Mülheim. . Das dreijährige Forschungsprojekt „Sichere Ruhr“ hat jetzt eine Zwischenbilanz gezogen: Der Fluss ist nicht zuverlässig zum Schwimmen geeignet, so die Forscher. Dennoch sehen sie Möglichkeiten zum Baden und wollen, gemeinsam mit den Bürgern, Konzepte erarbeiten.

Die Ruhr ist kein Badegewässer. Zumindest nicht offiziell, obwohl man an heißen Tagen an vielen Uferstellen Menschen sehen kann, die mehr als ihre Füße ins Flusswasser stecken. Um die Frage, ob man in der Ruhr (und in ihren Stauseen) gefahrlos schwimmen kann, zu beantworten, wurde 2012 das dreijährige Bundesforschungsprojekt „Sichere Ruhr“ gestartet.

18 Monate lang wurden auch in Mülheim Wasserproben genommen, um die hygienische, also die mikrobiologische Situation im Ruhrwasser zu untersuchen.

Belastung mit Mikroorganismen

Ein erstes Ergebnis liegt jetzt vor: „Das Baden in der Ruhr“, sagte Projektsprecher Dr. Wolf Merkel am Mittwoch bei einer Pressekonferenz mit sechs weiteren Fachexperten am Essener Baldeneysee, „ist grundsätzlich möglich.“ Und schränkte gleich ein: „Aber nicht immer und überall.“ Sein Fazit: „Die Ruhr ist nicht zuverlässig zum Baden geeignet.“

Denn die Belastung des Ruhrwassers mit Mikroorganismen, die Krankheiten wie Durchfälle auslösen können, schwankt mit starkem Regen und dem daraus folgenden Hochwasser. Etwa Abschwemmungen aus (gedüngten) Äckern, aus Regenüberlaufbecken und Kläranlagen spülen dann vermehrt Keime in die Ruhr. Eine gute Badequalität attestierten die Forscher dem Fluss, wenn es mehrere Tage hintereinander trocken blieb.

Einstufung der Ruhr als Badegewässer unwahrscheinlich

Die Forscher halten eine Einstufung der Ruhr als Badegewässer nach der strengen europäischen Badegewässerrichtlinie eher für unwahrscheinlich. Doch günstige hygienische Bedingungen könnten eine Grundlage bilden, eine rechtliche Basis etwa für Ausnahmesituationen zu finden.

Die möglicherweise noch durch technische Maßnahmen, die das Einschwemmen von Keimen verringern, unterstützt werden könnten. Dr. Merkel, der Geschäftsführer des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wasserforschung in Mülheim ist, nannte die Stadt München als Beispiel, die für die Isar eine Ausnahmeregelung eingerichtet hat.

Bürger wollen in der Ruhr baden

Die zehn an der Studie beteiligten Institute werden am Ende eine wissenschaftliche Basis geschaffen haben, die eine Bewertung der Wasserqualität möglich macht. Vor Ort, so Merkel, brauche es dann den politischen Willen, um Bademöglichkeiten auch zu realisieren.

Wenn man die Bürger fragt, auch das haben die Forscher getan, ist die Antwort klar: Die meisten wollen in der Ruhr baden dürfen und wären sogar bereit, einen finanziellen Beitrag dafür zu leisten. Mehr Geld wäre zum Beispiel nötig, damit das Wasser die Kläranlage desinfiziert verlässt.

Bürgerbeteiligung erwünscht 

Herauszufinden, was der Bürger will, war von Anfang an ein weiteres Ziel des Bundesforschungsprojektes „Sichere Ruhr“. Bürgerbeteiligung war und ist ausdrücklich erwünscht.

Vor einem Jahr arbeiteten Interessierte in einem Workshop heraus, wie sie sich das Baden in der Ruhr vorstellen. Die meisten, so bestätigte auch eine spätere Telefonumfrage, möchten „ausgewiesene Badestellen“ mit Infrastruktur wie Parkplätzen haben. Also nicht unbedingt „Flussbadeanstalten“, sondern eher Angebote, wie es sie früher mal am Ruhrbadestrand in Mülheim gab.

Die Möglichkeit, in der Ruhr baden zu können, war zudem vielen Befragen Kosten von 19 bis 26 Euro pro Person im Jahr wert, unter anderem weil dadurch Wohn- und Freizeitwert steigen. Die Kosten könnten etwa durch (technische) Maßnahmen entstehen, die das Wasser sauberer halten, etwa Desinfektionsanlagen an Klärwerken.

Beflaggung an Badestellen möglich

Im Rahmen des Forschungsprojektes wird auch ein Konzept entwickelt, mit dem die Öffentlichkeit über die aktuelle hygienische Situation aufgeklärt werden kann. Möglicherweise könnte eine Beflaggung an Badestellen signalisieren, dass das Baden aus Hygienesicht unbedenklich ist, so dass jeder Bürger für sich entscheiden könnte. Die Fachexperten erklärten sich dazu bereit, bei mehr Informationsbedarf vor politischen Gremien in den Kommunen Rede und Antwort zu stehen.

'Voll die Ruhr' in Mülheim

Bild: Stephan Glagla
Bild: Stephan Glagla © STEPHAN GLAGLA PHOTOGRAPHIE / WAZ
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Am 16./17. Mai 2014 wird wieder zu einem Beteiligungsworkshop geladen, bei dem sich interessierte Bürger, kommunale Entscheidungsträger und Politiker an der Erarbeitung eines Badekonzeptes beteiligen können. Auch die rechtliche und die finanzielle Situation sollen besprochen werden. Möglicherweise folgt daraus eine „mutige Entscheidung für zwei, drei Badestellen“, wie es Projektsprecher Wolf Merkel formulierte, also „Pilotbadestellen“.