Mülheim. . Einen sorglosen Badeurlaub in der Türkei hatte sich der Mülheimer Marcel Nowicki gewünscht – doch bei einem Kopfsprung ins Wasser kommt er so unglücklich auf, dass drei seiner Halswirbel brechen. Die Diagnose ist entmutigend: Querschnittslähmung. Doch der 22-Jährige gibt nicht auf.

Es sollte ein schöner Urlaub werden, damals im März 2012. Marcel und seine Freundin – als Paar am Strand von Side in der Türkei. Die Sonne scheint, das Meer ist blau – und dann passiert das Unfassbare: Marcel macht einen Kopfsprung ins Wasser und kommt so unglücklich auf dem Meeresgrund auf, dass drei seiner Halswirbel brechen. „Ich blieb einfach reglos im Wasser liegen“, erinnert sich Marcel Nowicki an den Moment, der ihm noch sehr bewusst ist.

Seine Freundin hat die Szene vom Ufer aus beobachtet, kommt angerannt, dreht ihn auf den Rücken und ruft um Hilfe. „Von den Schultern abwärts hatte ich kein Gefühl mehr“, schildert der junge Mann. Diagnose: Querschnittslähmung. Noch in der Türkei wird er operiert, von guten Ärzten, wie er betont – und trotzdem gilt er seitdem als inkomplett querschnittsgelähmt. Inkomplett deshalb, weil sein Rückenmark nicht ganz durchtrennt ist, aber durch den Badeunfall doch so in Mitleidenschaft gezogen wurde, dass der heute 22-Jährige nicht nur auf den Rollstuhl, sondern vor allem auch auf Pflege angewiesen ist.

"Keine Lösung für die Ewigkeit"

Marcels Leben und das seiner Familie ändert sich von der Sekunde der Diagnose von Grund auf. „Nichts ist mehr, wie es vorher war“, sagt Marcels Vater Harry, der direkt am Tag nach dem Unfall in die Türkei zu seinem Sohn fliegt, Mutter Alexandra kommt wenig später nach. Sie bangen zusammen mit Marcels Freundin um das Leben ihres Sohnes. Auf der Intensivstation in der Türkei hat Marcels Atmung ausgesetzt, er muss künstlich beatmet werden. Nach 16 langen Tagen fliegt der ADAC ihn nach Duisburg in die Unfallklinik. Wochen wird der junge Mann dort verbringen, im Anschluss daran Monate zur Reha in Bonn sein.

Heute ist Marcel mit seinem Rollstuhl einigermaßen mobil, kann wieder mit seinen Freunden unterwegs sein und tut alles dafür, noch mehr zurückzugewinnen von seinem alten Leben. „Wenn ich nach dem gegangen wäre, was die Ärzte mir gesagt haben, wäre ich heute nicht so weit“, sagt Marcel. Er höre vielmehr auf seinen Körper, spüre, dass da noch mehr geht – mittlerweile kann er die Zehen wieder bewegen und die Muskeln in den Oberschenkeln anspannen.

„Er war so aktiv vorher“, erzählt Mutter Alexandra, „zog immer mit seinen Jungs los und hat Fußball gespielt.“ Und lebte mit seiner Freundin in einer eigenen Wohnung. „Die lag in der ersten Etage“, erzählt Marcel. Nicht zu machen mit Rollstuhl. Also suchten die Nowickis eine neue Wohnung, ebenerdig und behinderten gerecht. Seit ein paar Monaten wohnen sie nun Tür an Tür, die Eltern und Marcel mit seiner Freundin. „Das ist keine Lösung für die Ewigkeit“, sagt der junge Mann. Im Moment aber übernehme noch seine Mutter die Pflege, helfe ihm aus dem Bett, ziehe ihn an, sei einfach da. Zwischenziele, ja, die habe er sich gesteckt, eben etwa alleine aus dem Bett kommen zu können. Und an Weihnachten 2014 an Krücken oder mit dem Rollator laufen zu können.

Über Therapieformen informiert

„Ich trainiere jeden Tag und habe mich im Internet über alle möglichen Therapieformen informiert“, berichtet der 22-Jährige. Auch das Zentrum in der Schweiz, in dem der bei „Wetten, dass...?“ verunglückte Samuel Koch behandelt wurde, haben Marcel und seine Eltern kürzlich besucht. In der Schweiz hat der Mülheimer auch ein spezielles Trainingsgerät kennen gelernt, das die Funktionen des verletzten Zentralen Nervensystems verbessern und auch Spastiken reduzieren soll. Etwas Vergleichbares gebe es in Deutschland nicht. Deshalb hat Familie Nowicki sich entschlossen, solch ein Gerät anzuschaffen – für den Preis eines Kleinwagens, rund 20.000 Euro kostet es.

Viel Geld für die Familie. „Zum Glück“, sagt Vater Harry, „hatte ich vor Jahren mal eine Unfallversicherung für meine Kinder abgeschlossen.“ Durch deren Zahlung sei zumindest ein Teil der Kosten gedeckt. Über Unterstützung und Austausch würden sich Marcel und seine Familie freuen, Kontakt per E-Mail: marcel.nowicki@gmx.de