Mülheim. 288 Aufkleber mit Ruhrgebiets-Motiven braucht es, dann ist ein Sammel-Album voll. Doch jede Lücke im Heft mit einem Aufkleber zu füllen, ist gar nicht so einfach. Da hilft nur tauschen. Diese Möglichkeit hatten Sammler am Dienstag im Mülheimer Leserladen der WAZ.

Selten wurde dieser Satz mit so viel echter Freude ausgesprochen: „Ich bin voll!“ Keine fünf Minuten hat Dieter Stapel dafür gebraucht. Acht von insgesamt 288 Aufklebern fehlten ihm, bevor er den WAZ-Leserladen betrat, jetzt verkündet er im Rausgehen: „Ich hab’se alle!“ Sein Panini-Album mit Ruhrgebiets-Motiven ist komplett. Denn zu „Revier sammelt Revier“ gehört auch Revier tauscht Revier. Am Dienstag lud die WAZ zur Tauschbörse.

Sammler müssen Ordnung halten, sonst verlieren sie schnell den Überblick. Aber die Menschen, die sich am Vor- und Nachmittag je zwei Stunden um die drei Stehtische im WAZ-Leserladen verteilen, wissen, was sie tun. Listen haben sie dabei – mal ordentlich am Computer erstellt, mal in sorgfältiger Handschrift notiert. Auf ihnen sortieren sich Zahlen von der kleinsten bis zur größten. Es sind die Nummern der Aufkleber, die ihnen noch fehlen. Die Motive, die viele an diesem Tag ausdrücklich loben, bleiben da verdeckt. Alle haben nur Augen für die nummerierten Rückseiten. Stapelweise Aufkleber, die andere mehrfach aus Sammel-Tütchen fischten, vergleichen sie so, um Lücken im eigenen Album zu füllen.

Zahlen schwirren durch die Luft

Mit Gummi-Bändern in 50er oder 100er-Packen verschnürt bringen die Sammler die sortierten Tausch-Objekte mit, in Gefriertüten oder schmucken Dosen. Zahlen schwirren durch die Luft. „Hat jemand die 47?“, fragt eine Frau. Für sie ist es die letzte fehlende Karte, doch gerade diese eine Lücke zu füllen, kann schwierig sein. Die 39 wird auch gesucht, die 110, die 116. Thomas Richter ist der einzige, der sich die Bilder eingeprägt hat. Er braucht den „Ultraschall von der Bahn“ für ein komplettes Album. Die 265 ist das – und die brauchen gleich mehrere. Sie alle werden ihr Heft vollmachen.

Und eben darum geht’s. „Wenn man einmal anfängt, ist der Ehrgeiz geweckt“, weiß Hans Gonsek. Eigentlich ist er kein Sammler. Das Revier-Heft ist sein erstes Panini-Album überhaupt, das er aus „Lokalpatriotismus“ kaufte. Jetzt ist bei ihm und seinem Sohn Stefan die Sammelleidenschaft geweckt. Einen dicken Packen Bildchen hat er zum Tauschen mitgebracht, und bisher läuft es ganz gut. Sein eigenes Heft hat er bereits gefüllt, jetzt sucht er für seinen Sohn weiter.

Für Alfred und Liesel Marciniak ist es nicht der erste Versuch, solch ein Album zu füllen. „Ich habe mit meiner Tochter Fußball-Bildchen gesammelt“, erzählt Liesel Marciniak. Da fehlten ihr Tausch-Treffen. „Die letzten zehn Bilder hat meine Tochter im Internet bestellt.“ Nun gesellt sich Johanna Kubelke an diesen Stehtisch: „Hat jemand die 102?“ Noch vor 30 Minuten hatte sie rund 20 Nummern auf ihrer Liste, jetzt nur noch diese eine. Sie findet sich im Stapel der Marciniaks.

Die meisten tauschen Bildchen gegen Bildchen

Den hat Otfried Loog bereits ziemlich verkleinert, während das Ehepaar in seinen Doppelten nicht fündig wurde. „Was machen wir da?“, fragt Otfried Loog. „Geben Sie mir 50 Cent, dann kann ich mir ein neues Tütchen kaufen“, schlägt Liesel Marciniak vor – und bekommt einen Euro von Loog: „Kaufen Sie sich zwei Tütchen!“

Dass (Klein-)Geld den Besitzer wechselt, ist die Ausnahme, die meisten tauschen Bildchen gegen Bildchen und rechnen nicht auf. Eine Reihe Sammler füllt so ihr Album und drückt die übrigen Doppelten danach Mike Egbert in die Hand, der für die WAZ vor Ort ist und sie weiterverschenkt. Karin Müller-Fischenbach macht er so eine Freude. Kichernd sieht sie, wie sich ihr vorher recht leeres Heft ordentlich füllt. „Wie die kleinen Kinder“, sagt die Dame da selbst und strahlt. „Mensch, ist das eine schöne Sache!“

Revier sammelt Revier