Mülheim. . Er ist nicht zu seinem vergnügen in Brasilien, sondern befindet sich dort in dienstlicher Mission. Der Mülheimer Polizeioberrat Uwe Ganz wird aber auch beim Endspiel der Fußballweltmeisterschaft am Sonntag im Stadion sein und dort ein vertrauter Ansprechpartner für die feiernden Fans.
Seit einer Stunde war das Halbfinale schon beendet. Aber noch immer standen rund 6000 deutsche Fans auf den Rängen des Stadions in Belo Horizonte, allesamt verzaubert vom 7:1-Märchensieg der deutschen Elf gegen Brasilien. „Wir wollen die Mannschaft sehen“, skandierten sie unaufhörlich. Zur Kurve eilte Kevin Großkreutz. Allein. Der BVB-Profi bat die jubelnde Masse zum berühmten „Humba, humba, humba, täteräää“-Ritual. Dabei setzen sich erst alle hin, ehe sie sich auf Kommando erheben und es einen wilden, friedlichen Fantanz gibt.
„Ich musste meinen brasilianischen Kollegen erst einmal erklären, was die da machen“, berichtet Uwe Ganz. Der 52-jährige Polizeioberrat aus Mülheim stand zu dieser späten Stunde noch immer im Stadion. Nicht als Fan. Sondern dienstlich. Eigentlich wollten die einheimischen Ordnungskräfte die Tribünen längst geräumt haben. Ganz überzeugte die brasilianischen Polizisten aber, dass dies stets der stürmische Schlusspunkt im deutschen Feierablauf sei und dass man sie doch bitte gewähren lassen solle.
130 Polizisten aus aller Welt
Uwe Ganz ist mit seinem Kollegen, Polizeioberkommissar Michael Stupp (39), derzeit also bei der WM im Einsatz. Ihren Dienstalltag daheim verrichten sie in der „Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze“, die ihren Sitz beim Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste mit Sitz im Innenhafen hat (wir berichteten). In Brasilien warten nun andere Aufgaben auf das Duo: Stupp sitzt in der Hauptstadt Brasilia im extra für die WM errichteten Lagezentrum. Von dort aus koordinierten insgesamt 130 Polizisten aus aller Welt die Einsätze ihrer Kollegen an den Spielorten. Sie halten Kontakt, haben die Lage im Blick, überprüfen die Bilder aus unzähligen Überwachungskameras. „Es ist sehr aufregend hier, auch wenn ich von den Spielen kaum etwas mitbekomme“, erzählt Stupp.
Uwe Ganz hingegen war bei den deutschen WM-Duellen stets vor Ort. Zum einen als vertrauter Ansprechpartner für die feiernden Fans, aber auch als Mahnung an potenzielle Störenfriede. „Es hat aber bislang so gut wie keine Zwischenfälle gegeben. Die deutschen Fans haben sich in Brasilien bislang vorbildlich verhalten“, findet der Polizist lobende Worte.
Beamte werden in Brasilien nur unterstützend tätig
Die Polizisten dürfen bei diesem Auslandseinsatz nur beratend und unterstützend tätig sein. Zugriffsrechte haben sie nicht. „Wir sind meistens im oder vorm Stadion zu dritt Streife gegangen – ein brasilianischer Polizist, einer aus dem Land unseres Gegners und ich für die deutschen Fans“, schildert Ganz. Dieses Konzept des gemeinsamen Präsenzzeigens ist ein bewährtes. Später im Stadion behalten die Polizisten dann die Zuschauer im Blick. Nicht das Spiel. „Wir sind ja auch zum Arbeiten hier“, stellt Ganz klar. „Und nicht zum Fußballgucken.“
Zum WM-Finale nach Rio de Janeiro wird Uwe Ganz bereits am Samstag anreisen – kein Wunder, werden in der Stadt und später rund ums Maracana-Stadion doch 10.000 deutsche Fans erwartet. Dem gegenüber stehen aber ungefähr zehn Mal so viele argentinische Anhänger. „Wir hoffen, dass dennoch alles so friedlich bleibt – so wie bisher“, erklärt Michael Stupp, der wieder im Lagezentrum in Brasilia im Einsatz ist und das Spiel dort auf einem Monitor zumindest mit einem Auge mitverfolgen kann.
Sorge bereitet Experten im Vorfeld die Rivalität zwischen brasilianischen und argentinischen Fans – gerade nach dem Ausscheiden des Turnier-Gastgebers. „Die Brasilianer drücken jetzt alle uns Deutschen die Daumen – Hauptsache, die Argentinier gewinnen nicht“, erläutert Ganz.
Während des Finales wird er vermutlich wieder im Stadion sein. Beide sind optimistisch, was das Sportliche betrifft. „Ich tippe 4:0 für uns“, geht Stupp in die Tipp-Offensive. Uwe Ganz ist etwas zurückhaltender. „Wir gewinnen 3:1 und holen den WM-Pokal.“