Mülheim. . Vom Geschäftsflug bis Organtransport: Rundgang über den Mülheimer Flughafen zeigt seine Vielfalt. Und lässt sogar Menschen mit Höhenangst schwärmen. Seit zehn Jahren bietet dort die Arbeitsgemeinschaft Flughafen und Ökologie Führungen an, um die Faszination von Weite zu vermitteln.

Wenn Heinz Schlosser auf das gut 250 Fußballfelder weite Gelände an der Mülheimer Stadtgrenze schaut, wird für ihn der Traum vom Fliegen wahr: „Diese unheimliche Freiheit ...“, schwärmt der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Flughafen und Ökologie. Regelmäßig versuchen Schlosser und seine Vereinskollegen diese Faszination den Besuchern des Flughafens Mülheim/Essen zu vermitteln.

Alles in Eigenregie

Dabei hat Schlosser „Höhenangst, aber wenn ich da oben bin, spielt das keine Rolle mehr“. Bis man allerdings oben ist, müssen auch in Mülheim viele Schritte ineinander greifen. Das fängt mit der Wartung des Geländes, der Maschinen an, und endet längst nicht bei der Sicherheit. „In unserem Team beherrschen alle ein Handwerk und haben eine Feuerwehr-Ausbildung. Wir können also alle wichtigen Arbeiten selbst erledigen.“

Das Team besteht aus 18 Leuten, regelmäßig werden Rasen gemäht, damit die Lichtsignale einwandfrei zu sehen sind. Ein gut drei Meter breiter und zehn Meter langer Schneepflug mit Drahtbürste und Saugrüssel räumt die Piste ratzfatz eisfrei: „Der Schnee wird hinten mit 500 Km/h rausgeblasen“, warnt der stellvertretende Vorsitzende Rüdiger Specht. Wer hinter dem Pflug steht, lernt also auch das Fliegen – aber unfreiwillig.

Pfingstunwetter zerstört Zeppelin

Ein kurzer Trip über die Rollfelder zeigt die Vielfalt des Flughafens: Dort landet der Helikopter einer Privatfirma, weiter hinten starten Segelflieger, ein Privatflugzeug meldet Starterlaubnis an. Der Zeppelin allerdings wird noch lange nicht über Mülheim zu sehen sein. Das Pfingstunwetter hat ihn völlig zerstört. Ein Jahr wird’s wohl leider dauern, schätzt Vereinsmitglied Markus Kämpfer. Das bedeute auch Einnahmeverluste für den Flughafen.

Außerdem machen hier die Bundespolizei, die Flugstaffel Düsseldorf Zwischenstopp – und etliche Kranken- und Organtransporte. Was passiert, wenn der Flughafen einmal die Pforten dicht macht, will Schlosser sich nicht ausmalen: „Es gibt dann noch die Möglichkeit ‘Schwarze Heide’ bei Dinslaken.“ Aber auch dort wehrt sich eine Bürgerinitiative. Und natürlich Düsseldorf.

Auch Specht ist skeptisch, wenn es um die Schließung geht. Er glaubt, dann könne Düsseldorf seinen Flugverkehr weiter ausbauen. Derzeit verhindere der Mülheimer Flughafen, dass Flugzeuge dort tiefer fliegen dürfen, meint Specht.

Bis zum Tower und Verkehrsdienst geht die Tour: Hier wird abgerechnet. Jede Landung, das Tanken, selbst der Abtransport zur Parkzone. „Das aber ist günstiger als selbst einzuparken“, meint Markus Kämpfer. Denn jeder gesparte Meter verlängert die Zeit bis zur nächsten Wartung – und die ist albtraumhaft teuer.