Mülheim. Angehende Brandmeister trainierten jetzt in Mülheim zum ersten Mal mit echtem Feuer. Der Ernstfall wird in Containern simuliert, aus denen eine Puppe gerettet werden muss. Mit 20 Kilo Ausrüstung schwitzen die jungen Leute in Hitze und Rauch
Mit letzter Kraft schleppt sich Sven Behmenburg aus dem glühenden Container. Raus aus der nebligen Dunkelheit. Zurück ans grelle Licht dieses Sommertages. Er stolpert durch die schmale Tür, die Hitze hat ihm beinahe alle Energie geraubt.
Seinem Kollegen Joshua Ahrentzen geht es nicht viel anders. Unregelmäßiger Atem. Er dringt unter den riesigen Masken hervor, die beide auf dem Gesicht tragen. Ein rauchiger Geruch wabert durch die Luft. Die vielen rostig-braunen Stellen an den ausrangierten Übersee-Containern zeugen von der gewaltigen Hitze, denen sie regelmäßig ausgesetzt sind.
Es brennt hier aber nur zur Übung. Auf einem Hof hinter der Hauptwache an der alten Dreherei hat die Mülheimer Feuerwehr ein Trainingsgelände eingerichtet. Hier üben die derzeit 19 Brandmeisteranwärter die Praxis ihres Berufes.
Trainingsgelände hinter der Wache
Der Hof versprüht den Charme eines alten Schrottplatzes. Kaputte Autos, Altpapiercontainer, viel Metall. Doch Schrottplatz ist natürlich Quatsch. Schließlich steht dort sogar eine Maschine herum, die in der Lage ist, Bäume zu biegen. Ganz am Ende dann: die Übersee-Container. In ihrem Inneren können reale Brandsituationen simuliert werden.
Diese Container halten Temperaturen von bis zu 1000 Grad Celsius aus. „Das ist eine Besonderheit, die nicht jede Feuerwehr hat“, sagt Thorsten Drewes, verantwortlich für Öffentlichkeitsarbeit bei der Mülheimer Brandwacht. Seit mittlerweile zwei Jahren wird hier die sogenannte Realbrand-Ausbildung durchgeführt. Zum Großteil hat der letzte Brandmeister-Lehrgang die ausgesonderten Container zu diesem Zweck umgebaut.
„Die eigene Sicherheit geht immer vor“
Am Samstag steht die simulierte Menschenrettung im Fokus. Die Ausbilder haben in den Containern zwei Brandstellen entzündet und eine Puppe versteckt. In Trupps von je zwei Personen müssen die jungen Feuerwehranwärter dann rein in die Hitze. Voll bepackt mit 20 Kiloausrüstung am Körper und dem Brandrohr zum Löschen in der Hand. Mehr als zwanzig Minuten verbringen sie im Inneren der Container.
Vor dem Übungseinsatz merkt man Sven Behmenburg und Joshua Ahrentzen die Anspannung an. „Klar ist man aufgeregt, das wird schon ziemlich heiß und die Sicht ist bei null“, sagt Behmenburg. Schon am Boden herrschen Temperaturen von mehr als 100 Grad, unter der Decke dürften es bis zu 400 sein.
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Zusammen mit einem Ausbilder geht es hinein. Vorsichtig, abwartend, trotzdem mit angemessener Geschwindigkeit – bei diesem Szenario geht es schließlich um ein Menschenleben. Trotzdem muss bei jedem Einsatz der richtige Kompromiss zwischen Tempo und Vorsicht gefunden werden. „Die eigene Sicherheit geht immer vor“, sagt Ausbilder Jörg Müller. „Denn man kann nur jemanden retten, wenn man selbst nicht in Not ist.“
Die eigene Sicherheit geht immer vor
Nach fünf Minuten kommen Behmenburg und Ahrentzen zum ersten Mal raus aus dem Rauch. Mit der Puppe in der Hand. Das Leben ist gerettet. Beendet ist ihr Einsatz damit aber nicht, das Feuer muss noch gelöscht werden. Sie kämpfen nicht nur mit Rauch und Flammen, sondern auch gegen die eigene Erschöpfung. Nach einer knappen Viertelstunde ist es geschafft, viel länger hätte die Luft im Sauerstoffgerät auch nicht ausgereicht.
Ein paar Minuten später sitzen die beiden Brandmeisteranwärter mit ihrem Ausbilder Thomas Hoffmann in der Sonne. Ihre Köpfe glühen rot. „Die Hitze versetzt den Körper in ein künstliches Fieber“, erklärt Hoffmann. Eine Grenzerfahrung. Sie gehört zum Alltag bei der Feuerwehr. „Obwohl man wusste, man hatte die nächste Tür immer direkt neben sich, war das ein ungutes Gefühl“, sagt Joshua Ahrentzen. „Die Temperaturen waren wirklich extrem.“