Mülheim. Die Sanierung des Schloß Broich beschäftigt Hausherrin MST bereits seit Jahren – und sie wird es noch auf Jahre tun. Die Maßnahme ist langwierig, voller ungewollter Überraschungen und mit insgesamt 4,3 Mio. Euro sehr teuer. Nun startet eine langfristig angelegte Spendenmaßnahme.
Sie nennen es „Überraschungen“ und wählen damit einen eher positiven Begriff. Doch gut ist an jenen vorher unbekannten, aber nicht ganz unerwarteten Baumängeln nichts: Der letzte bei der Restaurierung des Schloß Broich gefundene ruft nun etwa die Archäologen auf den Plan und verzögert die Fertigstellung des zur Straße zeigenden Bauabschnitts. Zugleich läuft aber bereits die Sanierung des südöstlichen Teils der Ringmauer. Rund 800.000 Euro wird nur die kosten, und damit ist man bei einem weiteren, schwierigen Aspekt: der Finanzierung. Die will die Stadt nun durch Spendengelder aufpolieren: Privatleute wie Unternehmen sollen Schloss-Retter werden.
Kosten von rund 4,3 Mio. € kalkulieren die Fachleute. Eine Summe, die in Zeiten knapper Kassen kaum zu stemmen ist. Da wundert es nicht, dass die ehemalige Bundestagsabgeordnete Ulrike Flach zum Ortstermin eingeladen wurde: Sie konnte im Haushaltsausschuss in Berlin Mittel für die Mülheimer Maßnahme generieren. „Es wäre gut, wenn man dran bliebe“, sagt sie mit Blick auf ihre Nachfolger, fügt aber auch an: „Ganz ohne bürgerschaftliches Engagement kann man es nicht machen.“
Neuen Rundbogen freigelegt
Deshalb erarbeitete die Hausherrin, das Mülheimer Stadtmarketing (MST), ein Spendenkonzept mit dem Titel „Schloss-Retter gesucht“. Ein Spendenkonto ist Teil dessen. „Es geht um jede Spende, auch Kleinspenden helfen“, betont MST-Chefin Inge Kammerichs und bittet Privatleute, sich finanziell einzubringen. Auch Mülheimer Unternehmen will man als Unterstützer gewinnen und ihnen im Gegenzug mit einem Großbanner am Baugerüst danken. Zudem hofft das Team auf Aktionen von Schulen und Vereinen. Vielleicht startet bald ein Sponsorenlauf zugunsten der Schloss-Sanierung...
Die wird sich noch Jahre hinziehen. Das belegen Turmfragmente aus dem 9. Jahrhundert, die gesichert wurden, um sie vor Regen und Frost zu schützen. Wie lange der Schutz bleibt? „Wir haben’s für fünf Jahre gebaut“, so Fachberater Dr. Ägidius Strack. Im Inneren der Ringmauer legten die Fachleute zudem hinter Sanierungssünden der 1970er Jahre einen bisher unbekannten Rundbogen frei, der zeigt, dass dort früher – wohl im 12. Jahrhundert – ein Raum war. Dies war eine positive Überraschung.
Sanierungsarbeiten am Schloß Broich
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Eine negativere war jene, auf die man am Fuße des Südwestturms stieß: Dort fand man ein Loch sowie Mauerreste. Da das Schloß Broich Bau- und Bodendenkmal ist, musste dies dem Landschaftsverband und der Bezirksregierung gemeldet werden. Ein Fachbüro wird den Fund nun millimeterweise untersuchen, dokumentieren und bewerten. Erst dann können die Steine wieder verfugt werden.
Stadt hat Spendenkonto eingerichtet
Rund 1,1 Mio. € flossen bereits in die Sanierung: Die Notsicherung ist damit abgedeckt sowie die Restaurierung der Palais-Fassade an der Straßenseite und der Ringmauer am Innenhof. Weitere 3,2 Mio. € sind nötig. Zu den Sanierungsschritten gehören das Auskratzen der Fugen, das Ergänzen von fehlenden Steinen und das neue Verfugen mit einer speziellen Kalksuspension.
Dass den Mülheimern ihr Schloss etwas wert ist, hofft nun die Stadt. Spendenkonto: IBAN DE78 3625 0000 0300 0001 00. Verwendungszweck: Kassenzeichen 9900000002249, Denkmalschutz.
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