Mülheim. Im Geoinformatikprojekt stellen sich die Jugendlichen den Problemen älterer Menschen. Tremorhandschuhe und Simulationsbrillen kommen dabei zum Einsatz.
Nicht erst seit dem schlechten Abschneiden NRWs im bundesweiten Vergleich sind die naturwissenschaftlichen, so genannte Mint-Fächer, in aller Munde. Ein Mint-Status gehört an vielen Schulen zum guten Ton, doch dafür muss an den Bildungseinrichtungen auch ein gewisses naturwissenschaftliches Angebot vorherrschen.
So kümmert sich an der Gustav-Heinemann-Gesamtschule Volker Smit in seiner Funktion als Mint-Koordinator um Nachschub für den Praxisunterricht. Da schon seit Längerem ein Kontakt zu Wissenschaftlern vom Institut für Geoinformatik der Westfälischen Wilhelm-Universität bestand, lag eine Kooperation zwischen den Lehreinrichtungen nahe. „Ich habe sogar selbst dort studiert“, erzählt Smit.
Für das Projekt „BÄM – Bunter Älter Mobiler“ konnte er etwa 20 Schüler der Klassen neun bis elf begeistern. An den drei Projekttagen geht es darum, eine App für ältere Menschen zu entwickeln. Dafür wurden die Schüler in drei Gruppen unterteilt. So tritt die Umfrage-Gruppe feldversuchsartig mit älteren Bürgern auf Mülheims Straßen in Kontakt. Der 14-jährige Lars Funke hat sich für diese Gruppe gemeldet, weil er „Lust hat mit Menschen ins Gespräch zu kommen“. 50 Senioren spricht seine Gruppe an, jeder zweite Passant beantwortet die Fragen der Schüler.
Einzige weibliche Person aus 20 Teilnehmern
Die zweite Gruppe sammelt Informationen über Geschäfte aus der Umgebung wie zum Beispiel Apotheken, deren Öffnungszeiten und GPS-Daten. Dieser sogenannten Datengruppe gehört Karina Sommerfeld an. „Als einzige weibliche Person aus 20 Teilnehmern, bin ich hier das Quotenmädchen“, sagt die Siebzehnjährige. Allerdings stört sie dieser Umstand nicht wirklich. 16 Läden hat sie mit ihrem Arbeitspartner ausfindig gemacht, die anderen Gruppenmitglieder haben weitere Informationen für die Computer gesammelt.
Zu guter Letzt gibt es noch die Programmierergruppe. Die erfreut sich so großer Beliebtheit, dass letztendlich verlost werden musste, wer hier mitmachen darf. Einer der glücklichen ist Florian Schweter. „Zu Hause programmiere ich Windows-Anwendungen“, erzählt er. Da er später Fachinformatiker werden möchte, kommen solche Kursangebote wie gerufen für ihn – auch wenn sie auf einen, für die anderen Schüler freien, Studientag fallen.
Sebastian Niklasch ist studentischer Mitarbeiter am Institut und leitet die Schüler an. Damit sich diese in die Situation älterer Menschen hineindenken können, brachte er Alterssimulatoren mit. Die Tremorhandschuhe geben leichte Stromimpulse ab und erschweren gestikuläre Bewegungen. Die Simulationsbrillen versetzen in das Sehempfinden von Menschen mit Augen-Krankheiten wie Grauer Star oder Netzhautablösungen. Niklasch erklärt: „So verdeutlichen wir den Schülern die praktischen Aspekte der App und versetzen sie gleichzeitig in die Lage älterer Mitbürger.“