Mülheim. . Nach 36 Jahren hat sich Dr. Gerhard Ribbrock, Museumspädagoge und stellvertretender Leiter des Kunstmuseums in der Alten Post, in den Ruhestand verabschiedet. Ein Interview.
Seine Schwägerin hatte Gerhard Ribbrock damals den Tipp gegeben, sich beim Kunstmuseum zu bewerben, weil sie in der Zeitung gelesen hatte, „dass dort viel Arbeit liegen blieb und besonders ein Museumspädagoge gebraucht wurde“, erinnert sich der promovierte Kunsthistoriker. Aus einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme wurde eine feste Stelle, es folgte die stellvertretende Museumsleitung und nach 36 Jahren kam „auf den Tag genau“ am 1. August dieses Jahres der Ruhestand.
Sie sind einer der wenigen Männer ihrer Generation, die ausschließlich mit Frauen als Chefinnen zu tun hatten.
Gerhard Ribbrock: Ja, ich habe keine anderen Erfahrungen (lacht). Das war fünfmal unterschiedlich: Frau Denecke, Frau Stempel, Frau Uelsberg, Frau Ermacora und jetzt Frau Reese. Was ich allerdings kritisiere ist, dass die Arbeitgeber, das sind eigentlich die Stadtverordneten dieser Stadt, diese viermalige Übergangszeit im Grunde genommen überhaupt nicht anerkannt haben. Das war ein Negativ-Aspekt, den ich erlebt habe.
Das Museum feiert am 23. und 24. August 20-Jähriges in der Alten Post. Sie haben die Standorte davor erlebt. Wie war das?
Ribbrock: Die Verhältnisse und die Klimatisierung in dem Raum in der ehemaligen Bücherei an der Schloßbrücke waren einfach nicht für ein Kunstmuseum geeignet. Aber man hat sich in Mülheim erst spät entschieden, das Kunstmuseum einzurichten. Museumsleiterin Frau Dr. Christel Denecke ist seit 1962 hier gewesen und erst dann ging’s ab 1970 mit eigenen Räumen los.
In den 36 Jahren waren Sie größtenteils als Museumspädagoge tätig.
Ribbrock: In Mülheim begann es erst 1978, dass man überhaupt über die Vermittlungstätigkeit im Museum nachgedacht hat. Ich bin als Museumspädagoge eingestellt worden und war lange Zeit Vorsitzender des Vereins der Museumspädagogen, der heutige Landesverband Museumspädagogik Nordrhein-Westfalen.
Das heißt, Heranführung der Schulklassen an die Kunst?
Ribbrock: Vom Kind bis zum Erwachsenen mit Führungen, Vermittlungen, Erklärungen und Praxis-Arbeit.
Macht sich das Ergebnis dieser Bemühungen bemerkbar?
Ribbrock: Ja, in der Nachfrage, die es gibt, und wie viele Gruppen ins Museum kommen. Am Ende meiner Zeit bedauern es alle sehr, dass ich jetzt nicht mehr Ansprechpartner bin. Das Schwierige wird mindestens im nächsten Jahr sein, dass es keinen direkten Ansprechpartner gibt.
Es gilt eine Stellenbesetzungssperre. Wie wird die Aufgabe der Museumspädagogik dann erfüllt?
Ribbrock: Das kann Frau Reese nur mit Werkverträgen oder Ähnlichem ein wenig überbrücken. Aber das Entscheidende war, dass man mich kannte über die Jahre, so dass man konkret mit einem Ansprechpartner rechnen konnte.
Ohne Drittmittel wird es schwierig
Sie haben all die Jahre miterlebt, Hochzeiten und die folgenden finanziellen Kürzungen. Sie sind froh, alles hinter sich zu lassen?
Ribbrock: Es wäre vieles einfacher gewesen, wenn man nicht ständig andere verwaltungstechnische Aufgaben gemacht hätte. Das frisst viel Arbeitszeit, immer wieder neu nachzudenken, wie man Gelder einspart.
Sie haben Zeiten erlebt, wo noch Geld für die Kunst im Öffentlichen Raum da war.
Ribbrock: Der eigentliche Boom für Kunst im Öffentlichen Raum war die 175-Jahr-Feier der Stadt Mülheim 1983. Da gab’s auch von verschiedenen Firmen Spenden, die dann umgesetzt wurden in Kunst im Öffentlichen Raum.
Heute wird davon ausgegangen, dass es nur noch temporäre Aufstellungen von Kunst im Öffentlichen Raum gibt, die dann aber teilweise – wie Münster das auch macht – angekauft werden, etwa ein oder zwei Stücke. So dass man eine Erweiterung der Kunst im Öffentlichen Raum hat.
Wie ist das in Mülheim?
Ribbrock: In Mülheim ist mit der Zeit immer mehr abgebaut worden. Von dem bisschen, was man hatte, sind viele Dinge schon wieder verschwunden. Das ist ein schwieriges Kapitel. Erstens, die Vermittlung der Kunstwerke im Öffentlichen Raum und zweitens, dass die Stadtplaner wenig Rücksicht darauf nehmen.
Wenn Sie die Entwicklung des Kunstmuseums verfolgen, auch vor dem finanziellen Hintergrund, gibt’s da noch Handlungsspielraum?
Ribbrock: Die Anstrengungen, die Frau Reese macht, um Drittmittel einzuwerben, sind sehr vielfältig. Aber das ist das große Problem: Wenn die nicht mehr fließen können – aus welchen Gründen auch immer – dann wird es für das Museum sehr schwierig, aktuelle und größere Ausstellungen umsetzen zu können.
Was nehmen Sie nach 36 Jahren im Dienst für die Kunst mit?
Ribbrock: Dass ich die Arbeit machen konnte, die ich gerne mache. Und das ist eine tolle Geschichte.