Mülheim.

Stifte? Hefte? Bastelsachen? Wo kauft man die? Na klar: bei Ponten oder Prüßmann. Für ganze Schülergenerationen stand das außer Frage. Wenn noch etwas für den Unterricht am nächsten Tag fehlte, lief oder fuhr man mal eben zu den Fachgeschäften in der Innenstadt. Jetzt aber schließt Ponten – und so geht auch ein Stück Mülheimer Pennäler-Geschichte dahin.

Bis 31. Dezember noch läuft der Ausverkauf in dem Geschäft an der Kaiserstraße: Neben Schul- gibt’s Bürobedarf, außerdem Geschenkartikel, Zeitschriften, Tabakwaren. Und auch eine Lotto-Annahmestelle sowie einen Post-Shop betreiben Rudi und Marlies Adomatt, die das alteingesessene Unternehmen im März 1998 übernommen hatten. Und die sich jetzt „mit einem weinenden und einem lachenden Auge“ verabschieden.

Sie tun es nicht, weil sie müssten, betont das Ehepaar – sondern weil sie beide 65 Jahre alt sind und damit reif für die Rente. „Einerseits fällt es schwer, sich von lieben, verständnisvollen Kunden zu verabschieden“, sagt Marlies Adomatt. „Andererseits“, so ihr Mann, „sind wir froh, die Sache zu beenden.“

Abschied kommt zur rechten Zeit

Denn irgendwie komme der Abschied genau zur rechten Zeit. „Die gesamte strukturelle Entwicklung“ habe die Arbeit zusehends schwieriger gemacht, berichtet Rudi Adomatt. Da sei zum einen das Internet: „Viele lassen sich hier im Laden ausführlich beraten und bestellen dann im Internet.“ Ob sich das lohne, wage er allerdings zu bezweifeln: Da kämen doch noch Kosten für den Transport etc. oben drauf. Und zum anderen seien da die diversen großen Lebensmittelhändler, die längst nicht mehr nur auf Lebensmittel setzen. Sondern gerne auch mal auf Schreibwaren.

Dass die Hefte etc. oft von minderer Qualität seien, so Adomatt, störe viele Käufer nicht. Der Preis sei für sie das alles entscheidende Kriterium. „Und so greifen uns diese Läden viele Kunden ab.“ Die Zahl derer, die bei Bedarf Ponten ansteuert, ist also in den vergangenen Jahren zurückgegangen. „Hinzu kommt, dass etliche Stammkunden älter sind, und leider so mancher schon verstorben ist.“

Von der Entwicklung der Innenstadt sei man hingegen nicht ganz so abhängig gewesen. „Die meisten Leute kommen gezielt zu uns, wir brauchen nicht unbedingt Laufkundschaft“, sagt Rudi Adomatt. Doch als alter Mülheimer habe er die Geschehnisse in der Schloßstraße natürlich verfolgt. „Und es ist eine Katastrophe, wie sich das entwickelt hat – da braucht man kein Blatt vor den Mund zu nehmen“, meint der Geschäftsmann. „Was hatten wir dort früher für schöne Geschäfte. . .“ Heute dagegen fange das Problem schon an, wenn man sich eine simple Hose kaufen wolle. „Da muss man echt schon überlegen: Wo gehe ich eigentlich hin“, so Adomatt. Er versuche aber nach wie vor, die hiesigen Einzelhändler zu unterstützen.

Jetzt bleibt nur noch Prüßmann

Und was wird Familie Adomatt künftig tun, wenn sie Schreibwaren braucht? Es gebe ja nur noch ein einziges Fachgeschäft in der Stadt, sagt Adomatt und meint – natürlich – den langjährigen Mitstreiter Prüßmann. Mehr als 50 Jahre lang haben diese Läden nebeneinander existiert, und nun übernimmt das Geschäft an der Wallstraße unter anderem die „Kalenderkunden“ von Ponten. Sprich die Menschen, die Jahr für Jahr den gleichen Kalender bestellen.

Mit Prüßmann übrigens ist schon Rudi Adomatt aufgewachsen. „1954 haben meine Eltern dort meinen allerersten Schulranzen gekauft.“