Mülheim.

In der Diskussion um die Jahresausstellung der Mülheimer Künstler erfährt die Meinung von Marc Hessling, Anwalt und Mitglied im Vorstand des Mülheimer Kunstvereins eine kritische Resonanz.

Von Besuchern geschätzt

Er reklamiert die Klasse statt der Masse. Was will Herr Hessling damit sagen? Eine Jahresausstellung ortsansässiger Künstler sollte Arbeiten zeigen, mit denen der/die Einzelne sich in dem Jahr künstlerisch auseinander gesetzt hat. Das wird seit vielen Jahrzehnten von den kunstinteressierten Besuchern in Mülheim verfolgt und sehr geschätzt. Die Forderung, dass eine Kunstausstellung den Besuchern gefallen muss, spricht Bände und entlarvt Herrn Hessling vollends. Das Alter der Künstlerschaft scheint für ihn zusätzlich ein Problem darzustellen. Ein Kriterium, das mehr als unsachlich und sogar diskriminierend ist.

Hier haben vor vielen Jahren anerkannte Mülheimer Künstler gemeinsam mit dem Museum ein Ausstellungsformat beschlossen, um dass wir in den Nachbarstädten viele Jahre beneidet wurden. Künstler, Museum und Stadt sollten darauf stolz sein. Das sollte die Kunstschaffenden verpflichten, über die Durchführungen dieser Jahresausstellungen nachzudenken, um den Austausch mit den Besuchern zu aktivieren.

Zur Zeit beschäftigt sich ein Arbeitskreis innerhalb der Mülheimer Künstlerschaft selbstkritisch mit Reformen der Jahresausstellung und würde sich sehr freuen, diese in den nächsten Wochen mit der Museumsleitung zu diskutieren. Natürlich begrüßt auch die Künstlerschaft eine Erweiterung durch ein Ausstellungsformat, das regionale Kunst präsentiert und zu der sich auch Mülheimer Künstler bewerben können. Aber bitte nicht auf Kosten eines erfolgreichen Formats wie der Jahresausstellung. (Heiner Schmitz, Künstler)

Weiterdenken des Bestehenden

Wir, die Künstler, wussten es immer schon, Kunst muss gefallen: Gefallkunst. Sicherlich ist ein Überdenken und Weiterdenken des Bestehenden erforderlich – zumal die Kunst (nicht nur in Mülheim) Gefahr läuft, zu einem reinen Unterhaltungsmedium zu werden, um sich letztendlich in Promiskuität aufzulösen. (Jürgen Gromoll, Künstler)

Ausstellung spiegelt Stand wider

Diese Ausstellung ist eine „Mülheimer Ausstellung“ – sie spiegelt unsere Stadt wider, ihre künstlerische Realität und auch die veränderte Altersstruktur. Sollte man wirklich vorhaben diese Ausstellung auf die Künstler des Ruhrgebietes auszudehnen, was soll das bringen? Meiner Meinung nach geht es darum, die „Mülheim-Künstlerschaft“ zu stärken, mit ihr in den Diskurs zu treten - nicht sie abzuwerten als Provinz und/oder zu alt. Vom Museum muss viel mehr ausgehen als nur die Jahresausstellung – es muss die Künstler fordern und inspirieren. (Gerold Hamé, Galerist)

Nichts für junge Künstler getan

„Die Ameise hält das Johanniswürmchen für ein großes Licht.“ Mit diesem Sprichwort möchte ich meine Antwort an Rechtsanwalt Hessling einleiten. Auch wenn noch mehr Mitglieder des Kunstvereins sich berufen fühlen, die Mülheimer Künstler schlecht zu schreiben „Masse statt Klasse… der Mehrzahl der ausgestellten Exemplare“ werden die Argumente nicht überzeugender! Richtig ist die Tatsache, dass es in einer Stadt, die eine bedenkliche Altersstruktur hat, und in der seit Jahrzehnten nichts für junge Künstler getan wird – keine Arbeitsräume, keine Aufträge, keine Ankäufe – es an Nachwuchskünstlern fehlt! Positiv sehe ich die Idee der Präsentation regionaler Künstler. (H. Schmitz-Schmelzer, Künstler)