Eppinghofen. . Heilige Räume in trister Hülle: Seit 14 Jahren bietet derArrahma Moscheeverein in dem heruntergekommenen Gebäudekomplex an der Aktienstraße 23-53 einen Ort zum Beten- und hilft Migranten nebenbei bei der Bewältigung ihres Alltags.
Die Fensterscheiben sind bedeckt von Staub und es bröckelt von der Fassade: Die grauen Wolken am Himmel, sie stehen dem Gebäudekomplex an der Aktienstraße 23-53 gut. Einen heiligen Raum würde hier niemand erwarten. Dennoch ist hier seit 14 Jahren der marokkanische Arrahma Moscheeverein ansässig. Im beigen Gebäudeteil A hinter dem Pförtnerhaus bietet er vier Räume zum Beten. Nebenbei lotst er Migranten durch den Alltag – und das schon seit seinen Anfängen im Jahr 1990.
Gegründet hatte sich der Verein als Beratungsstelle für die erste Generation marokkanischer Gastarbeiter. Im vergangenen Jahr wurden 50 Jahre marokkanische Migration in Mülheim gefeiert. Aber auch nach vielen Jahren in Deutschland hatte manch ein Gastarbeiter 1990 Probleme mit der Sprache, erinnert sich Ahmed Gassa, stellvertretender Vorsitzender des Moscheevereins. Eine zentrale Anlauf- und Förderstelle fehlte in Mülheim – bis zur Gründung vom marokkanischen Verein.
Wie die Immobilie an der Aktienstraße genutzt wird
Der Gebäudekomplex an der Aktienstraße 23-53 stand viele Jahre unter Zwangsverwaltung. Vorher gab es temporäre Zwischennutzungen – vom Schlüsseldienst bis zum Makler.
Eine Lagerhalle im hinteren Teil des Komplexes nutzt der Maschinenhändler Zuma. Auch ist der Haustechnik-Händler Collin in der Großimmobilie ansässig. Gebäudeteil A wird von dem Arrahma Moscheeverein genutzt, steht ansonsten aber leer.
Im Frühjahr übernahm ein Privatinvestor die gesamte Liegenschaft. Renovierungen oder Umbauten stehen aber noch aus.
Der Moscheeverein wird bei einem Umbau vermutlich umziehen müssen – jedoch hofft er in einen anderen Raum der Immobilie umziehen zu können.
Diese Integrationsfunktion hat der Verein bis heute beibehalten. Flüchtlinge erhalten hier Hilfe zur Bewältigung ihres neuen Lebens in Deutschland – und finden einen Rückzugsort für ihre Gebete. „Wenn ein Moslem in ein neues Land kommt“, sagt Gassa, „dann geht er als erstes auf die Suche nach einer Moschee.“ Auf die Flüchtlinge zugehen muss der Verein darum nicht. „Die Familien kommen von ganz alleine“ – mag der Standort noch so unscheinbar sein.
Aufwändige Renovierung
„Manchmal ist uns das Gebäude schon ein bisschen peinlich“, gibt Ahmed Gassa zu, „aber eigentlich ist es eine super Lage für uns.“ Denn hier gebe es keine Nachbarschaft, die man störe, falls es wie beim nächtlichen Fastenbrechen im Ramadan etwas später wird. Und schließlich bedeutet die triste Fassade nicht, dass es im Inneren genauso aussieht – auch wenn es das am Anfang tat. „Die Räume waren Schrott“, so Gassa. „Aber wir haben sehr viel Geld hier reingesteckt und jedes Jahr ein Stück mehr renoviert.“
Die Räume im Erdgeschoss von Gebäudeabteil A nutzt der Verein nicht nur zum Beten. „Wir geben auch Nachhilfe- und Arabischunterricht für Kinder“, erklärt Gassa. Die nicht-religiösen Aktivitäten sind jedoch in einen anderen Verein verlagert. Im Jahr 2000 hat sich Gassas Gemeinschaft in den Moscheeverein und den Marokkanischen Kultur- und Sportverein aufgeteilt. Zwar sind in beiden Gruppen dieselben rund 40 Familien aktiv – aber durch die Aufteilung wollte Ahmed Gassa ein Zeichen der Trennung von Religion und Politik setzen. „Politische Diskussionen können in Treffen des Kulturvereins stattfinden.“ Trifft man sich beim Moscheeverein, geht es alleine: ums Gebet.