Mülheim. . Der Facharzt Dirk Tittgen informiert in der Reihe „Doc-Treff“ über die Darmerkrankung Divertikulose. Diese gilt als Volkskrankheit in Industrieländern und betrifft auch immer mehr junge Menschen. Ein Interview.

Ein typisches Szenario bei der jährlichen Untersuchung zur Früherkennung vom Darmkrebs: „Soweit ist alles in Ordnung“, beruhigt der Arzt. „Nur die Divertikel müssen wir im Blick behalten.“ Diver-was? Wovon spricht der Arzt? Und gibt es wirklich keinen Grund zur Sorge? Dr. med. Dirk Tittgen, Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie, klärt auf.

Was genau ist eine Divertikulose?

Dr. med. Dirk Tittgen: Kennzeichen einer Divertikulose sind Ausstülpungen im Darm, sogenannte Divertikel. Diese können vor allem im Dickdarm entstehen.

Divertikel werden meist zufällig entdeckt. Empfehlen Sie auch gezielte Regeluntersuchungen für Divertikulose?

Dr. Tittgen: Nein. Divertikel werden erst zu einem Problem, wenn sie sich entzünden. Dann spricht man von einer Divertikulitis. Eine solche Entzündung ist gefährlich und kann tödlich sein. Aber auch wenn man weiß, dass man Divertikel hat, sollte man erst bei wirklichen Beschwerden einen Arzt aufsuchen. Meist handelt es sich um Schmerzen im linken Unterbauch.

Infoabend über Divertikulose

Aufklären über Divertikulose wird Dr. Tittgen auch am Mittwoch, 10. September, in der Ev. Familienbildungsstätte am Scharpenberg 1b. Der Vortrag beginnt um 18 Uhr. Im Anschluss steht Tittgen für Fragen zur Verfügung.

Der Infoabend findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Doc-Treff“ statt, die Interessenten die Möglichkeit gibt, sich über bestimmte Krankheiten zu informieren. Die Doc-Treff -Reihe wird veranstaltet von Mülheimer Haus- und Fachärzten. Weitere Informationen gibt es im Internet: www.doc-net-mh.de

Mit Divertikeln lässt es sich also beschwerdefrei leben. Warum halten Sie eine Aufklärung dennoch für so bedeutend?

Dr. Tittgen: Auch heute noch empfehlen manche Ärzte, Divertikel zu operieren oder Entzündungen mit Antibiotika zu behandeln. Dabei ist beides nur in schweren Fällen zu empfehlen. Außerdem wird Divertikulose oft mit einer Reizdarmerkrankung verwechselt, da Diagnosen bei Untersuchungen zu hastig erfolgen. Es reicht nicht, den Bauch abzutasten, um eine Divertikulitis festzustellen.

Im Westen ist Divertikulose eine Volkskrankheit. Warum?

Dr. Tittgen: Eigentlich betrifft Divertikulose vor allem alte Menschen. Die Bindegewebeschwäche im Alter und der erhöhte Druck, den man im Alter für den Stuhlgang aufwenden muss, bewirken, dass sich die Darm-Schleimhaut nach außen wölbt und Divertikel entstehen. Inzwischen sind allerdings auch viele junge Leute betroffen. Über 30 Prozent der Krankenhauspatienten haben eine Divertikulose. Unser Wohlstandsleben aus Fleischkonsum und wenig Bewegung zählt man als Grund dafür. Mit ballaststoffreicher, vegetarischer Kost und Sport kann man vorbeugen.

US-Studien haben gezeigt, dass ballaststoffreiche Ernährung sogar schaden könnte. Wie sehen Sie das?

Dr. Tittgen: Wenn sich die Divertikel entzündet haben, ist eine solche Ernährung tatsächlich schädlich. Dann sollte man den Magen entlasten. Aber zur Vorbeugung eignen sich Ballaststoffe sehr gut.