Mülheim. . Besucher legten beim Handwerkermarkt selbst Hand an Sägeblock oder Spinnrad: Jenseits von moderner Technik demonstrierten dort nämlich Saarner Handwerker, wie wohl damals im Kloster gearbeitet wurde.

„Klösterlich – das klingt immer ein wenig langweilig und weltfremd, aber ich bin überzeugt, dass es heute ein spannender und unterhaltsamer Tag wird“. Pater Prinz von der St. Mariä Himmelfahrt Gemeinde in Saarn sollte Recht behalten. Etwa 1500 Besucher zog es am Samstag zum Kloster Saarn, um den mittelalterlichen Handwerkermarkt zu besuchen. Zahlreiche Saarner Handwerker veranschaulichten jenseits von moderner Technik das Handwerk, wie es auch vor 800 Jahren von Nonnen und anderen Klosterverbündeten ausgeübt wurde.

Ob Steinmetze, Zimmermänner, Schreiner oder die Kunst der Spinnerei – die Spannweite war groß und lockte die Besucher zum Zusehen, Mitmachen und Fragen stellen. „Wir haben heute viele unbekannte Gesichter gesehen, was uns sehr freut“, sagt Michael Raaben vom Verein der Freunde und Förderer des Klosters. „Viele Veranstaltungen sind geprägt durch alte Bekannte. Aber heute sind so viele Menschen hier, die sich für das Kloster und aber speziell für das alte Handwerk interessieren. Das ist wirklich toll!“

Entdeckungsreise für Kinder

Gerade für die Kinder war der Klösterliche Handwerkermarkt eine Entdeckungsreise. An den verschiedenen Stationen konnten sie sich zu „Kleinen Klosterhandwerksgesellen“ küren lassen. Nägel in einen großen Stamm schlagen, Löcher für das Insektenhotel bohren oder Herzen aus Schieferplatten schlagen, der Andrang war groß, um sich an den Stationen auszutoben und zu behaupten. „Das macht mir sehr viel Spaß“, sagt Jonah. Der Achtjährige hat schon zehn Nägel in den Holzstamm versenkt. „Ich finde es spannend, wie die Menschen damals hier gearbeitet haben.“

Auch Nadine Müller ist mit ihrem Sohn zum Klostermarkt gekommen. „Mein Mann und ich haben unseren Kleinen mit dem Mittelaltertick angesteckt“, lacht die Broicherin. „Es ist toll, dass die Kinder hier so viel ausprobieren und mitmachen können. Allemal besser, als vor dem Fernseher zu sitzen.“ Doch auch die erwachsenen Besucher nutzten die Möglichkeit, selbst einmal Hand anzulegen, wie etwa am Sägeblock der Zimmermänner oder aber auch am Stand des Mülheimer Spinntreff. Dort demonstrierten Karen Erdmann-Brehm und ihre Kolleginnen, wie wohl damals auch im Kloster Saarn aus Schafswolle Garn entstand, welches dann zu Kleidung weiter verarbeitet wurde. „Bei Ausgrabungen hier am Kloster ist ein so genannter Spinnwirtel gefunden worden“, erklärt Karen Erdmann Brehm. „Also weiß man ganz sicher, dass die Nonnen hier im Kloster gesponnen haben.“

Dank der Saarner Handwerker ist das Kloster nun auch um eine Attraktion reicher. Um zu demonstrieren, wie viel Handwerkskunst schon damals praktiziert wurde, entstand in Zusammenarbeit ein mittelalterlicher Pavillon. Ehrenamtlich versteht sich. Nach der offiziellen Schlüsselübergabe wurde das neue Konstrukt von Pater Prinz geweiht und offiziell in das Eigentum des Klostervereins übergeben. „Dass dieser Pavillon mit so viel Herzblut gebaut wurde, hat uns alle begeistert“, betont Steffi Horn vom Förderverein. „Ich schaue in glückliche Gesichter und bin es selbst auch.“