Mülheim. Die Mülheimer Top-Triathletin Sabine Hempel arbeitet Vollzeit als Pflegerin im Evangelischen Krankenhaus. Neben dem Schichtdienst trainiert sie bis zu 20 Stunden pro Woche. Jetzt will sie bei den Ironman-Weltmeisterschaften in Hawaii eine gute Figur machen. Von ihren Kollegen erhält sie volle Unterstützung.

Vollzeittätigkeit auf der Intensivstation: Willkommen im Reich der stressgebeugten Raucher mit bleibenden Augenringen? Nein, es geht auch anders, und Sabine Hempel gibt ein überzeugendes Beispiel. Die 32-jährige Mülheimerin arbeitet als Pflegerin im Evangelischen Krankenhaus und geht auch als Triathletin hart an ihre Grenzen. Übernächsten Samstag will sie sich durch die Lavalandschaft von Kona kämpfen, bei der diesjährigen Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii.

Die Sportlerin, die am Scharpenberg wohnt und für den ASV Duisburg startet, trainiert seit Jahren für diesen Elite-Wettkampf, der maximale Leistungen auf der Langdistanz fordert: 3,86 km Schwimmen, 180,2 km Radfahren plus Marathonlauf. Sabine Hempel absolviert neben dem Schichtdienst in der Klinik bis zu 20 Trainingsstunden pro Woche, den Großteil davon im Fahrradsattel.

Dass sie aber schon jetzt, 2014, die Qualifikation für Hawaii schaffte, kam für sie selber überraschend. Im Juli gelang ihr das beim Ironman Frankfurt, wo sie nach 10 Stunden 22 Minuten die Ziellinie querte. Es war mehr als 32 Grad heiß an jenem Tag, der Wettkampf eine Quälerei, aber sicher nur ein schwacher Vorgeschmack dessen, was die Triathleten auf Hawaii erwartet, wo man bei noch größerer Hitze auf rauem Asphalt nirgendwo Schatten findet.

Foto der Trainingspartnerin als Glücksbringer

Sabine Hempel freut sich trotzdem auf die Herausforderung. Ihre Erwartungen passt sie dem Klima an: „Ich möchte unter 11 Stunden 30 bleiben, aber alle sagen, beim ersten Mal ist Ankommen das Ziel.“ Auf die erste Etappe geht sie am heutigen Mittwoch: frühmorgens von Mülheim nach Frankfurt, um 14 Uhr in die Luft. Sie sagt: „In den letzten Wochen habe ich mehr Mails geschrieben als trainiert, um Sponsoren zu finden, die meine Reisekosten decken.“

Schnellste Frau siegte in 8:52:14 Stunden

Rund 2000 Athleten und Athletinnen starten am 11. Oktober gegen 7 Uhr morgens bei den diesjährigen Ironman-Weltmeisterschaften durch die Lavafelder von Kona, größte Insel Hawaiis.

Einen neuen Streckenrekord bei den Frauen stellte im Vorjahr die 33-jährige Australierin Mirinda Carfrae auf, mit einer Siegerzeit von 8:52:14 Stunden. Dabei lief sie den Marathon in sensationellen 2:50:38 Stunden.

Als Glücksbringer hat sie stets ein Foto ihrer Trainingspartnerin dabei, „und einen kleinen Schutzengel von meinen Eltern“. Da sie mit der Qualifikation in diesem Jahr nicht rechnete, hatte sie für Oktober auch gar keinen Urlaub eingeplant. Die 17 Tage werden nun durch Vor- und Nacharbeit ausgeglichen, Kollegen verschoben eigene freie Tage, damit Sabine Hempel ihre Traumreise antreten kann. Dass sie Dienste tauschen muss, etwa weil Wettkämpfe anstehen, kommt häufiger vor: „Sehr viele aus dem Team haben dafür Verständnis.“

Hempel will die Zehn-Stunden-Marke knacken

Dennoch sei die pflegerische Arbeit auf der Intensivstation „manchmal kraftraubend“, findet die Ausdauersportlerin. „Wenn ich fünf Nachtdienste hintereinander hatte, und hier brennt die Hütte, kann ich vielleicht am nächsten Tag nicht 30 Kilometer laufen.“

Im nächsten Jahr möchte die Triathletin gerne die Zehn-Stunden-Marke knacken. Die Überlegung, im Job kürzer zu treten, sei durchaus da, gibt sie zu. „Weniger zu arbeiten, wäre schön. Aber dafür bräuchte ich einen festen Sponsor. Sonst geht es nicht.“