW nicht den anderen die Sicht versperren. Schließlich ist die Wiese vor der Luftschiffhalle ebenerdig. Schon eine halbe Stunde vor dem Filmbeginn von „Das perfekte Geheimnis“ ist sie mehr als zur Hälfte gefüllt. 175 Wagen zählten die Verantwortlichen bis zum Schluss. Für 250 ist die Fläche ausgelegt.

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Während hier und da die Seitenfenster mit Decken oder Jacken abgehangen werden, wischt Lutz Sturm noch einmal seine Frontscheibe. „Wir haben festgestellt, dass man in der Sonne kaum was sieht“, lacht der Rüttenscheider. Er und seine Frau besuchten schon früher das Autokino in Bergeborbeck. „Jetzt sind wir einfach froh, dass eine Alternative zur Couch gibt“, sagt er.

Ordner mit Mundschutz sorgen für die richtigen Stellplätze.
Ordner mit Mundschutz sorgen für die richtigen Stellplätze. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Die Kinder habe ein Ausflug ins Autokino gar nicht gereizt. „Wir verbinden damit einfach etwas anderes“, glaubt Sturm. „Ach was, die sind froh, wenn wir mal einen Abend nicht da sind“, ruft seine Frau von drinnen.

Sekt gibt es nur in der alkoholfreien Variante

Nebenan wird schon der erste Sekt eingeschenkt. Alkoholfrei versteht sich. Andere Besucher haben sich mit Chips, Süßigkeiten oder gar ganzen Picknick-Körben ausgestattet. Ab Ende der Woche wird es auch die Möglichkeit geben, mit dem Ticket ein Snack-Paket zu erwerben, das dann an den Außenspiegel gehängt werden soll.

Schließlich läuft am Flughafen alles kontaktlos ab. Cabrio-Verdecke müssen geschlossen bleiben und das Auto darf nur zur Verrichtung dringendster Bedürfnisse verlassen werden.

Genügend Ladestationen für leere Batterien

Das Bild auf der großen LED-Leinwand ist auch in der untergehenden Sonne immer gestochen scharf zu erkennen. Der Ton ist über eine bestimmte Frequenz am Autoradio empfangbar. Der ein oder andere muss seinen Wagen aber ein ums andere Mal neustarten, da der sich sonst in den Energiesparmodus verabschiedete. „Wir haben fünf Ladestationen, hier kommt jeder wieder weg“, beruhigt ein Sicherheitsmann.

Gegen die tiefstehende Sonne haben einige ihre Fenster mit Decken verdunkelt.
Gegen die tiefstehende Sonne haben einige ihre Fenster mit Decken verdunkelt. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Das Film-Erlebnis auf vier Rädern soll aber nur eine temporäre Einrichtung bleiben. „Wir wollen keinem Kino den Rang ablaufen“, sagt Martin Spicker von der Agentur TAS, die das Autokino gemeinsam mit der Luftschiffgesellschaft WDL und der Lichtburg veranstaltet. „Wie lange wir es durchführen, hängt ja auch von den weiteren Lockerungen ab.“

Über 20 Anfragen für weitere Veranstaltungen

„Krisen regen dazu an, kreativ zu werden“, findet WDL-Geschäftsführer Frank Peylo. Er sieht die Kino-Events „als großen Testballon. Wir wollen ja eine neue Eventhalle bauen.“ Seiner Meinung nach würden die meisten Besucher begeistert auf das Gelände reagieren. Der Flughafen und der Essener Standort an der Gruga seien Locations mit besonderem Flair.

Filme diese Woche

„Das perfekte Geheimnis“ läuft auch am Mittwoch und Donnerstag noch einmal um 19 Uhr. Außerdem zeigt „Motor Movies“ in dieser Woche die Filme „Angry Birds 2“, „Booksmart“, „Gut gegen Nordwind“, „die drei Ausrufezeichen“ und die „Känguru-Chroniken“.

Das komplette Programm gibt es auf autokino-ruhr.de . Auch die Eintrittskarten gibt es ausschließlich dort.

„Wir haben schon über 20 Anfragen für weitere Veranstaltungen in der Corona-Zeit bekommen“, berichtet TAS-Geschäftsführer Thomas Siepmann. Über Gottesdienste, über Konzerte von Solo-Musikern bis hin zu Künstlern oder Comedians sei alles dabei. „Eigentlich können wir hier alles machen, was mit Ton zu tun“, meint Siepmann. Peylo hält – entsprechende Genehmigungen freilich immer vorausgesetzt – sogar die Übertragung von Fußball-Geisterspielen für möglich. Statt Auto-Kino also Auto-Public-Viewing?

Der erste Kino-Abend endet nach knapp zwei Stunden und kann nicht nur wegen des starbesetzten Films als Erfolg gewertet werden.