Mülheim. Für den querschnittsgelähmten Guido M. aus Mülheim hätte ein umgebauter Citroen bedeutet, ein Stück Freiheit wiederzugewinnen. Doch das Autohaus verbockte den Umbau. Das Auto ist für ihn im jetzigen Zustand nicht zu nutzen. Einsicht zeigen und einlenken will die Firma aber nicht.
Der neue Wagen sollte der ganze Stolz werden von Guido M. und seiner Freundin Martina, beide gehörlos, er seit einem Unfall querschnittgelähmt im Rollstuhl: Ein Citroen Berlingo Multispace, so umgebaut, dass der Mülheimer mitfahren kann. Drei Monate nach dem Kauf in einem Essener Autohaus ist der Wagen für die beiden und Guido M.s Schwester Heike Franken (die deswegen schon Dutzende Telefonate geführt hat) aber vor allem das: ein Ärgernis.
Als Baby erkrankte Guido M. an Hirnhautentzündung, gerade sieben Monate alt. Ein halbes Jahr lag er im Krankenhaus. Dass die Infektion sein Gehör zerstört hat, merkte die Familie erst später. Als junger Mann wurde er bei einem Sturz schwer verletzt. Seitdem ist er vom siebten Halswirbel abwärts gelähmt. Die Finger kann er nicht bewegen, aber wenigstens die Arme. Vor allem den rechten. „Sein Arbeitsarm”, sagt Heike Franken.
Früher konnten ihn Freunde noch aus dem Rollstuhl hieven und ins Auto tragen, damit er mal rauskommt. Seit einer schweren Operation mit einer Hauttransplantation ist auch das nicht mehr möglich. Ausflüge in den Zoo, mal ins Centro, in den Aquapark – „für uns selbstverständlich, für Guido ging das nicht mehr. In seiner Wohnung fühlte er sich wie im Gefängnis”, erzählt seine Schwester.
Landschaftsverband Rheinland zahlt Umbau
Die Freundin sparte lange, um die 16.000 Euro für das Auto zusammenzubekommen, den Umbau (9000 Euro) bezahlte der Landschaftsverband Rheinland. Wieder rauszukommen, mit Angehörigen und Freunden unterwegs sein zu können: „Das ist für ihn von großer Bedeutung, ein Stück Freiheit”, so Franken.
In einem Essener Autohaus kauften sie den Wagen neu, besprachen die Änderungen. Einige Kleinigkeiten – Schramme am Heck, fehlende Winterreifen – wurden inzwischen ausgebessert. Aber um ein Detail, das Guido M. wichtig war, tobt nun seit Wochen Streit.
Hinter Fahrer- und Beifahrersitz bleibt nicht mehr viel Platz, wenn der Rollstuhl eingeladen wurde. Um bei Ausflügen aber einen vierten Fahrgast mitnehmen zu können, sollte der Einzelsitz der wie üblich geteilten Rückbank links, hinter dem Fahrersitz eingebaut werden. Rechts kann die Lehne nicht aufgeklappt werden, weil dort die Steuereinheit von Guido M.s Rollstuhl zu weit nach vorne ragt. Und die muss rechts sitzen. Sein Arbeitsarm...
Ein rollendes Stück Freiheit
Heike Franken beteuert, auf das besondere Rechts-Links-Problem hingewiesen zu haben. Denn der Gurt für Guido M. war auch falsch montiert, wurde aber von der Firma, die im Auftrag des Essener Autohauses den behindertengerechten Umbau gemacht hat, anstandslos gewechselt.
Des Sitzfehlers aber nehme sich das Autohaus nicht an. Der Verkäufer sage, darüber sei nie gesprochen worden. Schriftlich fixiert, gibt Heike Franken zu, wurde die Absprache nicht. 1000 Euro soll der Umbau kosten. Sie versucht es bei Citroen in Köln, hört dort vom Kundenbetreuer, das Problem müsse sie mit dem Händler klären. Das hat sie längst versucht. Vergeblich.
Sie will nur die Originalrückbank (Einsitzer und Zweisitzer geteilt, beide noch nie benutzt, die Doppelbank steht noch in Folie gewickelt im Keller) gegen die gleichen Bauteile in spiegelbildlicher Anordnung tauschen. Damit Guido und seine Freundin mit zwei Begleitern Ausflüge machen können. Damit sie stolz sein können, auf ihr rollendes Stück Freiheit.