Essen. Auch im digitalen Zeitalter können sich Gesellschaftsspiele behaupten. Das wird auch wieder auf „Spiel ‘13“ in der Messe Essen zu sehen sein (24. bis 27. Oktober 2013). Zu den Höhepunkten gehören „Kakerlakak“, eine Kakerlakenjagd für Kinder, und das preisgekrönte „Terra Mystica“, das Nachfolger der „Siedler von Catan“ werden könnte.
Gesellschaftsspiele bringen an langen Winterabenden Spaß ins Haus. Sie sind kommunikativer als manche Computer-Daddelei und provozieren brisante Konstellationen: Allein gegen die Schwiegermutter oder zu zweit gegen die Eltern. Eine ehrliche, eine bodenständige Beschäftigung.
Was es auf dem Spielemarkt Neues gibt, ist in den kommenden Tagen bei der „Spiel ‘13“ in der Messe Essen zu sehen. Hier zeigen über 800 Aussteller ihre Erfindungen mit Brett, Würfeln, Karten oder Püppchen. Eine Auswahl:
Kriechtiere
Igitt und pfui Spinne, die Kakerlaken sind los! „Kakerlakak“ (Ravensburger, 2-4 Kinder, ab 5 Jahren) gewinnt in diesem Jahr den Deutschen Kinderspiele-Preis. Es geht so: Eines dieser Biester hat es sich ausgerechnet in der Küche gemütlich gemacht und kriecht dort über Messer und Gabeln.
Mit blitzschnellen Reaktionen und viel Geschick müssen die Spieler die Kakerlake aufhalten und in eine Falle locken. Dominique Metzler, Organisatorin der Messe, ist voll des Lobes und formuliert das in diesem Fall ganz ungekünstelt: „Ein ganz geiles Ding!“
Herrscher
Sicherlich kann auch die Jagd auf spartanische „Mensch ärger dich nicht“-Püppchen unterhaltsam sein, spätestens seit „Die Siedler von Catan“ entdecken Brettspieler aber eher den Herrscher in sich. Sich niederlassen, Völker erweitern, Städte bauen und Rohstoffe verhökern – das ist eine Aufgabe für Mann und Frau von Welt.
Wer die Siedler mag, könnte auch für „Terra Mystica“ (Feuerland, 2-5 Spieler, ab 12 Jahren) etwas übrig haben. Hier leiten die Spieler ihre Völker durch ein verwunschenes Land. Die Spielepreis-Jury ist begeistert, sie vergibt dafür Platz eins in der Kategorie „Bestes Familien- und Erwachsenenspiel“.
Diese Deutschen
Die Deutschen sind ein spielelustiges Volk. Kaum irgendwo anders ist das Gesellschaftsspiel so beliebt wie hier bei uns, im Land der Schwarzen Peters und Malefizens. Aber was sind die Deutschen sonst noch alles?
Einer kennt die Antwort ganz sicher: Kaya Yanar. Gemeinsam mit dem prominenten Comedian gehen die Spieler in „Typisch Deutsch“ (Huch, 2-5 Spieler, ab 12 Jahren) auf eine Deutschlandreise, um das Brauchtum zu entdecken. Typisch deutscher Sinn und Unsinn wird abgefragt – oder muss sonst wie bearbeitet werden. Wer sich für das Spiel interessiert, sollte sich schon einmal überlegen, wie er einen Porsche pantomimisch darstellen kann. . .
Verflixter Herr X
Kurz taucht er auf, schon ist er wieder weg, dieser Gauner. Seit Jahrzehnten geht das schon so. Die Jagd nach Mister X beschäftigt Spielgemeinschaften seit 1983. In seinem Erscheinungsjahr wurde „Scotland Yard“ zum Spiel des Jahres gewählt.
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Jetzt wird aufgerüstet, Mister X und den Detektiven, die hinter ihm her sind, stehen in „Scotland Yard Master“ (Ravensburger, 2-6 Spieler, ab 8 Jahren) Handyortung und Computeranalyse zur Verfügung. „Brettspiel plus digital“ heißt dieses Konzept, das auch andere große Spieleverlage in diesem Jahr aufgreifen, beobachtet Expertin Dominique Metzler.
Leg Stöckchen!
Es gibt Stimmen, die dem Gesellschaftsspiel prophezeien, dass es in absehbarer Zeit von Spielekonsolen, anderen Computergiganten und dem Internet ausgelöscht werden könnte. Doch die Zahlen sagen etwas anderes: Die Umsätze bei den „Spielen und Puzzles“ bewegen sich laut der Fachgruppe Spiel, in der sich die wichtigen Verlage zusammengetan haben, deutschlandweit seit Jahren um die 350 Millionen Euro. Aufschwung sieht zwar anders aus, Abstieg aber auch.
Ein neues Trend-Geschicklichkeitsspiel heißt „Stick Storm“ (Goliath, 1 und mehr Spieler, ab 6). Und das ist ziemlich handfest: Hier bauen die Spieler mit hölzernen Stöckchen lange Bahnen. Lassen sie diese los, fliegen die Einzelteile durch die Luft. „Da verläuft die Grenze zwischen Spielzeug und Geschicklichkeitsspiel fließend“, sagt Metzler.
Pac-Mans Bruder
Es ist der Angeber unter den rund 800 Neuheiten auf der Essener Spielemesse: „Whacky Wit“ (CSW, 2 Spieler, ab 7 Jahren) hält in diesem Jahr gleich zwei Rekorde. Mit 479 Euro ist es das teuerste und mit acht Kilo das schwerste Gesellschaftsspiel in den Messehallen.
Angelehnt an das bekannte 80er-Jahre-Computerspiel Pac-Man funktioniert es so: Ein Spieler tritt mit vier Monstern gegen Whacky Wit an, der ein Zwillingsbruder der bekannten Figur aus Pac-Man sein könnte. Whacky will Punkte versenken, doch die vier Monster wollen ihm an den Kragen.