Mülheim. . Kein Schnick-Schnack, keine Weltverbesserungstheorien und auch keine Partyhymnen: Auf seinem neuen Album „MB3“ will Manuellesen einfach nur Musik machen, sagt er. Im Interview spricht er außerdem über die tollen Seiten am Ruhrgebiet, den Islam und eine Methode, Rassismus zu entgehen.

Er ist keiner, der sich verstellt oder sich verbiegt, um unbedingt berühmt zu werden. Stattdessen macht er die Musik, die ihm gefällt: Manuellsen, bürgerlich Emanuel Awere Twellmann, ist zwar schon lange im Geschäft; an die Spitze hat er es bisher aber noch nicht geschafft. Denn anders als seine Kollegen Cro oder Marteria will der Sänger und Rapper nicht das machen, was die Hörer wollen. Der Mülheimer macht seine ganz eigene Musik und geht seinen eigenen Weg. Ob er damit Erfolg in den Charts hat oder nicht, das sei eher nebensächlich, sagt er.

Am 6. Juni erscheint sein mittlerweile fünftes Album mit dem Titel „MB3“. Es ist die Fortsetzung von „M. Bilal 2010“ und „M. Bilal Souledition“ und schließt somit die Trilogie des Sängers mit ghanaischen Wurzeln ab. Künstler wie Sido, Mic Donet ("The Voice Of Germany") oder Kitty Kat unterstützen ihn dabei. Wie das Ruhrgebiet Manuellsen dabei beeinflusst hat und was ihn außerdem in seinem Leben bewegt hat, erzählt er im Interview.

Wie lange lebst du schon im Ruhrgebiet?

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Manuellsen: Geboren bin ich in Berlin, aber ich bin schon mit sechs Monaten nach Mülheim gekommen. Hier ist meine Heimat, hier bin ich aufgewachsen. Meine Familie und Freunde sind auch hier. Ich fühle mich richtig wohl, ich habe mir meine eigene Infrastruktur aufgebaut. Ich muss hier nicht weg, will ich auch gar nicht.

Was genau gefällt dir denn am Pott so gut?

Manuellsen: Vor allem die Leute. Die sind sehr ehrlich. Man kann sie einfach schnell bewerten. Wenn sie unfreundlich sind, dann weiß man das meistens vom ersten Moment an; aber eben auch, wenn sie nett sind. Manchmal sind die Leute hier aber etwas zu ehrlich. (lacht)

Du singst in deiner zweiten Single aus dem neuen Album, „Hoch hinaus“ davon, dass du „steigen willst wie der Ruhrpott“. Wie ist das gemeint?

Manuellsen: Na ja, früher war hier gar nichts. Es gab den BVB, irgendwann dann auch mal Schalke – obwohl, eigentlich nur den BVB. (lacht) Und Herbert Grönemeyer. Jetzt gibt es hier aber andere gute Musiker, Dortmund ist Champions League-Sieger geworden und man kennt das Ruhrgebiet jetzt einfach. Und so ist es bei mir auch. Ich habe auch einen schwierigen Weg, aber einen beständigen. Und das lasse ich auch in meine Songs einfließen. Ich muss in meinen Videos keine Lederjacken mit Nieten anziehen, um cool zu sein. Ich singe einfach darüber, wie es ist.

Wie war es denn mit der Integration hier? Hattest du mit Rassismus zu kämpfen?

Manuellsen: Als Kind schon, da habe ich tatsächlich so manche Erfahrungen gemacht. Aber ich habe einen guten Weg dagegen gefunden und versucht, alle Sprachen von denen zu lernen, mit denen ich zu tun hatte. Damit erarbeitet man sich auch Respekt. Ich kann jetzt Deutsch, Englisch, Arabisch, Türkisch, Niederländisch und einige Brocken anderer Sprachen. Damit ist man dann kein Außenseiter mehr. Es gibt da diesen Spruch: „Für jede Sprache, die man lernt, ist man etwas mehr Mann.“ Natürlich gibt es auch heute noch Rassismusvorfälle und ich wehre mich dagegen, weil das einfach respektlos ist.

