Mülheim.
Spieltage: In Essen bringt die gleichnamige Messe gerade wieder sechsstellige Besucherzahlen auf die Beine. Auch in Mülheim gilt: Das Gesellschaftsspiel lebt. Ganzjährig, quer durch alle Generationen. Computergesteuerte Games konnten es nicht verdrängen, wie folgende Beispiele beweisen...
851 Titel in der Stadtbibliothek
Mitten in Mülheim, im Medienhaus, steht eine stattliche Spielesammlung zur Verfügung. Die Stadtbibliothek verfügt über 743 verschiedene Spiele für Kinder und 108 Titel für Erwachsene, mit Altersempfehlungen ab 13 Jahren. Die Ausleihzahlen steigen in letzter Zeit wieder an. Sie schwanken auch je nach Wetter und Saison, hat Elke Hoffmann beobachtet, Teamleiterin des Bereiches „Familie, Kind & Co.“, in dem alle Gesellschaftsspiele stehen. „In den Winterferien und gerade auch um Silvester herum ist die Nachfrage groß. Bei Jugendlichen besonders beliebt sind dann actionreiche Titel wie ,Tabu’ oder ,Activity’.“
Monatlich bestellt die Bibliothek zehn bis 15 neue Spiele, so Elke Hoffmann. „Wir gehen dazu über, vorwiegend Lernspiele anzuschaffen, die Kinder im Vorschulbereich fördern. Viele Eltern fragen danach.“ Dass direkt in der Bücherei losgezockt wird, geschieht jedoch selten. Das Problem sind die vielen Kleinteile. Damit keine Püppchen verloren gehen, stehen die Kartons nahezu leer in den Regalen. „Man bekommt die Spielfiguren erst an der Theke, wenn alles verbucht ist.“ Und dann nehmen die allermeisten das Spiel mit nach Hause.
Verkaufsschlager „Spiel des Jahres“
Wer es nicht ausleihen, sondern erwerben möchte, wird beispielsweise bei „Spiele Max“ im Forum fündig, wo mehrere Regalwände bepackt sind mit Varianten vom Mini-Kartenspiel bis zum abendfüllenden Strategietitel. Am liebsten würden Klassiker gekauft, sagt Filialleiterin Yvonne Schulze: „Cluedo, Spiel des Lebens, Monopoly. Und das Spiel des Jahres ist immer stark gefragt.“ In der Spielabteilung könne man sich auf eine „Fangemeinde“ als Kunden verlassen, meint die Händlerin. Jugendliche seien seltener darunter: „Die bevorzugen elektronische Spiele.“
Spielerische Nähe im Jugendcafé
Im Styrumer Jugendzentrum Café 4 You würde man das so nicht unterschreiben. „Wir spielen ganz viel mit den Kindern und Jugendlichen“, berichtet Sozialarbeiter Salvatore Sangiorgio, „hauptsächlich Brettspiele.“ Viele der jungen Besucher würden das Angebot gerne wahrnehmen, weil bei ihnen zu Hause eben nicht gemeinsam gespielt wird. Und die Betreuer fördern es, dass Gesellschaftsspiele auf den Tisch kommen, „weil sich dabei auch ganz beiläufig Gespräche entwickeln“, so Sangiorgio, „und man etwas über die Probleme der Jugendlichen erfährt, ohne dass es gleich offiziell wird.“
Volles Haus mit drei Generationen
In der Broicher Buchhandlung „Bücherträume“ findet am heutigen Freitag wieder ein Spieleabend statt, bei dem Titel getestet werden können, die dort auch zum Verkauf stehen. Etwa jedes halbe Jahr machen sie das. „Es wird immer voller“, freut sich Mit-Inhaberin Petra Büse-Leringer, „beim letzten Mal waren über 30 Leute da". Deren Altersspanne, von acht bis 76, umfasste locker drei Generationen.
Klassiker beim Seniorentreff
Anders sieht es beim „Aktivtreff im Sommerhof“ aus, wo man jeden Montag, Mittwoch, Freitag „gesellige Spiele“ pflegt. Und zwar: „Scrabble, Mensch-ärgere-dich-nicht und Kartenspiele“, sagt eine Mitarbeiterin. „Klassiker, die die Leute kennen.“ Nichts anderes kommt hier auf den Tisch.
Die Internationalen Spieltage laufen vom 24. bis zum 27. Oktober in der Messe Essen. Für Besucher sind die Hallen von 10 bis 19 Uhr geöffnet, am Sonntag von 10 bis 18 Uhr.
Unter den 828 Ausstellern der Spielmesse und der gleichzeitig stattfindenden „Comic Action“ befinden sich nach Auskunft des Veranstalters keine Akteure aus Mülheim.