Mülheim. In der Müllschluckeranlage des Hochhauses am Hans-Böckler-Platz 1 kam es am Dienstagmorgen zu einem Brand mit starker Rauchentwicklung. Insgesamt evakuierte die Feuerwehr 70 Bewohner, eine Person wurde leicht verletzt. Nun suchen Experten der Polizei und Feuerwehr nach der Brandursache.

Viele der Bewohner schliefen noch, als die Feuerwehrleute am Dienstag gegen 7.15 Uhr laut an ihren Türen hämmerten. Über dem Hochhaus am Hans-Böckler-Platz 1 waren am Morgen dicke Rauchschwaden aufgestiegen. In der hauseigenen Müllschluckeranlage war ein Brand ausgebrochen, so dass 70 Bewohner evakuiert werden mussten. Am Ende kamen sie mit dem Schrecken davon, nur eine Person wurde wegen einer leichten Rauchgasvergiftung behandelt.

Renate Olsson hat sich in eine Decke eingehüllt. Zusammen mit ihren Nachbarn sitzt die Bewohnerin der 21. Etage nun in einem Bus der Mülheimer Verkehrsgesellschaft, den die Feuerwehr provisorisch für die Evakuierten eingerichtet hat. Unter der Decke trägt sie noch ihr Nachthemd, so schnell musste es am Morgen gehen. „Ich habe noch geschlafen, als es plötzlich kräftig an der Tür pochte“, erzählt Renate Olsson.

Türen abdichten und Fenster öffnen

Wie es zum Brand kam, steht noch nicht fest – Feuerwehr und Polizei ermitteln. Um 7.15 Uhr war der Alarm aus dem 22. Stock des Hochhauses über die Brandmeldeanlage eingegangen. Am frühen Nachmittag war der Einsatz beendet.

Wenn Rauch im Treppenhaus oder der Wohnung wahrgenommen wird, so Feuerwehrsprecher Thorsten Drewes, sei es zunächst sicher, in der Wohnung zu bleiben. Er rät: „Den Türschlitz mit einem nassen Handtuch abdichten, Fenster öffnen und die Feuerwehr alarmieren.“

„Die Feuerwehr sagte, ich solle mir schnell etwas anziehen. Ich schnappte mir nur den Schlüssel, schlüpfte in meine Schuhe und dann ging es auch schon durch das verqualmte Treppenhaus hinunter.“ In dem provisorischen Busquartier bekommen sie und ihre Nachbarn etwas zu essen und Kaffee zum Aufwärmen. Auch Notärzte, Sanitäter sowie Notfallseelsorger stehen für die Betroffenen bereit.

„In meiner Wohnung war es etwas nebelig“, berichtet eine Nachbarin aus dem 21. Stock. „Da ich verschnupft bin, habe ich aber nichts gerochen.“ Zur Vorsicht legte die Frau ein nasses Handtuch vor den Türschlitz, öffnete die Balkontür und wartete, bis die Einsatzkräfte an die Tür klopften. Auch Gisela und Peter Ketzer sahen die Rauchschwaden, die bereits durch ihren Flur waberten. Sie entschlossen sich, schnell aus ihrer Wohnung im 17. Stock des Hauses nach unten zu laufen. „Es roch nach verbranntem Kunststoff“, sagt Peter Ketzer.

Seine Frau ergänzt: „Ich habe nur daran gedacht, welche Sachen ich mitnehmen soll.“ Ihr Hündchen nahm sie an die Leine, dann packte sie Schminktasche und ein paar andere Kleinigkeiten ein. Durch das verrauchte Treppenhaus ging es nach draußen. „Dann sind wir erst mal einen Kaffee trinken gegangen“, sagt Ehemann Peter Ketzer. „Denn wir wussten: Das kann dauern.“

Feuerwehr kontrollierte 130 Wohnungen

In der Tat müssen die Einsatzkräfte der Feuerwehr nach Bekämpfung des Brandes im Müllschlucker zunächst jede der insgesamt 130 Wohnungen des 23-stöckigen Hauses kontrollieren. „Zudem werden die Treppenhäuser von oben bis unten durchlüftet“, erklärt Feuerwehrsprecher Thorsten Drewes. „Bei allen Betroffenen führten wir außerdem CO-Messungen durch, die aber negativ verlaufen sind.“

Drei Löschzüge rückten aus, der Rettungsdienst, Polizei und die Freiwillige Feuerwehr – insgesamt 50 Einsatzkräfte waren vor Ort. Zwischen Kaiserplatz und Althofstraße sperrte die Polizei die Straßen ab, was Rückstaus zur Folge hatte.

Gegen 11 Uhr durften die ersten Bewohner schließlich in ihre Wohnungen zurück. „Wahrscheinlich müssen wir erst mal gut durchlüften“, glaubt Gisela Ketzer.