Mülheim. . Regina Miemietz sah das verunglückte Fahrzeug zufällig auf dem Weg zur Arbeit. Sie versuchte minutenlang, einen Wagen anzuhalten, um Hilfe rufen zu können.

Ausgerechnet an diesem frühen Morgen vor dem Nikolaustag hatte Regina Miemietz ihr Handy nicht dabei. Doch als die Altenpflegehelferin sich gegen 5.30 Uhr mit ihrem Fahrrad auf den Weg zur Arbeit machte, konnte sie noch nicht ahnen, dass sie bald einen Notruf absetzen musste, um Hilfe für einen verunglückten Autofahrer zu rufen.

Die Mülheimerin hatte am frühen Morgen des 5. Dezember den jungen Mann gefunden, der, wie berichtet, Stunden zuvor mit seinem Wagen von der Kölner Straße abgekommen war und verletzt im Wagen eingeklemmt ausharren musste. Auf Anfrage dieser Zeitung berichtet Regina Miemietz von den dramatischen Minuten, bis endlich die Rettung eintraf.

Schwarzer Wagen

„Es war dunkel und eisig kalt, viel, viel kälter als jetzt“, erinnert sich die 46-Jährige, die über den Radweg an der Kölner Straße zu ihrem Arbeitsplatz radelte. Es war ihr vorletzter Arbeitstag vor dem Urlaub, und Regina Miemietz war gedanklich schon bei der Planung der freien Tage. Dann kam der dunkle Abschnitt der Straße, wo sie immer besonders aufmerksam fährt. „Und dann dachte ich, was macht denn das Auto da unten?“

Wie die Polizei später mitteilte, war der verunglückte schwarze Wagen in einem etwa eineinhalb Meter tiefen Graben mit ausgelösten Airbags gelandet. Die Fahrertür, erinnert sich Regina Miemietz, habe weit aufgestanden. Zum Fahrer im Graben konnte sie nicht gelangen, weil sie in der Dunkelheit kaum etwas sah. Auf ihr Rufen kam nur eine schwache Antwort. Minutenlang versuchte Regina Miemietz dann, ein Auto auf der Kölner Straße anzuhalten, machte mit Winken auf sich aufmerksam. „Keiner ist stehengeblieben“, darüber ist die zierliche Frau noch immer erbost. Es hätte doch nur jemand anhalten müssen und aus dem Fenster heraus die Frau mit dem Rad fragen, was los sei, meint sie.

Polizei lobt aufmerksame Frau

Regina Miemietz hatte sich schon auf den Weg gemacht, um an einem der wenigen Häuser jemanden aus dem Bett zu klingeln, als doch ein Wagen stoppte: Kollegen, wie sie auf dem Weg zur Arbeit, die sie erkannt hatten. Hilfe wurde gerufen, die Feuerwehr war schnell vor Ort, der Verunglückte konnte endlich geborgen und versorgt werden. „Gut, dass die Frau so aufmerksam war“, lobte später die Polizei.

Regina Miemietz kam in Landsberg im ehemaligen Oberschlesien zur Welt und lebt seit den 1990er Jahren in Mülheim. Sie hofft sehr, dass es dem Verunglückten schon wieder besser geht. Denn an der Unglücksstelle kommt sie regelmäßig vorbei, die Reifenspuren seien dort auch noch zu sehen, erzählt sie. Ihr Handy hat sie jetzt allerdings immer mit dabei. Denn man weiß ja nie, ob im Notfall auch wirklich jemand anhält.