Mülheim. .

Vertreter des WAZ-Leserbeirates trafen auf die Mülheimer Direktkandidaten
zur Bundestagswahl. Die Politiker verdeutlichten dabei ihre Standpunkte.

Für wie sinnvoll halten Sie die föderalistische Bildungspolitik?

Arno Klare (SPD): „Ich plädiere dafür, dass die Bildungssysteme der Länder vereinheitlicht werden. Da gibt es schon passende Ansätze.“

Astrid Timmermann-Fechter (CDU): „Das föderalistische Prinzip weist große Probleme in der Flexibilität auf. Änderungen dauern zu lange, bis sie angenommen werden.“

Susanne Rittershaus (FDP): „Wir dürfen nicht vergessen, dass dieses föderalistische System im Grundgesetz steht, dass ist nicht so einfach zu ändern. Allerdings ist das Zentralabitur schon ein Schritt in die richtige Richtung.“

Sylvia von Häfen (Linke): „Ich ­halte es nicht für sinnvoll. Wir ­wollen ein einheitliches Schulsystem.“

Wie stehen Sie zu den Themen „Betreuungsgeld“ und „Kita-Plätze“?

Rittershaus: „Die bayrische Erfindung des Betreuungsgeldes wird es in der nächsten Legislaturperiode mit der FDP nicht mehr geben.“

Timmermann-Fechter: „Ich verteidige das Betreuungsgeld. Allerdings brauchen wir auch genügend Kita-Plätze. Wir wollen, dass die Leute diese Entscheidung selbst treffen.“

Tim Giesbert (Grüne): „Das Betreuungsgeld muss abgeschafft werden, denn Förderung abseits einer Gruppe ist ein soziales Desaster. Wir brauchen genügend Kita-Plätze sowie eine bessere Ausbildung für Erzieherinnen.“

Klare: „Dieses Erziehungsgeld ist bildungspolitisch das Schlimmste, was passieren konnte. Das nehmen nur Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern in Anspruch. Es muss abgeschafft werden.“

von Häfen: „Das Betreuungsgeld muss abgeschafft werden zu Gunsten einer ausreichenden Anzahl an Kita-Plätzen. Für die 150 Euro, die ich bekomme, kann ohnehin keine adäquate Betreuung für mein Kind gewährleistet werden.“

Wieso machen Parteien keine papierärmere oder gehaltvollere Werbung?

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Carsten Trojahn (Piraten): „Wir haben auch Plakate mit viel Inhalt. Aber die kleinen Texte liest keiner. Die großen Slogans bleiben einfach besser in den Köpfen der Leute.“

Klare: „Plakate sind wie Glockenläuten und wichtig für die Wahlbeteiligung.“

Rittershaus: „Keine Partei würde sich trauen, eine Wahl ohne Plakate durchzuführen.“

Wie wollen Sie die finanziellen Altlasten bewältigen?

Giesbert: „Der Soli muss reformiert werden. Das heißt nicht abschaffen, sondern nach Bedürftigkeit neu verteilen. Nach dem Motto „Erhalt vor Neubau“ würden wir schon Bestehendes länger in Schuss halten.“

Timmermann-Fechter: „Wir wollen unsere Bürger entlasten. Ein Weg könnte sein, den Solidaritätszuschlag zu korrigieren.“

von Häfen: „Eine Millionärssteuer würde helfen. Zudem würden wir weniger in Rüstung investieren.“

Wie soll die drohende Altersarmut abgewendet werden?

Timmermann-Fechter: „Wir stehen für eine Grundrente von 850 Euro, so muss niemand arm alt werden.“

Klare: „Da müssen wir nicht viel streiten. Wir brauchen eine Soli­darrente von 850 Euro, unkonditioniert von Vorsorge.“

Giesbert: „Erstens sollte ergänzt werden, dass die Altersarmut besonders Frauen betrifft. Zweitens wäre ein Mindestlohn präventiv der richtige Schritt.“