Und warum singst du nur auf Deutsch? Auf dem neuen Album ist das ausnahmslos so.

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Manuellsen: Ich habe die Faustregel gelernt, man soll in der Sprache Musik machen, in der man träumt. Und ich träume auf Deutsch.

Welchen Erfolg erhoffst du dir vom neuen Album?

Manuellsen: Vorweg: Ich habe das Album, so wie alles, gemacht, um mich weiterzuentwickeln. Und um die zu bedienen, denen meine Musik gefällt. Auch wenn ich auf Platz 1000 einsteigen sollte. Aber natürlich würde ich mich sehr freuen, wenn das Album einschlägt, das ist klar. Denn durch Erfolg hat man als Künstler eine Daseinsberechtigung. Und er ermöglicht viel mehr. Ich würde auch gerne im nächsten Video den Mond auf die Erde holen; dazu muss man aber erfolgreich sein.

Und wie würdest du das Thema deines Albums beschreiben?

Manuellsen: Musik. Ich mache einfach Musik. Das vergessen viele schnell und wollen der Böse sein oder der Muskelbepackte. Ich will einfach nur Musik auf einem für mich geilen Level machen. Dann bin ich zufrieden.

Als welche Richtung würdest du deine Musik bezeichnen?

Manuellsen: Das Problem ist, dass viele in Schubladen denken. Wenn ich sage, ich mache R&B, denkt jeder „der macht einen auf Usher.“ Sage ich Hip-Hop, denkt man an Farid Bang. Ich mache einfach urbane Musik. Eine Mischung aus vielen.

Du bist vor sechs Jahren zum Islam konvertiert. Wie kamst du dazu?

Manuellsen: Das ist gar nicht so leicht, das auf die Schnelle zu erklären. Ich bin gottgläubig, das war ich auch schon als Christ. Und viele denken beim Islam gleich an die schlechten Taliban. Das ist aber nicht der Islam, den ich kenne. Der ist nämlich sehr friedlich. Klar gibt es auch schlechte Taliban, aber eben auch schlechte Christen oder Juden oder andere. Wer verstehen will, was eigentlich dahinter steckt, der hat nur eine Möglichkeit: den Koran zu lesen. Das ist kein Märchenbuch, das ist Wissenschaft.

Hast du Vorbilder?

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Manuellsen: Mein Vorbild ist mein Prophet; auch wenn ich dem nicht immer ganz folge. (lacht) Musikalisch gesehen aber der Frontsänger von Boyz II Men, Wanya Morris. Für mich der beste noch lebende Sänger der Welt. Und das klingt jetzt zwar klischeehaft, aber auch 2Pac hat mich inspiriert. Ich habe mich mit seinen Hintergründen beschäftigt und sein Leben hat mich sehr beeindruckt.

Gibt es auch Leute, mit denen du nichts anfangen kannst?

Manuellsen: Da muss ich ein ganz aktuelles Beispiel nennen: Shneezin von dem Essener Hip-Hop-Trio 257ers. Um es kurz zu erklären: Er hat vor Kurzem beim Webvideopreis, den Kollegah bekommen hat, neben den Moderatoren Joko und Klaas blank gezogen. Man konnte alles sehen. Und das Schlimmste ist das, was er danach über seine eigene Mutter gesagt hat. Niveauloser und ehrenloser geht es nicht. So will ich ganz sicher nicht auf mich aufmerksam machen müssen. Das sage ich auch ganz offen.

Welche Maßnahmen bevorzugst du denn?

Manuellsen: Erstmal hab ich auf dem „Out4Fame“-Festival in Bottrop ein Heimspiel und kann meine neuen Songs präsentieren. Ansonsten halte ich es eher klassisch und hoffe darauf, dass die, die meine Musik bisher mochten, mich weiter unterstützen. Und vielleicht noch einige dazu kommen. Ich will niemanden anbetteln, mein Album zu hören. Ich freue mich einfach, wenn den Leuten gefällt, was ich mache.