Mülheim. .

Die Fugen sind frei gelegt, die Steine ragen aus dem Mauerwerk wie stumpfe Zähne. Mit einem kleinen Hammer in der Hand und einem schützenden Helm auf dem Kopf geht der Ingenieur Reiner Lemke die Fassade von Schloss Broich ab und klopft immer wieder auf einzelne Steine. Einige klingen massiv, andere geben einen dumpfen, leicht hohlen Klang ab. „Die Dumpfen sind kaputte Steine, die leider schon sehr marode sind. Die massiven können bleiben.“

Der Unterschied zwischen der Sanierung eines modernen Gebäudes und eines historischen liegt im Detail. „Bei einem historischen Bauwerk braucht man mehr Fingerspitzengefühl, denn man möchte möglichst wenig ändern,“ erklärt der Ingenieur. Es gehe vor allem darum, dass man gar nicht erst sieht, wie viel Arbeit in einem solchen Projekt stecke. Alles soll so aussehen, als hätte sich der Zustand eines Mülheimer Wahrzeichens über die Jahrhunderte nicht verändert.

Regelmäßige Kontrollen

Spätestens alle zwei Wochen überprüfen Reiner Lemke und der Architekt Dr. Norbert Stannek den Stand der Bauarbeiten vor Ort. Da die Außenfassade Stück für Stück in aufwendiger Kleinstarbeit auf Vordermann gebracht wird, steht immer wieder ein anderer Bauabschnitt zur Kontrolle an. Die Sanierungsarbeiten an dem Schloss aus dem 9. Jahrhundert sind nicht kosmetischer, sondern „medizinischer“ Natur.

„Und diese Sanierung ist auch dringend notwendig“, bestätigt Heike Blaeser-Metzger von der MST. Dabei konnte man in diesem Jahr erst spät damit beginnen, denn sehr lange war es schlicht und einfach zu kalt. Wie lange es noch dauern wird bis dieser Teilabschnitt fertiggestellt ist? „Bis Mitte November müssen wir fertig sein, denn bei Frost lassen sich die Arbeiten kaum durchführen.“ Auch die grünen Efeuranken an den Mauern mussten entfernt werden, denn „Efeu und Steinmauer ist einfach keine gute Verbindung“. Der Efeu fresse sich in die Fugen und verursache Risse im Mauerwerk.

Spezialisten für historische Gebäude

Um die Termine zu halten, engagierte man mit Klaus Wüstefelds Firma „Baufeld“ absolute Spezialisten für Sanierungen historischer Gebäude. Diese hat ermittelt, dass für die ehemalige Karolingerburg ein Ruhrsandstein aus Herdecke die richtige Wahl ist, denn man bemerke optisch keinen Unterschied. Nach der Sanierung werden zwar immer wieder kleine Instandhaltungsmaßnahmen nötig sein, aber bei einem derart alten Bauwerk sei das „völlig normal“.

„Um die Veranstaltungen im Schloss müssen sich die Bürger aber keine Sorgen machen, die laufen alle wie geplant“, versichert Heike Blaeser-Metzger. Auch für Brautpaare bestehe kein Grund zur Sorge, dass die Hochzeitsfotos misslingen, denn innerhalb der Mauern sehe man nichts von den Arbeiten.