Unna.. Die neue Freimaurer-Loge soll nach Kurt Tucholsky benannt werden. Seine Pseudonyme Tiger und Panter werden zu Wappentieren.


Für eine erste Irritation sorgt der Ort unseres Gesprächs. Robert Rolf Grundmann möchte in Unna eine Freimaurer-Loge gründen, wohnt aber in Kamen. Nun, es ist nicht vorgeschrieben, dass die „Brüder“ dort wohnen müssen, wo ihre Loge angesiedelt ist. In Unna soll die neue Loge entstehen, weil hier von 1914 bis 1934 schon einmal eine Loge existierte und man an diese Tradition anknüpfen möchte. Während aber die alte Loge recht feierlich „Born der Wahrheit“ hieß, was auch dem (Salinen-) Stadtteil Königsborn geschuldet war, soll die neue nach Kurt Tucholsky benannt sein, dem Schriftsteller und Intellektuellen, der zu den großen Feuilletonisten der 20er Jahre zählte, dessen Leben und Werk von Humanismus, Demokratie und Pazifismus geprägt sind – Werten, die auch die neue Loge hoch halten will. Freimaurer war Tucholsky überdies.

Geheimgesellschaft

Öffentlich wird die Freimaurerei immer noch zwiespältig wahrgenommen. Einerseits sind die Logen durchaus im deutschen Mittelstand verankert, ganz ähnlich wie in der Zeit vor 1933; andererseits umgibt sie die Aura einer Geheimgesellschaft, weil sie sich Verschwiegenheit auf die Fahnen geschrieben haben und ihre Rituale im Geheimen praktizieren. Die Freimaurer selbst würden vielleicht ein Drittes geltend machen und von Arbeit an der eigenen geistig-seelischen Vervollkommnung sprechen, die dem spirituellen Streben in den Religionen nicht ganz unähnlich ist. Der Glaube an ein höheres Wesen gilt als eine der Aufnahmevoraussetzungen bei den Freimaurern, allerdings hält man auf Distanz zu den Religionen, Missionieren in den eigenen Reihen ist verboten.

Was erstaunt: Die neue Unnaer Loge soll sich als 17. Loge der britischen Großloge anschließen, der „Grand Lodge of British Freemasons in Germany“. Was hat das für einen Sinn, wenn es im Land unter dem Dach der Vereinigten Großlogen von Deutschland doch schon, historisch gewachsen, drei deutschsprachige Großlogen gibt? Nun, sagt Robert Rolf Grundmann, seine Mitstreiter seien derzeit Mitglieder einer englischsprachigen Loge in Minden und würden gerne unter dem englischen Großlogendach bleiben; gleichwohl soll die Sprache in Unna vorwiegend Deutsch sein.

„Freemasons“ entscheiden

Wie sieht der Zeitrahmen aus? Derzeit liegt das Unnaer Konzept bei den englischen „Freemasons“ und wartet auf Genehmigung. In der ersten Hälfte 2013, hofft Robert Rolf Grundmann, werden die Gremien der Großloge formell entschieden haben, werden die örtliche Satzung bestätigt haben, wird klar sein, wann die Gründungsurkunde sozusagen auf dem Tisch liegt. Zwischenzeitlich haben die Unnaer Neugründer sich um die Namensrechte bemüht, die bei der Kurt Tucholsky-Gesellschaft in Berlin liegen. „Die Zustimmung haben wir“, sagt Grundmann.

Freimaurerlogen können unterschiedlich aussehen, Münster beispielsweise hat naturgemäß einen starken Uni-Hintergrund. Doch die personelle Zusammensetzung schwankt von Loge zu Loge stark. Allen gemein allerdings ist bis heute die konsequente Geschlechtertrennung, und nach wie vor ist die Freimaurerei in Deutschland vorwiegend Männersache, obwohl es auch einige Frauenlogen gibt. Die Gründe dafür liegen in der Vergangenheit, in der Ableitung des Brauchtums vom (männlichen) Handwerk der Steinmetze etwa.

Robert Rolf Grundmann befürwortet die Geschlechtertrennung auch in der neuen Unnaer Loge. „In einer reinen Männerrunde gibt es kein Balzverhalten“, sagt er. „Sie hilft den Mitgliedern der Loge, sich vertrauensvoll zu öffnen.“