Mülheim. . Die Angst vor der Großbaustelle ist ein Grund, warum Floristin Petra Neitzel ihr Geschäft an der Althofstraße aufgibt. Damit verliert die Innenstadt auf einen Schlag zwei „Stadtrandperlen“. Die verbleibenden Händlerinnen hingegen wünschen sich etwas mehr Gelassenheit.

Die Stadtrandperlen-Kette wird kürzer. Der Zusammenschluss von fünf Einzelhändlerinnen, die am Rande der City ihre Geschäfte führen, verliert zwei Mitstreiterinnen: Weil Floristin Petra Neitzel ihr „Flora Ambiente“ an der Althofstraße zum Jahresende schließt, muss sich auch ihre Untermieterin Brigitte Voss-Krafft mit der „Tuchfühlung“ einen neuen Standort suchen. Gründe für die Geschäftsaufgabe gibt es verschiedene, einer ist die 2015 beginnende Großbaustelle am Dickswall. Die verbleibenden Stadtrandperlen hingegen wünschen sich mehr Gelassenheit.

Sie geht nicht, weil sie muss, sondern, weil sie will – das ist Petra Neitzel wichtig. Zehn Jahre führte sie ihr Geschäft, verkaufte Blumen, Sträuße, Deko und vermietete Brigitte Voss-Krafft mit ihren ökologischen Tüchern und Accessoires Raum. Nun gibt sie Ende Dezember ihren Laden auf und konzentriert sich auf Blumenworkshops. Eine Festanstellung hat sie zudem ab Januar. „Es ist eine neue Herausforderung, auf die ich mich freue“, betont Petra Neitzel. Doch sie sagt auch, dass sie die geplante Sanierung des Rumbachs bestärkte, ihr Ladenlokal aufzugeben. „Noch eine Baustelle tue ich mir nicht an.“

Das hatte sie schon 2013, als an der Althofstraße über Monate der Kanal saniert wurde. Aus zwei Fahrstreifen wurde einer, die Parkplätze vor der Tür fielen weg und prompt blieben auch Kunden fort.

Auch interessant

Baustart erst nach dem Weihnachtsgeschäft

Ihre Mitstreiterinnen von den Stadtrandperlen hingegen bleiben positiv und setzen auf ihr Angebot, das jeweils eigene Zielgruppen hat . „Ich glaube, wenn man ein spezifisches Geschäft hat, kommt der Kunde auch“, sagt Mary Mitolidis, die den Second-Hand-Laden „Die 2. Chance“ führt. Zwar stehen auch bei ihr Veränderungen an, die hätten aber nichts mit den kommenden Bauarbeiten zu tun. Vielmehr möchte sie ihr Sortiment der Nachfrage entsprechend auf hochwertige Stücke beschränken. Zudem würde sie sich räumlich gerne verkleinern – wieder in der Innenstadt.

Ellen Erb von „Nadelpracht“, einer Schneiderei mit Wollhandel, kann hingegen das Wort „Baustelle“ schon jetzt nicht mehr hören. Bereits jetzt riefen Kunden an, voller Sorge, ob man denn zum Laden komme – dabei „ist doch bisher noch gar nichts passiert“. Etwas weniger Hysterie täte ihrer Meinung nach not.

Die Verantwortlichen der Werbegemeinschaft Innenstadt (WGI) sind froh, dass die Stadt – nach der Klage des Forums – den Baustart hinter das Weihnachtsgeschäft schob. „Aufgrund gemachter Erfahrungen sind natürlich Bedenken da“, sagt WGI-Vorsitzender Hermann-Josef Pogge. Doch: „Es macht keinen Sinn, in Panik zu verfallen.“ Es gebe keinen Weg um die Baustelle herum und deshalb wolle man mit ihr konstruktiv umgehen. Ein Beispiel sei ein Shuttle-Service: „An der Idee sind wir noch dran.“