Mülheim. Das neue „Contilia Endoprothetikzentrum“ am Mülheimer Marien-Hospital ist spezialisiert auf das Einsetzen künstlicher Gelenke. Es werden aber nur Patienten operiert, bei denen alle anderen Behandlungsmöglichkeiten nicht mehr in Frage kommen. Das Zentrum wartet zur Zeit noch auf seine Zertifizierung.

Wenn der Einsatz eines künstlichen Hüft- oder Kniegelenks medizinisch erwogen wird, sind andere Behandlungsmöglichkeiten längst ausgeschöpft, machen Schmerzen oder zunehmende Unbeweglichkeit den Eingriff nötig. Im neuen „Contilia Endoprothetikzentrum“ am Marien-Hospital (SMH) werden jährlich 500 Knie- und Hüftgelenke ersetzt. Endo-Prothesen sind „Innen“-Prothesen, also Implantate, die dauerhaft im Körper bleiben.

Das Kath. Haus hat seit 25 Jahren Erfahrung mit künstlichen Gelenken. Das Endoprothetikzen­trum wurde aber erst vor kurzem gegründet und ist derzeit in der Zertifizierung, ein Verfahren, bei der Standards nachgewiesen werden müssen. „Jeder Operierende,“, so Chefarzt Dr. Stephan Elenz, „muss etwa eine bestimmte Anzahl von OPs nachweisen.“ Das „Contilia Endoprothetikzentrum“, das Aufklärung und Beratung groß schreibt, wird von zwei Ärzten geleitet: dem niedergelassenen Orthopäden Dr. Ulrich Pfeiffer, dem Chefarzt der orthopädischen Belegklinik mit 25 Betten, und Dr. Elenz, Chef der Klinik für Unfall- und Orthopädische Chirurgie. Die erfahrenen Operateure werden am Donnerstag, 3. April, 18 Uhr, im St. Marien-Hospital über künstliche Gelenke referieren und das Endoprothetikzentrum vorstellen.

Probleme zumeist bei Älteren

Hüft- und Knieverschleiß sind behandlungsbedürftige Probleme zumeist Älterer, im Schnitt leiden in der Gruppe der 75- bis 85-Jährigen etwas über 40% der Frauen und etwas unter 40% der Männer daran, erläutert Dr. Pfeiffer. Jüngere werden seltener operiert, Altersgrenzen nach oben gebe es nicht, so die Ärzte. Es sei denn, es handele sich um Patienten, denen es allgemein so schlecht gehe, dass grundsätzlich nicht an eine OP zu denken sei. Ein- bis eineinhalb Stunden dauere so ein Eingriff, am zweiten Tag danach dürfe der Patient das Bett verlassen, nach zwölf Tagen auch das Krankenhaus. Nach der OP sei die Reha wichtig.

Viele Arthrosepatienten würden zu lange warten. „Sie sollten eher zu uns kommen, bevor sie sich aus Unbeweglichkeit ganz aus dem sozialen Leben ausgrenzen“, rät Elenz. „Es geht um Lebensqualität im Alltag, kann man etwa noch die Treppen steigen“, ergänzt Pfeiffer. Auch verließen sich viele zu lange auf Schmerzmittel, was etwa Leber und Nieren schädigen könnte. „Es gibt Patienten, die nehmen so viel Schmerzmittel, dass sie dialysepflichtig werden“, weiß Dr. Elenz.

Wer das künstliche Gelenk als „Ersatzteil“ ansieht, den Eingriff auf die leichte Schulter nimmt, dürfte eines Besseren belehrt werden. „Wir entscheiden hier sehr kritisch“, betont Dr. Pfeiffer, „ob operiert wird oder nicht.“

Endoprothetik am EKM

Auch das Endoprothetikzentrum am Evangelischen Krankenhaus Mülheim (EKM) sieht seiner Zertifizierung entgegen. Dr. Ulf Kerkhoff, der Chefarzt der Klinik für Unfall-, Wirbelsäulenchirurgie und Orthopädie, rechnet im Laufe dieses Sommer damit. Am EKM werden pro Jahr rund 250 Knie- und Hüftgelenke durch eine Endoprothese ersetzt, sowie rund 40 Schultergelenke. Am EKM hat man seit über 30 Jahren Erfahrung mit künstlichen Gelenken. Hüftgelenke waren die ersten, die durch eine Endoprothese ersetzt werden konnten.

Wie im St. Marien-Hospital gibt es auch am EKM drei Operateure, die mindestens 50 entsprechende Eingriffe im Jahr nachweisen müssen. Eine erteilte Zertifizierung wird alle zwei Jahre überprüft.

Eine Endoprothetik-Sprechstunde findet dienstags von 9 bis 10 Uhr statt. Termine unter: 309-2430.