Mülheim-Styrum..

Ardit Gijkaj war früher oft in Mülheim unterwegs, als Szene-Größe „Airdit“ kehrt der 30-jährige jetzt zurück. Ein Interview:

Stimmt es, dass Du als Jugendlicher zu den Stammgästen gehörtest im Café 4 You?

Airdit: Ja. Ich bin als Dreizehnjähriger mit meiner Familie aus Albanien geflüchtet und habe in Oberhausen gelebt. Mit meinem Bruder und Freunden bin ich oft zum Tanzen nach Mülheim gekommen. Wir konnten den Raum hier nutzen, haben die Musik selber mitgebracht und uns mit anderen Leuten ausgetauscht. Als Trio haben wir die Truppe „TNT Crew“ hochgezogen und abgeräumt in ganz Deutschland.

Wann warst Du zuletzt im Styrumer Jugendzentrum?

Airdit: Vor ungefähr einem Jahr haben wir hier trainiert. Davor war ich extrem lange weg, drei oder vier Jahre.

Heute leitest Du einen Workshop. Wie hast Du Breakdance gelernt?

Airdit: Ich habe es mir anfangs autodidaktisch beigebracht, sehr auf akrobatische „Moves“ fixiert. Höher, schneller, weiter. Als es mit dem Internet und den Reisen anfing, habe ich Leute aus der ersten Breakdance-Generation getroffen, „Storm“ etwa hat mir sehr geholfen. Seitdem befasse ich mich mehr mit Musikalität.

Breakdance, oder „B-Boying“ gibt es ja schon sehr lange...

Airdit: Seit fast 40 Jahren.

Hat sich der Stil sehr geändert?

Airdit: Man kann sich das vielleicht so vorstellen, als wenn man einen Mercedes-Oldtimer mit einem Modell von 2013 vergleicht: Es kommen immer mehr Extras dazu. Wie bei Autos auch.

Du hast letztens, im Duo mit Ben, nach der Choreographie von Takao Baba, im Finale der Fernsehshow „Got To Dance“ getanzt. Was war bisher Dein größter Erfolg?

Airdit: Da gibt es mehreres. Ich habe zum Beispiel mal eine ganz große kommerzielle Sache für Adidas gemacht. Künstlerisch gesehen, ist meine Soloshow einer meiner größten Erfolge gewesen. Und cool war auch mein Auftritt in der Eröffnungsshow zur Fußball-WM 2006. Da haben mir wirklich Millionen Leute zugeschaut.

Wie würdest Du die Mülheimer Truppe beschreiben, die diese Woche mit Dir trainiert?

Airdit: Zum Teil sind es Jungs und Mädchen, die aus anderen Sportarten kommen – Wasserball, Ballett, Parkour oder Karate. Überwiegend Breakdance-Anfänger, aber alle haben Interesse daran, sich zur Musik zu bewegen. Es ist toll, die verschiedenen Richtungen zu beobachten: Einige gehen athletisch an die Sache ran, bei anderen sieht man, wie sie den Takt und die Musik spüren.

The Machine“, die Maschine, unter diesem Künstlernamen tritt Airdit in der Breakdance-Szene an...

Du nennst dich „Maschine“ – was willst du damit ausdrücken?

Airdit: Der Name ist nicht nur auf das Tanzen bezogen, sondern auf meinen ganzen Lifestyle. Ich habe ein Klamottenlabel, reise um die Welt, auch meine Familie und meine Freunde sind mir sehr wichtig. Um all das unter einen Hut zu bringen, muss man manchmal ticken wie eine Maschine.

Seit wann bist Du Tanzprofi?

Airdit: Ich lebe schon die ganze Zeit davon. Weil ich kein Bafög bekam, habe ich mein Abi dadurch finanziert, konnte nach New York, Mexiko oder Frankreich reisen, um dort bei Wettkämpfen abzuräumen.

Bis zu welchem Alter spielt der Körper mit, wenn man auf professionellem Niveau tanzt?

Airdit: Das kommt darauf an, wie man sich selber behandelt. Richtige Ernährung und genügend Schlaf sind wichtig, nicht trinken und rauchen, zwischendurch Joggen und Yoga. Ich habe auch einen Chirotherapeuten und Masseur, der mich betreut. Man sieht es nicht, aber um mich herum sind viele Leute, die dafür sorgen, dass ich auf der Bühne glänzen kann.

Lesen Sie auch

.
Von Von Andrea Müller