Mülheim.

162 Euro Zuschuss für eine Theaterkarte – zuviel? Mit der provokanten Frage nach hohen Subventionskosten für Schauspiel- und Opernhäuser im Lande hat der Bund der Steuerzahler eine streitbare Bühne aufgemacht.

Ein Reizthema für den Geschäftsführer des Theater an der Ruhr. Sven Schlötcke fragt, ob es denn sinnvoll sei, „Milliarden in Rüstung zu investieren und am Ende dabei herauskommt, dass man einen nicht nutzbaren Gerätepark hat, das sind doch die Probleme“. Die Dimensionen passten nicht, „das ist doch vollkommen am falschen Ende angepackt“. Deswegen müsse man sich grundsätzlich gegen solcherlei Argumentation wehren und sagen: „Überleg doch mal, Bund der Steuerzahler, was ist denn für euch eine Gesellschaft?“

Einzigartiges Modell in der Theaterlandschaft

Nach Berechnungen des Vereins haben die 22 Großstädte der Region in der Spielzeit 2011/2012 knapp 390 Mio Euro für ihre Häuser ausgegeben. Und damit 5,8 Mio Euro mehr als noch in der vorangegangenen Spielzeit. Mit aktuell 2,6 Mio Euro inklusive Miete für das ehemalige Solbad die von der Stadt für das Theater an der Ruhr fließen, ist das nur wenig im Vergleich zur Stadt Düsseldorf, die das Schauspielhaus mit einer fast fünffach höheren Summe fördert. Vom Theater an der Ruhr als einem „effizient geführten Unternehmen“, spricht Dr. Hendrik Dönnebrink, Geschäftsführer der Beteiligungsholding der Stadt. „Für die Leistungen, die dort erwirtschaftet werden, ist es ein gut aufgestellter Theaterbetrieb.“

Bei seinem Landesvergleich hat der Bund der Steuerzahler NRW festgestellt, dass steigende Zuschüsse nicht automatisch mehr Besucher bringen würden. In der Statistik sind 22 Städte aufgelistet, was Besucherzahlen, Zuweisungen und die Höhe der subventionierten Theaterkarten betrifft. Bei letzterem liegt Düsseldorf mit 162 Euro vorn, gefolgt von Dortmund (154 Euro) und Köln (144 Euro). Selbst die gebeutelten Städte Oberhausen und Gelsenkirchen schießen 131 und 120 Euro für die Theaterkarte dazu. In Mülheim sind es gerade mal 40 Euro und damit rangiert die Stadt an vorletzter Stelle der Liste vor Dinslaken (26 Euro).

Hohe Eigeneinnahmen

Das Modell des Theater an der Ruhr fußt auf verschiedenen Ebenen: „Da wir nicht Mitglied im deutschen Bühnenverein sind, haben wir viel flexible Verträge und Arbeitszeiten“, so Schlötcke. „Wir machen mit wenig Mitarbeitern viel, weil es eine hohe Flexibilität gibt“.

Je nach Spielzeitverlauf, „haben wir immer noch zwischen 30 und 40 Prozent Eigeneinnahmen“. Der läge bei anderen Häusern zwischen 8 und 15 Prozent.

Im Bericht des Steuerzahlerbundes wird Mülheim sogar lobend hervorgehoben: „In Mülheim kamen 2012 insgesamt 35.000 Besucher ins Theater, die Stadt steckte aber nicht 20 Mio. Euro in den Theaterbetrieb, sondern nur 1,4 Mio. Euro.“ An den Zahlen könne man sehen, wie das Theater an der Ruhr die Statistik nach unten ziehe, so Schlötcke. Das Mülheimer Modell ist einzigartig in der deutschen Theaterlandschaft. „Kostengünstiger“, so Schlötcke, „kann man kein Theater machen“.