Mülheim. Die Offene Ganztagsbetreuung durch Caritas und Diakonie an der Mülheimer Grundschule Augustastraße und Meißelstraße gibt es seit zehn Jahren. OGS sorgt für Sprachförderung und soziale Förderung. Großes Jubiläumsfest ist geplant.

Der Startschuss für den Offenen Ganztag fiel in Mülheim im Jahr 2003. 2004 richteten die Caritas und das Diakonische Werk als freie Träger ihre ersten Betreuungsgruppen ein – in Styrum.

Anlässlich des zehnjährigen Bestehens der OGS an der Grundschule an der Augustastraße/Meißelstraße zieht man jetzt Bilanz. „Der Offene Ganztag ist ein Erfolgsmodell“, finden nicht nur Birgit Hirsch-Pallepu, Leiterin der Abteilung Soziale Dienste bei der Diakonie, und Georg Jöres, Leiter des Fachbereichs Jugendarbeit und Schule bei der Caritas, sondern auch Schulleiterin Simone Dausel und Uwe Alex (Schulamt).

„Die OGS ist mehr als Beaufsichtigung, sie ist Sprachförderung und soziale Förderung und eröffnet Kindern aus bildungsferneren Familien echte Bildungschancen.“, erklärt Georg Jöres. Was gerade für den Standort Augustastraße (samt Dépendance Meißelstraße) von großer Bedeutung ist.

Täglich frisch kochen

Über 90 % der OGS-Kinder haben Migrationshintergrund, cirka 60 % stammen aus einkommensarmen Familien. Und: Im Zuge der Inklusion kommen immer mehr Schüler mit besonderem Förderbedarf dazu.

Neun Mitarbeiter (in Voll- und Teilzeit) sind an der Augustastraße für 75 Kinder im Einsatz, sechs an der Meißelstraße – für 49 Knirpse. Insgesamt besuchen ca. 54 % aller Schüler den Ganztag. Zu den OGS-Teams zählen auch Köchinnen, denn an beiden Standorten gibt es täglich frisch gekochtes Essen. Die Lebensmittel steuern die Eltern bei, die deshalb nur ein geringes Essensgeld zahlen müssen. „Diese Regelung bindet die Eltern mit ein, es verstärkt ihre Beziehung zur Schule“, erläutert Jöres. „Die Kinder lernen hier Esskultur kennen, sie entwickeln gute Tischmanieren, usw.“, weiß die Rektorin.

"Schlüssel für eine gesunde Gesellschaft"

Ebenso bedeutsam im OGS-Alltag: die Hausaufgabenbetreuung, die oft in kleinen Gruppen erfolgt und auch Sprachförderangebote beinhaltet. „Unheimlich wichtig ist die Verzahnung von Vormittags- und Nachmittagsbereich. Einige OGS-Kräfte sind im Unterricht dabei, wir arbeiten konzeptuell zusammen“, so Dausel. Die Erzieherinnen pflegen auch enge Kontakte zu den Eltern – auf anderer Ebene als die Lehrerinnen. Kreativ-, Spiel und Sportangebote – auch vom Partner MSB durchgeführt – runden das OGS-Angebot ab. Die Schüler sollen aber auch „noch genug Zeit für freies Spiel haben“.

Steckt die Stadt Mülheim zu viel Geld in den Offenen Ganztag, wie der Kämmerer anmahnte? „Wir sind froh über das Engagement der Stadt. So wird Chancengleichheit von Beginn an ermöglicht. Bildung ist der Schlüssel für eine gesunde Gesellschaft“, sagt Georg Jöres.

Vier neue OGS-Gruppen ohne Zusatz-Kosten?

Die Wohlfahrtsverbände haben ein Konzept zur Gründung von vier neuen OGS-Gruppen in der Stadt entwickelt, das den städtischen Etat nicht belastet.

Es basiert u.a. auf der Idee, Azubis/Studenten aus dualen Bildungsgängen einzubeziehen. Der Vorschlag wird den politischen Gremien bald vorgestellt.

Dass pädagogisches Fachpersonal und der bisherige Personalschlüssel (2 bzw. 1,5 Betreuerstellen pro Gruppe) notwendig sind, findet auch Birgit Hirsch-Pallepu: „Vor allem, wenn die Inklusion fortschreitet.“ Aber: Die Verbände suchen mit nach Wegen, die mehr OGS für weniger Geld ermöglichen (siehe Info-Kasten).