Mülheim. Tengelmann machte zunächst einen Markt an der Leineweberstraße in Mülheim dicht, jetzt kündigt Rossmann die Schließung an der Oberheidstraße an. In beiden Fällen rechnete sich die kleine Filiale nicht. Generell haben es Märkte mit weniger als 800 Quadratmeter Verkaufsfläche schwer.
Gestern Tengelmann an der Leineweberstraße. Morgen Rossmann an der Oberheidstraße. Wie die Drogeriekette auf Anfrage der NRZ bestätigte, wird der Markt an der Oberheidstraße am 24. September nach Geschäftsschluss um 18.30 Uhr für immer geschlossen.
Wie man in der Firmenzentrale von Rossmann bestätigt, ist die Schließung der 280 Quadratmeter großen Filiale „Teil der Optimierung unseres Filialnetzes.“ Wie beim 300 Quadratmeter großen Tengelmann-Markt, der am 12. Juli schloss, gaben betriebswirtschaftliche Gründe den Ausschlag für die Unternehmensentscheidung.
Für Rossmann war die Fläche entscheidend
Um alle 17.000 Artikel seines Sortimentes flächendeckend und nach dem gleichen Muster aufbauen und verkaufen zu können, braucht Rossmann nach eigenen Angaben mindestens 600 Quadratmeter Verkaufsfläche. Genau diese Größe hat der Drogeriemarkt, den Rossmann im vergangenen November an der Schloßstraße eröffnet hat. „Wir haben unser Bestes getan, um Rossmann in Oberdümpten zu halten und wären dem Unternehmen auch mit der Miete entgegengekommen. Doch für Rossmann war nur die Fläche entscheidend und an der konnten wir leider nichts ändern“, bedauert Christina Heine vom Vermieter SWB.
Auch wenn sich Bernd Lüllau vom Dümptener Bürgerverein wieder einen Drogeriemarkt an der Oberheidstraße wünscht, um die sich in Oberdümpten bald auftuende Marktlücke zwischen zwei Supermärkten, Sparkasse, Apotheke und Bäckerei wieder zu schließen, macht sich Tim Schiebold, der sich bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Mülheim & Business mit dem Thema Einzelhandel beschäftigt, keine Illusionen: „Wenn Rossmann da raus geht, wird der Konkurrent DM dort bestimmt nicht rein gehen“, betont er.
Rechtzeitig das Gespräch suchen
Aus seiner Sicht werden Gewerbeimmobilien für den Einzelhandel erst interessant, wenn sie eine Verkaufsfläche von mindestens 600 bis 800 Quadratmeter und eine entsprechende Anzahl von Parkplätzen haben. „Kunden wollen die Märkte heute direkt mit dem Auto anfahren. Wenn das nicht möglich ist oder Immobilien zu klein sind, werden sie in Zukunft nicht leichter zu halten sein“, glaubt Schiebold. Deshalb rät er Mietern und Vermietern rechtzeitig das Gespräch zu suchen, um mögliche Erweiterungskapazitäten zu prüfen. Dabei müssten Märkte bis 700 Quadratmeter Verkaufsfläche einen Stellplatz pro 30 Quadratmeter Verkaufsfläche anbieten können, während bei noch größeren Märkten auf 15 Quadratmeter Verkaufsfläche ein Stellplatz kommen müsste.
„Wir sind dran, aber es gibt noch keine spruchreife Lösung“, sagt Christina Heine vom Vermieter SWB mit Blick auf einen möglichen Nachmieter an der Oberheidstraße. „Dafür gibt es keine Faustregel. Man muss sich die Immobilie genau anschauen“, hält sich Schiebold bei der Frage nach einer Alternative für den Drogeriemarkt an der Oberheidstraße bedeckt.
Soziale Verantwortung des Unternehmens
Kleinere Drogeriemärkte sind, laut Rossmann, vor allem des halb betriebswirtschaftlich weniger rentabel als größere, weil ihr Sortiment öfter aufgefüllt und in jedem Fall individuell zugeschnitten werden müssen und nicht mit Hilfe eines flächendeckenden Bausteinsystems gestaltet werden können.
So wie demnächst an der Oberheidstraße hat Rossmann im Mai an der Duisburger Straße einen zu klein gewordenen Drogeriemarkt geschlossen. Obwohl nur der Markt an der Schloßstraße, die neue Idealgröße von 600 Quadratmetern hat, will Rossmann auch an seinen Märkten Düsseldorfer Straße, Steinkampstraße, Aktienstraße und Hingbergstraße festhalten, die mit einer Verkaufsfläche von über 400 Quadratmetern wirtschaftlich zu betreiben seien. Als Mindestumsatz pro Markt und Monat nennt man bei Rossmann eine Größenordnung von rund 100.000 Euro.
Dem wirtschaftlichen Gewinn Rossmanns hält das Dümptener Netzwerk der Generationen in einer offenen Stellungnahme die soziale Verantwortung des Unternehmens entgegen. Der Drogeriemarkt sei aus seiner Sicht gerade für ältere und nicht motorisierte Menschen in Oberdümpten unverzichtbar.