Mülheim. . Fünf Jahre lang war eingelagert, nun ist es wieder wie neu an der Wand. Das von Heinrich Siepmann 1964 kreierte Mosaik „Spiralnebel“ wurde fast anderthalb Jahre lang gereinigt und jüngst in mühevoller Puzzel-Arbeit Steinchen für Steinchen wieder im Rathausfoyer angebracht.
Beim Puzzeln gilt: der Rand zuerst. Helmut Glatzer hingegen arbeitete sich von unten nach oben. Ausgehend von der größten Scherbe, die unten links auf grauem Grund die Signatur „Siepmann ‘64“ trägt, brachte der Restaurator und Mosaikleger tausende Steinchen an die Wand. Fast zwei Monate lang suchte er so in Form und Farbe passende Stücke zusammen. Nun ist das letzte an seinem Platz. Das von Heinrich Siepmann entworfene Mosaik „Spiralnebel“ ist wieder komplett im Rathaus.
Die Formulierung ist zugegebenermaßen abgegriffen, aber wenn’s doch stimmt: Das Siepmann-Mosaik erstrahlt in neuem Glanz – wortwörtlich. Es glänzt tatsächlich, da und dort, wo das Licht die dunkelblauen Glassteine trifft. Ein Kontrast zu den ebenfalls genutzten Natur- und Keramiksteinen ist dies, sind sie doch matt. Und plötzlich fällt das farbige Zentrum dieser wirbelnden Spirale ins Auge, orange in mitten dieser Blau- und Sand-Töne, und der Betrachter fragt sich: Sah das immer schon so aus?
Aufwendiger als gedacht
Die Antwort ist jein. Denn natürlich haben die Mitarbeiter der „Wilhelm Derix Werkstätten für Glasmalerei und Mosaik“ sich an Siepmanns Vorgaben gehalten. Bevor dessen Mosaik im Frühjahr 2009 vor der Rathaussanierung abgenommen wurde, pauste Helmut Glatzer jede Einzelheit ab. Dies war nun die Vorlage, um die Teilchen wieder zusammenzufügen. Doch das, sagt Geschäftsführerin Elisabeth Derix, erwies sich letztlich als aufwendiger als zunächst gedacht: „Denn es sind ja alles poligonale Stücke; da ist kein Rechteck dabei.“ Aus diesen Bruchstücken musste etwa ein gerader Rand gelegt werden.
Wand im Rathaus wurde frei gehalten
Die Wand wurde nach der Sanierung frei gehalten: Das Mosaik hängt nun im Rathaus-Foyer (Eingang: „Am Rathaus“).
Heinrich Siepmann würde im November seinen 110. Geburtstag feiern. Der Mülheimer kreierte viel Kunst im öffentlichen Raum, u.a. Fassadengestaltungen, die noch erhalten sind. Anderes, wie die Glasfenster der Ex-Stadtbücherei, sind eingelagert.
In den Kaiserswerther Werkstätten suchte Helmut Glatzer mit seinem Team die Einzelteile passend zusammen und legte sie aus. Das, beschreibt Elisabeth Derix den Ablauf, wurde abgepaust und die Steine wurden nummeriert. In fünf Partien brachte Glatzer das 6,2 mal 3,6 Meter große Mosaik so in Mülheim Steinchen für Steinchen wieder an die Wand. Nun fehlen noch die Umrahmung und ein Anstrich rundum. Von Ende Mai bis Mitte Juli dauerte die tatsächliche Montage. Vorher, von Oktober 2012 bis April 2014, wurde jedes einzelne Mosaiksteinchen gereinigt.
Ein sauberes Kunstwerk
Und eben das ist der Grund, warum das so altbekannte Kunstwerk plötzlich ungewohnt scheint: Es ist sauber. Die Jahre hatten auch die Glassteine ermatten lassen. Dadurch, dass sie nun wieder glänzen, wirkt es laut Elisabeth Derix „ein wenig unruhig“. Doch scheint diese „Unruhe“ von Siepmann gewollt, immerhin suchte der Künstler in den frühen 1960er Jahren das genutzte Material in den Derix-Werk-stätten selbst aus. Wer das Mosaik so sehen möchte, sollte noch im Sommer im Rathaus vorbeischauen, rät Elisabeth Derix: „Wenn die erste Heizperiode durch ist und sich wieder Staub darauf gelegt hat, sieht es wieder aus wie früher.“