Mülheim. Die Stadt liegt mit ihren Friedhofsgebühren über dem Durchschnitt. Das Grünflächenamt sieht aber kein Einsparpotenzial. Der Grund: Immer mehr Fläche wird nicht als Grabfeld genutzt.

Bestattungen kosten Gebühren - das ist in jeder Kommune so. Allerdings ist die Preisspanne zwischen den Städten groß. Während eine Sargbestattung in Bonn rund 4000 Euro kostet, ist sie in Solingen gut 3000 Euro billiger. Ähnlich sieht es auch bei Urnenbestattungen aus: Da werden in Herne fast 2000, in Oberhausen nur gut 400 Euro gezahlt.

Mülheim befindet sich in allen Kategorien im oberen Drittel und damit deutlich über dem Durchschnittswert (siehe Kasten). Für eine Sargbestattung müssen fast 3000 Euro bezahlt werden, für eine Urnenbestattung gut 1500 Euro. Wie kommen diese Preisunterschiede zustande? Es ist gesetzlich festgeschrieben, dass Gebühren den tatsächlichen Kosten entsprechen müssen. Können die aber von Stadt zu Stadt so unterschiedlich sein?

Die Berechnung

Es gibt bei der Berechnung im wesentlichen zwei Stellschrauben. Zum einen die sogenannte Kapitalbedarfskalkulation. Die Basis für diese Berechnung sind die Kosten, die in der Vergangenheit die Friedhöfe verursacht haben. Diese Kalkulation bildet dann wiederum die Grundlage für den Gebühren-Wert, den die Verwaltung vorschlägt. Der Rat stimmt dann darüber ab. „Es ist also eine politische Entscheidung“, so Harald Schledorn, Experte für Friedhofsgebühren beim Bund der Steuerzahler. „Die meisten Lokalpolitiker verlassen sich auf diese Berechnung. Die ist allerdings oft sehr schwer zu durchschauen“, so seine Erfahrung.

Der zweite Punkt,: der sogenannte Grün-Anteil. Friedhöfe werden nämlich zumindest zum Teil auch als Naherholungsgebiete gewertet. Die Pflege dieser Grün-Flächen wird aber nicht über die Gebühren bezahlt, sondern aus anderen Haushaltsmitteln. Nach Schledorns Erfahrung könne über diesen Wert am besten der Gebühren-Anteil reguliert werden. Aber: „Er wird eher zu niedrig veranschlagt.“

Kein Sparpotenzial

Die Leiterin des Grünflächenamtes., Sylvia Waage, hat einen etwas anderen Blick auf das Problem. Der Grün-Anteil für Mülheims Friedhöfe ist auf zehn Prozent festgesetzt worden. „Das wurde sorgfältig geprüft“, betont sie. Es gebe also auch keinen Ermessens-Spielraum. Ebenso eindeutig sei auch die Grundlage der aktuellen Gebührensatzung, die 2011 in Kraft getreten ist. Die Basis dafür seien die tatsächlichen Kosten gewesen, die zwischen 2006 und 2010 angefallen sind, versichert Waage. Die nächste neue Satzung werde 2015 verabschiedet. Dann werde bei der Berechnung genauso verfahren, wiederum orientiere man sich an den tatsächlichen Ausgaben der Vorjahre. Also auch hier: Wenig Spielraum zur Einsparung.

Den größten Kostenfaktor stelle das Personal dar - 40 Personen sind im Moment für die Friedhöfe zuständig. Hier habe man aber bereits in der Vergangenheit schon reduziert. „Alle Arbeiten, die man ausschreiben kann, sind ausgeschrieben worden.“ Ihre Schlussfolgerung: Auch hier steckt kein Sparpotenzial mehr.

Immer weniger Bestattungen

Kann man also gar nichts gegen weitere Gebührensteigerungen tun? Die Kosten werden nämlich tendenziell steigen. 1700 Bestattungen fanden 2011 auf den städtischen Friedhöfen statt. Dies ist zwar kein fester Wert. Doch eine Tendenz ist erkennbar: Die Zahl der Grünflächen, die nicht mehr als Grabfelder genutzt werden, nimmt zu. Zum einen steigt der Anteil der Urnenbestattungen, die weniger Platz beanspruchen (aktuell: rund 68 Prozent). Zum anderen werden Mülheimer nicht mehr automatisch auch in ihrer Stadt beerdigt.

Manchmal findet die Bestattung dort statt, wo jetzt die nächsten Angehörigen wohnen - mal in der Kommune, wo tatsächlich die Gebühren niedriger sind. Die Bilanz: Die kostenintensiven Freiflächen nehmen zu, die Bestattungen ab. Die Folge: Die Kosten werden noch höher, und es finden noch weniger Bestattungen vor Ort statt - ein Teufelskreis?

Das Amt versucht, dass die Bestattungen auf den Kern der Friedhöfe konzentriert werden. Die Freiflächen befinden sich dann an den Rändern und könnten schließlich sogar umgewidmet werden.