Mülheim.. Was eigentlich ist eine Freimaurerloge? Auch die Freimaurerloge Broich kennt die gängigen Vorurteile gegen ihren Bund, sie gibt sich aber betont weltoffen, wenn auch diskret. Am Samstag feierte die Loge im Rittersaal von Schloß Broich den 175. Jahrestag ihrer Gründung.
1839 war Mülheim ein Teil des Königreichs Preußen und das Staatsoberhaupt hieß Friedrich Wilhelm III., zwischen Leipzig und Dresden ging die erste Ferneisenbahnstrecke in Betrieb, eine Oper von Giuseppe Verdi wurde in Mailand uraufgeführt und im Süden von Frankreich kam der später weltberühmte Maler Paul Cézanne zur Welt. Im gleichen Jahr gründete sich auch die Freimaurerloge Broich, die damit nach eigenen Angaben Mülheims zweitältester Verein ist. Am Samstag feierte sie im Rittersaal von Schloß Broich ihren Festakt zum 175-Jährigen.
Es waren aufstrebende Zeiten, in denen sich die Mülheimer Loge damals gründete. Durch die Industrialisierung erlebte die Stadt einen wirtschaftlichen Aufschwung, ihre Einwohnerzahl verdoppelte sich – der Kohlenhandel und die Textilindustrie gewannen an Bedeutung. Der wirtschaftliche Aufstieg war rasant, kulturelle Einrichtungen und Möglichkeiten zum Meinungsaustausch blieben aber auf der Strecke. Diese Lücke sollte mit der Gründung der Loge geschlossen werden. Angehörige alteingesessener Mülheimer Familien wie die Kaufleute Hermann und Richard van Eicken gehörten ebenso zu den Gründungsmitgliedern wie die Zugezogenen Johann Caspar Troost (Textilfabrikant), Eugen Coupienne (Lederfabrikant) oder der Aufsteiger Mathias Stinnes.
Was bedeutet Freimaurerei?
Was bedeutet Freimaurerei? „Sie besteht aus den fünf Grundwerten Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Humanität und Toleranz“, sagt Sekretär Alexander Waldhelm. Religion, Herkunft oder Hauptfarbe spiele überhaupt keine Rolle. Und keineswegs sei es so, dass die Loge nur aus Mitgliedern der wirtschaftlichen Oberschicht bestehe. Im Gegenteil: „Es gibt Handwerker, Lehrer oder Ingenieure.“ Der Vorsitzende Till Esser, selbst Handwerker, erzählt von der Begegnung mit einem alten Baron. „Das ist so schön an den Freimaurern. Ich komme mit Leuten zusammen, die ich sonst niemals getroffen hätte.“
Spende und Musik bekannter Freimaurer
Beim Festakt im Schloß Broich überreichten die Freimaurer am Samstag eine Spende von 3333 Euro an das Mülheimer Hospiz. Begleitet wurde die Feierlichkeit auch von zwei Pianisten. Sie spielten Stücke von Mozart, Chopin, Johann Christian Bach und Gershwin. Laut Alexander Waldhelm waren die vier Komponisten ebenfalls Freimaurer.
Europäisch und international
Für Mülheims Freimaurer zählt vor allem der europäische und internationale Gedanke. Zum Festakt reisten Mitglieder von Logen aus Mülheims französischer Partnerstadt Tours und der spanischen Hauptstadt Madrid an. Zu beiden Vereinigungen pflegen die Broicher engen Kontakt. Mit den Franzosen besteht die innige Freundschaft seit 1965, mit den Spaniern seit einigen Jahren. Auch Freimaurer aus Südamerika kamen am Samstag in den Rittersaal. „Als Freimaurer kann ich fast überall auf der Welt unterkommen“, sagt Esser. Die befreundeten Logen statten sich regelmäßig gegenseitig Besuche ab.
Auch diese internationalen Begegnungen können dem einzelnen Mitglied einer Loge dabei helfen, das große Ziel der Freimaurerei zu erreichen. Sekretär Alexander Waldhelm beschreibt es so: „Jeder Freimaurer arbeitet ständig an sich selbst und versucht sich positiv weiterzuentwickeln.“
Die Gemeinschaft der Loge kann ihm dabei helfen – in Mülheim seit nun mehr 175 Jahren.