Mülheim. Nennen wir es eine minimal-invasive Operation am Bau: Für 20 Millionen Euro entsteht im Innenhof des Mülheimer Marien-Hospitals, unbemerkt von der Öffentlichkeit, ein neuer Krankenhausbau. Der Altbau an der Kaiserstraße soll 2015 fallen. Dann erst wird der Neubau im Stadtbild sichtbar.

Auch für routinierte Baufirmen ist der Neubau des Marien-Hospitals eine echte Herausforderung. Quasi durch eine kleine Toreinfahrt am Muhrenkamp erfolgt die Belieferung mit allem, was ein Gebäude braucht. Es ist eine Baustellenlogistik durch ein Nadelöhr, eine minimal-invasive Operation am Bau. „Über die Dächer dürfen wir die Lasten nicht hieven“, sagt Projektleiter Markus Rau. Und weil sich das alles im Innenhof des Klinikkomplexes abspielt, bekommen die Bürger von einer der derzeit größten Baustellen mitten in der Stadt fast nichts mit.

Das wird sich Ende des nächsten Jahres im wahrsten Sinne des Wortes schlagartig ändern, denn dann fällt in kürzester Zeit der alte Krankenhaus-Bau entlang der Kaiserstraße, und zu sehen sein wird ein heller Klinikbau mit 6800 Quadratmetern Geschossfläche, vier Etagen, auf denen sich vier Stationen mit 136 Betten befinden werden. 20 Millionen Euro investiert die Contilia-Gruppe, zu der auch das Essener Elisabeth-Krankenhaus gehört, in den Neubau, der die Krankenhauswelt an der Kaiser- und Adolfstraße nicht nur moderner, sondern vor allem auch übersichtlicher macht.

"Wir gewinnen vor allem auch kürzere Wege"

„Wir liegen im Zeitplan“, sagt Rau. „Die erste Etage ist erreicht, jeden Monat kommt eine weitere Ebene oben drauf.“ Dann geht der Innenausbau los, womit die Lärmbelästigung der Patienten deutlich abnehmen werde, so der Projektleiter.

Enge Zusammenarbeit von drei Krankenhäusern

Was der Patient in der neuen Klinik erwarten darf, prangt jetzt schon in großen Buchstaben an der Fassade des Altbaus entlang der Kaiserstraße: Nächstenliebe, Fürsorge, Herzlichkeit. Begriffe, die zwar beim Abriss sichtbar fallen, aber im Haus, so verspricht die Klinikleitung, weiter gelebt werden.

Mit dem Neubau übernimmt Hubert Brams (54) neben Dirk Albrecht die Geschäftsführung des St. Marien-Hospitals. Brams ist seit über 30 Jahren in verschiedenen Bereichen von Krankenhäusern tätig gewesen. Angefangen hat er in der Pflege von Kranken, eine Erfahrung, die er heute in seiner Position als sehr hilfreich einstuft. Seit dem Jahr 2000 war der Ökonom in der Geschäftsführung der Katholischen Kliniken Ruhrhalbinsel tätig, sie gehören seit März dieses Jahres zur Contilia Gruppe. Eine enge Zusammenarbeit zwischen dieser Klinik, dem Elisabeth-Krankenhaus und dem Marien-Hospital wird künftig angestrebt.

Im Erdgeschoss werden sich künftig die Funktionsbereiche befinden: EKG, Ultraschall, die Endoskopie, die Radiologie. Darüber liegen dann die Stationen der internistischen, konservativen Medizin. „Wir gewinnen vor allem auch kürzere Wege“, sagt Geschäftsführer Dr. Dirk Albrecht und weist auf die künftige klare Gliederung des Krankenhauses hin: Am Muhrenkamp die Psychiatrie, an der Kaiserstraße die Innere Medizin, im hinteren Bereich an der Adolfstraße die operativen Fächer. Der Haupteingang bleibt an der Adolfstraße.

"Wir investieren nicht nur in Steine"

Die Gesamtbettenzahl wird sich nur gering erhöhen, auf 367. Zusätzliche Kapazitäten braucht die Psychiatrie, die mit 106 Prozent ständig überbelegt sei, heißt es. Für das Krankenhaus ist der Neubau eine zwingende Notwendigkeit, aber auch ein finanzieller Kraftakt. Vor zehn Jahren gab es bereits die ersten Überlegungen für den Neubau. Anders als früher, als das Land die Kliniken nach Projekten und damit mit Millionen förderte, erhält das Marien-Hospital heute nur noch eine jährliche Krankenhauspauschale von 600.000 Euro.

„Wir investieren aber nicht nur in Steine“, betont Hubert Brams, der ab 1. Oktober neben Albrecht die Geschäftsführung übernimmt. „Nah am Menschen“ lautet das Leitbild, heißt: „Wir investieren auch stark in Pflege und in Personen“, sagt Brams. „Eine sehr gute Medizin und eine gute Pflege“, so Albrecht, „wird heute in jedem Krankenhaus vorausgesetzt.“