Mülheim. Sechs neue Dreifach-Turnhallen wären nötig, um Schulen und Vereine ausreichend zu versorgen. Mit der Anerkennung der Luisenschule als Sportschule NRW könnte eine realisiert werden.

Sportstadt Mülheim? Zumindest was die Sporthallen angeht, steht die Stadt alles andere als gut da. „Wir haben eine deutliche Unterversorgung“, beklagt die Leiterin des Mülheimer Sport-Service, Martina Ellerwald. Vor allem die Stadtmitte sei betroffen. Nach Berechnungen verfügt die Stadt über 61 sogenannte Übungseinheiten für Schulen und Vereine, 19 Einheiten fehlen, um ein ausreichendes Angebot zu anzubieten. Eine Dreifachturnhalle würde drei Einheiten bieten, sechs würden den Bedarf decken. Doch das wären Wunschträume. Eine große Halle könnte jedoch realisiert werden.

In diesen Tagen hat das Land die Luisenschule als Sportschule NRW ausgewählt. 18 davon gibt es landesweit. Es sind Schulen, die bereits jetzt dem Leistungssport zugewandt sind und mit Vereinen zusammenarbeiten. Das Mülheimer Gymnasium, so Schulleiter Bernd Trost, sei seit zehn Jahren bereits Partnerschule des Leistungssports. Um junge Talente zu finden und zu fördern unterstützt das Land diese Schulen. Konkret: Eine Dreifachturnhalle an der Südstraße im Wert von sechs Millionen fördert das Land zu 80 Prozent. „Es dürfte für uns die letzte Chance sein, eine solche Halle mit Hilfe von Landesgeldern zu bekommen“, sagt Martina Ellerwald.

Politiker freuen sich über Anerkennung

Die Sportpolitiker freuen sich zwar über die Anerkennung, haben aber erhebliche Bedenken, was den Eigenanteil betrifft. Mit 1,2 Millionen müsste die Kommune sich am Bau beteiligen, der 2016/17 realisiert werden soll. Ein Beitrag, so Ellerwald, der auf Jahre gestreckt über die Sportpauschale finanziert werden könnte, ohne dass der komplette Jahresetat draufginge. Problematischer ist die Deckung der laufenden Kosten von rund 410.000 Euro jährlich, wobei dabei auch sämtliche Sanierungen der nächsten 50 Jahre berücksichtigt wären, heißt es.

Der erste Vorschlag der Stadt war, diese Kosten über eine Erhöhung der Grundsteuer B abzudecken, was alle Immobilienbesitzer treffen würde. „Steuererhöhungen für eine neue Sporthalle – das lehnen wir strikt ab“, betont Ramona Baßfeld, sportpolitische Sprecherin der CDU, und es denken sehr viele in der Politik so: „Wir haben alle Bauchschmerzen damit.“ Bis Mitte November soll die Stadt nun einen alternativen Vorschlag zur Finanzierung machen. Wie die Chefin des Sport-Service betont, würden von der neuen Dreifachhalle längst nicht nur die Luisenschüler profitieren, sondern auch andere Schulen, die dann in der RWE- und Harbeckehalle durch den Weggang der Luisenschüler freie Hallenkapazitäten bekämen. Und: Nach 17 Uhr sowie an Wochenenden wäre die neue Halle für Vereine nutzbar.

Fest steht: Macht die Stadt nicht mit, ging die Landesförderung flöten. Und mit ihrer jetzigen kleinen Sporthalle kann die Luisenschule keinen Preis gewinnen.

Kommentar 

Was haben die Städte in der Vergangenheit nicht alles an Förderung angenommen, nur weil es halt gefördert wurde! Und jetzt wieder diese Verlockung von 80 Prozent. Zupacken? Auf jeden Fall! Es geht hier eben nicht um ein Prestigeprojekt für wenige. Es geht um Bildung, Talentförderung, Gesundheitsförderung und vor allem um die Milderung eines eklatanten Mangels an Sportstätten. Es geht auch um Schüler nächster Generationen.

Wenn die lokale Politik sich Bildung und Schule als d e n Schwerpunkt gesetzt hat, dann bitte auch dahin die freien Mittel lenken und sie an anderer Stelle halt streichen – trotz möglicher Proteste. Steuern zu höhen, ist die einfachste Lösung, aber auch die schlechteste. Sie würde Begehrlichkeiten schaffen, die niemals zu erfüllen wären.