Mülheim..

Ruth streift sich die Handschuhe über und schaltet den Heißluftfön ein. „So bekommt man die Farbe besser vom Holz ab“, erklärt die 22-Jährige. Ihre Kollegin Olga schmirgelt derweil das Holz des Fensterrahmens glatt. In der ganzen Halle hallt’s und hämmert’s, denn gemeinsam mit vier anderen Ehrenamtlichen, helfen Ruth und Olga bei den Sanierungsarbeiten in der Alten Dreherei. Eine Woche lang arbeiten und wohnen sie im Internationalen Baucamp.

Kurt Leyk, Heinz Brückner und seine Mitstreiter vom Trägerverein Haus der Vereine freuen sich über die Unterstützung. Die können sie gut gebrauchen. Bereits seit vielen Jahren werkelt ein Kreis aus Ehrenamtlichen in dem ehemaligen Bahndepot, um die alte Halle in Schuss zu bringen. Ihre Vision: Einen Ort für Vereine zu schaffen, einen Treffpunkt für und von Menschen in Mülheim. Viel gibt es noch zu tun: „Wir hoffen ab Mitte 2014 den vorderen Teil der Halle für Veranstaltungen nutzen zu können“, sagt Heinz Brückner, zweiter Vorsitzender des Vereins und technischer Leiter der Baustelle. Viel Arbeit machen vor allem das Holzgebälk und die Fenster der Halle. „Umso schöner, wenn viele junge Menschen kommen, die uns so tatkräftig unterstützen“, sagen Leyk und Brückner. Zumal dieses Mal viele Mädchen dabei sind, die „sich nicht scheuen, ordentlich anzupacken“.

Baupraktika auf der ganzen Welt

Die sechs Helfer wurden vom Internationalen Bauorden vermittelt, einer Organisation, die jungen Menschen Baupraktika auf der ganzen Welt verschafft. Mit dabei sind Ruth aus Bochum, Linda aus Burscheid, Alexander aus Aachen, Olga aus Ekaterinburg (Russland), Pavel aus Turnov (Tschechien) oder Tamari aus Tiflis (Georgien). „Wir haben viel an den Fenstern gearbeitet“, sagt Linda Keil. Die 17-Jährige macht im nächsten Jahr Abi und möchte gut vorbereitet in ein Bauingenieurs-Studium gehen. „Wir haben die Rahmen gereinigt, geschliffen und gestrichen, und auch die Deckenbalken werden wir noch streichen.“ Ihre Sommerferien mit Arbeiten zu verbringen, findet die Schülerin nicht schlimm. „So mache ich was Sinnvolles und habe danach immer noch vier Wochen frei.“

Auch Alexander (18) sieht den ehrenamtlichen Einsatz im Baucamp als sinnvolle Sache: „Ich wollte gerne in einem gemeinnützigen Projekt arbeiten.“ Zudem sei es schön, eine neue Gruppe kennen zu lernen und sich kulturell auszutauschen. Denn die Helfer schlafen auch auf dem Gelände, die Mädchen im Zelt, die Jungs in einem Bauwagen. Eine 30 Zentimeter tiefe Drainage haben er und Pavel bereits ausgehoben, eine Ziegelwand mit dem Presslufthammer zerlegt und Stahlträger abgeschliffen. „Das macht Spaß“, sagt auch Pavel. Und greift gleich wieder zum Pinsel.