Mülheim.

Er ist Armenier, geboren in Istanbul, aufgewachsen in Mülheim, wo er seit 1964 lebt, und Botschafter für afrikanischen Tanz. Dies ist die Kurzfassung der Biographie von Hampar Sarafian. Er lächelt viel. Macht Tanzen glücklich? „Ja, unbedingt“, antwortet der 54-Jährige.

In Workshops, die er häufig leitet, könne man beobachten: „Die Gesichter werden anders, die Leute verändern sich.“ Dass Männer hierzulande seltener Lust oder den Mut haben, diese Bewegungserfahrung zu machen, ist ihm klar. Sein eigener Weg führte schließlich auch nicht direkt zu „Bodytalk“, wie das Projekt heißt, das er 1990 gemeinsam mit den Bochumer Trommlern Udo Knafla und Ralph Alpha Kruse auf die Beine stellte.

Nach Schulabschluss Lehre bei Siemens

Hampar Sarafian ging nach dem Schulabschluss erst bei Siemens in die Lehre, lernte Dreher und blieb etliche Jahre im Betrieb. Rückblickend meint er: „Mein alter Beruf war wichtig für mich, um im Leben Fuß zu fassen.“ Außerdem konnte er mit dem Geld, das er verdiente, seine Tanzausbildung finanzieren.

Getanzt habe er schon immer gerne, habe Musicals begeistert geschaut, während sich seine Freunde nur für Fußball interessierten. Auch Musik liebt und sammelt er: „Früher Platten, dann CDs, jetzt auch Software. Wann man alles hören wollte, bräuchte man drei Leben.“ Kontakt zur afrikanischen Kultur bekam er Anfang der achtziger Jahre über die frühere „Werkstatt“ in Düsseldorf: „Damals war das die angesagte Adresse für afrikanischen Tanz und Musik.“

Seiner ersten Ausbildung bei Luis Mijares in Essen schlossen sich viele Kurse an, auch ausgedehnte Studienaufenthalte u.a. in Senegal, Togo oder Ghana. „Ich habe jeden Tag getanzt, alles aufgesogen.“ 1987 wurde es Hampar Sarafian erstmals angetragen, einen Workshop zu übernehmen, von der Rolle des Schülers in die Position des Lehrers zu wechseln. Es funktionierte gut, doch es dauerte noch drei Jahre, ehe Sarafian wagte, seinen handwerklichen Beruf ganz aufzugeben, zu kündigen.

Die Veränderung glückte, der Vater zweier erwachsener Kinder lebt seither als professioneller Tänzer und Trainer, orientierte sich zusätzlich in Richtung Yoga, Entspannung – und blieb bislang von orthopädischen Verschleißerscheinungen verschont, wie sie viele Tänzer im reiferen Alter plagen: „Ich spüre noch nichts. Wenn man regelmäßig tanzt, hat der Körper auch ein bestimmtes Level aufgebaut. Und wenn ich mal etwas verspannt bin, mache ich Yoga-Übungen.“

Ein Mann, der sich selber „zufrieden“ nennt und von der festen Überzeugung getragen wird: „Wenn man tanzt und trommelt, vergisst man älter zu werden.“

Auch das Publikum soll ins Schwitzen kommen

Erfolgreichstes Projekt der Gruppe Bodytalk ist das Festival „Tanz die Trommel“, das am 16. November, bereits zum 30. Mal über die Bühne geht. Erstmals fand es 1991 als Open-air-Event auf der Burgruine Hardenstein statt, später fasste die Veranstaltung in Essen Fuß, zunächst in der Zeche Carl, dann lange Jahre im JZE. Nach dessen Schließung wanderte man in die Weststadthalle, wo die Party auch nächsten Samstag ab 19 Uhr steigt.

Als Top-Act verpflichtet wurde diesmal der kongolesische Sänger Christian Bakotessa (den viele aus der „Supertalent“-Show kennen), außerdem spielen acht Percussion- und Tanzgruppen, und es gibt eine Zumba-Session mit Livemusik.

„Tanz die Trommel“ verkörpert ein wichtiges Anliegen von Bodytalk: verschiedene Kulturen zusammen zu bringen, ebenso Nachwuchskünstler mit Profis. „Wir wollen den Leuten zeigen, was im Ruhrgebiet so abläuft“, sagt Hampar Sarafian. „Das Festival hält sich schon lange und wächst sogar.“ Ziel ist auch, das Publikum in Bewegung, ins Schwitzen zu bringen. „Vor allem afrikanische Künstler möchten ihre Kunst weitergeben“, weiß Sarafian, „sie suchen Nähe zu den Leuten und Hautkontakt.“