Dortmund.. Auch Frauen organisieren sich in Freimaurer-Logen — wie die 43 Damen im Schwesternbund „Zur alten Linde“, der sich vor 100 Jahren gründete. Zugang gibt's aber nur über den Mann: Wird er in den Brüderbund aufgenommen, bekommt seine Frau, Freundin oder ledige Tochter eine Einladung.

Der Bund der Freimaurer ist vielen Menschen ein Begriff – zumeist in Verbindung mit Verschwörungstheorien wie sie etwa der Autor Dan Brown thematisiert. Die Schwesternbünde der Logen, die die Ehefrauen und unverheirateten Töchter der Freimaurer bilden, führen dagegen eher ein Schattendasein. Dabei blicken auch sie auf lange Traditionen zurück, so wie der Dortmunder Schwesternbund der Loge „Zur alten Linde“.

Schon vor 100 Jahren gründete die Frau des damaligen Meisters vom Stuhl – der Vorsitzende der Loge – die Damengruppe. „Zunächst trafen sie sich wohl zum Kaffeetrinken“, mutmaßt Elke Grevel.

Doch während des Ersten Weltkriegs, so die Vorsitzende des Schwesternbundes, übernahmen die Mitglieder vorrangig soziale Aufgaben: Sie strickten zum Beispiel Socken, schickten Päckchen zu den Soldaten ins Feld oder arbeiteten im Lazarett, wie Grevels Großtante. Seitdem hat sich zwar einiges geändert, doch die „wesentliche Arbeit“ nicht. So sind die Schwestern immer noch sozial aktiv. Heute stricken sie allerdings keine Socken mehr, sondern organisieren Vorträge zu verschiedenen Themen und sammeln dabei ein Jahr lang Geld für eine bestimmte soziale Einrichtung wie die Tafel, das Gasthaus oder das Straßenmagazin „Bodo“.

Eine der größten Änderungen besteht vermutlich in der gelockerten Mitgliedschaftsvoraussetzung. Durften früher nur die Ehefrauen der Logenbrüder oder deren unverheiratete Töchter Mitglied werden, sind heute auch nicht geehelichte Partnerinnen akzeptiert. 43 Frauen sind aktuell Mitglied des Bundes, der seine neuen Schwestern über die Freimaurerloge findet.

Zutritt zur Freimaurer-Loge nur über den Mann

Wird ein Mann in den Brüderbund aufgenommen, bekommt seine Frau, Freundin oder ledige Tochter eine Einladung für die zweiwöchentlichen Treffen. „Sie ist nicht automatisch Mitglied, sondern kann selbst entscheiden, ob sie sich dafür interessiert“, sagt Grevel. So kann eine Mitgliedschaft ganz unterschiedliche Gründe haben: Gudrun Korff (91), die momentan älteste Schwester, trat 1959 ihrem „Mann zuliebe“ bei, der zuvor Freimaurer geworden war. „Das hat sich nachher geändert. Doch damals war man eben noch mehr an den Mann gebunden“, erklärt Korff ihren Entschluss.

Elke Grevel entschied sich 1984 für die Schwestern, weil sie das Programm überzeugte. Ähnlich war es bei ihrer Stellvertreterin Marlis Romczik (68). Doch sie fand erst 2004 mit dem Ruhestand die Zeit, sich im Bund zu engagieren.

Dortmunder Schwesternbund wirkt international

Das sei auch einer der Gründe, warum der Altersdurchschnitt relativ hoch ist: „Junge Frauen sind heutzutage meistens berufstätig und es ist schwer, beides unter einen Hut zu bekommen“, weiß Marlis Romczik.

Schließlich ist eine Mitgliedschaft auch mit Arbeit und Verpflichtungen verbunden: Neben den zweiwöchentlichen Treffen um 17 Uhr ist der Schwesternbund zusätzlich international tätig. Besuchen ausländische Delegationen der Freimaurer mit ihren Schwestern die Dortmunder Loge Zur alten Linde, kümmert sich der Schwesternbund um Elke Grevel um die weiblichen Gäste. So hat der Bund etwa Verbindungen nach England, Frankreich, Belgien und Österreich.