Mülheim. Bereits Anfang August letzten Jahres hatte sich die Gewerkschaft Verdi mit Innungen und Verbänden auf einen Lohn von 7,50 Euro geeinigt. Ab August 2016 soll der gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro in Kraft treten. Für Friseur-Obermeister Ralf Wüstefeld beendet der Mindestlohn eine Wettbewerbsverzerrung.
„Auch eine Frisörin möchte leben, in den Urlaub fahren oder ein Auto haben. Und deswegen finde ich den Mindestlohn gut“, sagt Ralf Wüstefeld, Obermeister der Friseur-Innung. „Wir zahlen den ja auch schon.“ Und dies sei auch richtig: „Denn so wird die handwerkliche Qualität gesichert.“
In der Tat hatte sich die Gewerkschaft Verdi bereits im August letzten Jahres mit der Mehrzahl der Verbände und Innungen auf 7,50 Euro geeinigt. Allerdings ist der gesetzliche Mindestlohn, der ab August nächsten Jahres gelten soll, noch höher: 8,50 Euro. Und er gilt für alle, auch für die Betriebe, die bisher noch nicht bei der Regelung mit dabei waren. „Damit hört endlich die Wettbewerbsverzerrung auf“, betont Obermeister Wüstefeld. Billig-Preise, wie etwa drei Euro für einen Kinderhaarschnitt, hätten nur die anbieten können, die unter Tarif bezahlt haben. Dass diese Konkurrenz nun wegfallen wird, findet er gut. Und er glaubt sich damit mit der Mehrzahl seiner Kollegen - insgesamt 64 Betriebe sind in der Friseur-Innung - einig.
„Wir haben immer nach Tarif gezahlt“
Auch Heike von der Heiden, Salonleiterin bei der „Schönheitsfarm“, stimmt Wüstehoff zu. „Wir haben schon immer nach Tarif bezahlt, teilweise auch darüber. Wir haben alle Tariferhöhungen mitgetragen seit 2010. Entsprechend gab es auch in jedem Jahr eine kleine Preiserhöhung. Aber auch die Kunden haben das mitgetragen.“ Allerdings hat von der Heiden Zweifel, dass der gesetzliche Mindestlohn wirklich überall auch umgesetzt wird. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es tatsächlich Kontrollen vor Ort gibt.“
Und dann gibt es noch die Konkurrenz der Schwarzarbeiter. „Jeder, der bei der Abschlussprüfung nur eine vier oder fünf hatte, arbeitet dann doch weiter schwarz“, so Ralf Wüstefelds Vermutung. Trotzdem hat er vor solcher Konkurrenz keine Angst. „20 Euro plusminus drei Euro halte ich für einen realistischen Preis für einen Haarschnitt. Sowohl für Männer als auch für Frauen.“
Qualität setzt sich durch
Wüstefeld ist der Überzeugung: „Die Frisöre, die auf die Qualität ihres Handwerkes setzen, werden sich durchsetzen.“ Ein Friseurbesuch müsse weder zum Event-Ereignis werden, auch wenn manche Salons versuchten, neben dem Haarschnitt auch noch Drinks und Häppchen anzubieten. Es gebe genug Kunden, die auf solide Qualität setzen würden. „Wir sind Experten - das geht über den Schnitt hinaus. Erst vor kurzem habe ich einen Kunden auf einen dunklen Fleck auf der Kopfhaut aufmerksam gemacht. Es war tatsächlich Hautkrebs. Auch hier aufmerksam zu sein, gehört mit dazu“, meint der Obermeister.
Und auch Heike von der Heiden, deren „Schönheitsfarm“ mit 20 Mitarbeiterinnen zu den größten Salons gehört, glaubt, dass es immer mehr Kunden gebe, die eine „Geiz ist geil“-Mentalität ablehnten. Wenn man solche Kunden binden könne, müsse man sich keine Sorgen machen. „Sie erwarten eine gute Leistung. Ihnen ist aber auch wichtig, dass die Mitarbeiter ordentlich entlohnt werden.“
Ab August erhöht sich der Mindestlohn
7,50 Euro beträgt bereits jetzt der Mindestlohn, auf den sich die Gewerkschaft Verdi mit der Mehrzahl der Innungen und Verbände geeinigt hat. Dieser wird sich im August um weitere 50 Cent erhöhen. Ab August des nächsten Jahres gilt dann der gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro.