Mülheim. . Die beiden Mülheimer Unternehmer Hildegard Brandt und Wilhelm Friedrich Tholl warenein Paar und vermachten ihr gesamtes Vermögen einer Stiftung. Diese will heute krebskranken Kindern und deren Eltern helfen.
Vor allem krebskranken Kindern aus der Region sollen Gelder einer Mülheimer Stiftung zu Gute kommen, die im Februar offiziell von der Bezirksregierung Düsseldorf anerkannt worden ist. Selber kinderlos und gut situiert haben sich die beiden Mülheimer Unternehmer Hildegard Brandt (genannt „Hilde“) und Wilhelm Friedrich Tholl (genannt „Willi) bei Zeiten Gedanken darüber gemacht, was aus ihrem Vermögen werden soll, wenn sie selber nicht mehr sind.
Wilhelm Friedrich Tholl ist 65-jährig bereits im Jahr 2004 verstorben, seine Partnerin Hilde Brandt im letzten August mit 79 Jahren. Ihr gesamtes Vermögen ist in die gemeinnützige Stiftung geflossen, die ihrer beider Namen trägt. Aufgabe der Stiftung ist die Förderung von Projekten der Deutsche KinderKrebshilfe Dr. Mildred Scheel.
Vorstand der Stiftung
Dafür, dass die Wünsche der beiden Stifter auch umgesetzt werden, steht Thomas Schipper. Er ist der Vorstand der Stiftung und hat ein dreiköpfiges Kuratorium an seiner Seite. Hildegard Brandt selber hat ihn zum Testamentsvollstrecker und ersten alleinigen Vorstand bestimmt. Der Finanzwirt ist ein wenig stolz darauf, dass die alte Dame ihm so viel Vertrauen entgegen gebracht hat. Er kannte das Paar viele Jahre, hat es bei einer Mülheimer Steuerberatungsgesellschaft steuerlich betreut.
Der Großvater von Willi Tholl, Friedrich, hat 1917 die Lederwarenfabrik an der Schloßstraße gegründet und so das spätere Vermögen der Familie begründet. 1934 übernahm sein Sohn Wilhelm die Fabrik, die damals Schultornister herstellte, Diplomaten- und Aktenmappen und durch eigenen Entwurf geschützte Maultaschen. Nach dem Zweiten Weltkrieg musste das bei einem Fliegerangriff zerstört Dach der Fabrik erneuert werden, dann liefen die Geschäfte erfolgreich wieder an. Das Unternehmen hatte zeitweise über 150 Beschäftigte. Wilhelm Tholl sen. war damals stark in den Wiederaufbau der Mülheimer und der westdeutschen Leder- und Lederwarenindustrie beteiligt. Privat engagierte er sich im Mülheimer Rennverein Raffelberg.
Die Familiengeschichte
1952 wurde die Fabrik an der Schloßstraße umgebaut, ab 1957 führten Vater Wilhelm und sein 1939 geborener Sohn Willi die Geschäfte gemeinsam. Ende der 1970-er Jahre brach die Nachfrage nach Lederprodukten ein, Ende 1984 gab Familie Tholl die Lederwarenfabrikation schließlich auf und vermietete die Fabrik. 2000 wurde das Fabrikgelände an einen Bauträger verkauft, 2001 das alte Gebäude abgerissen. Weil der Bauträger pleite ging, erfolgte der Neubau von Eigentumswohnungen erst 2004, historische Fassaden und der Kamin der Fabrik blieben stehen.
Hilde Brandt wurde 1934 als Tochter des Konditormeisters Fritz und seiner Frau Gertrud geboren. Sein erstes Café betrieb das Paar an der Teinerstraße und zog später an die Leineweber Straße um, wo vor dem Krieg Außengastronomie möglich war. Nach dem Krieg hat das Ehepaar das Café neu aufgebaut. Nach dem Tod des Vaters übernahmen Ehefrau und Tochter Hilde Café und Konditorei , doch der Weiterbetrieb war nach dem Tod des Konditormeisters schwierig, Ende 1974 wurde es geschlossen.
Lebensfrohe Privatiers
In dem Café hatten sich Willi Tholl und Hilde Brandt Anfang der 70-er Jahre kennengelernt, ein Paar wurden sie aber erst Anfang der 80-er Jahre endgültig. Mitte 1985 bezogen sie ihre erste gemeinsame Wohnung im Elternhaus von Willi Tholl an der Schloßstraße.
Als Privatiers waren sie sehr lebensfroh und haben auf ihren vielen Reisen die Welt erkundet. Weil ihnen kranke Kinder am Herzen lagen, haben sie gemeinsam schon früh testamentarisch über ihr Vermögen bestimmt.
Eine gemeinnützige Stiftung
Die Wilhelm Friedrich Tholl und Hildegard Brandt-Stiftung ist gemeinnützig und darf Spendenbescheinigungen ausstellen. Das Geld der Stiftung soll eingesetzt werden für die Ergänzung von Spielmöglichkeiten auf Kinderkrebsstationen oder in Häusern oder Wohnungen, in denen Eltern während der Krebstherapie ihrer Kinder leben.
Die Stiftung will auch Mülheimer Familien unterstützen, wenn sie während der Behandlung oder der Nachsorge ihrer Kinder in finanzielle Engpässe geraten, berichtet Thomas Schipper, der Vorstand der Stiftung. Langfristig will die Stiftung eine Elternwohnung in der Nähe eines Krankenhauses mit einer Kinderkrebsstation zur Verfügung stellen, die nächstgelegene Station gibt es an der Uni-Klinik in Essen.
Die Stiftung bemüht sich um zusätzliche Spenden. Schipper hat Mülheimer Unternehmer in der Hoffnung auf eine Zustiftung angeschrieben.