Mülheim. .

Statt strampeln, strampeln, strampeln müssen die Beine nur leicht vorwärts treten. Den Rest erledigt die Hand mit einem Knopfdruck – und der Elektroantrieb. Je nach gewünschter Stärke ist eine leichte Unterstützung bis hin zu einem richtigen Vorwärtsschub zu spüren. Dieses Fahrerlebnis bieten die immer beliebteren Elektrofahrräder, auch Pedelecs genannt. Beliebt vor allem bei älteren Menschen, da die Unterstützung bis zu 25 Stundenkilometer reicht.

Und eben rund 50 Mülheimer dieser Generation 50Plus sind am Samstag auf dem Gelände der Dekra angetreten, um erste Tretübungen zu machen. Mülheimer Verkehrswacht und RWE haben zum kostenlosen Schnuppertraining geladen.

17.000 Radunfälle deutschlandweit

Mit Helm und Elektrofahrrad ausgestattet, drehen sie ihre Runden auf dem abgesteckten Parcours – einige zögerlich, die meisten ruhig, aber alle überwiegend sicher. „Es sind viele gekommen, die schon lange nicht mehr auf dem Rad gesessen haben, auch nicht auf einem gewöhnlichen“, sagt Carsten Kuhlmann, Vorstand für Kommunikation bei der Verkehrswacht Mülheim. „Aber Radfahren verlernt man anscheinend wirklich nicht.“

17.000 Radfahrunfälle mit Leichtverletzten deutschlandweit im Jahr 2011 und 210 Senioren, die beim Radfahren ums Leben gekommen sind – das ist der Antrieb der Verkehrswacht für den Aktionstag. „Mit den Pedelecs werden viele Rentner in den Straßenverkehr zurückkommen. Wir wollen zeigen, worauf sie achten sollen – beim Kauf und auf der Straße“, sagt Gunter Zimmermeyer, stellvertretender Vorsitzender der Verkehrswacht Mülheim und Vize-Präsident der Deutschen Verkehrswacht. Den Anfang macht ein Einführungsfilm über E-Bikes und Fahrradhelme, der erste Früchte trägt. „Der Film hat mich eingeschüchtert. Ich werde mir jetzt auch einen Helm kaufen“, sagt Stadtdirektor Frank Steinfort, der selbst mit seiner Frau Gaby Probe gefahren ist. „Ich bin der Verkehrswacht sehr dankbar, dass sie die Initiative ergriffen hat. Die Generation 50Plus ist nun sicherer im Umgang mit den Fahrrädern.“

Frauen mögen die Rücktrittbremse

Eine von ihnen ist Doris Klawiter. Die 72-Jährige hat sich zwar erst vor zwei Jahren ein neues Fahrrad gekauft, will aber nun ein E-Bike. „Ich komme mit meinen Freunden nicht mehr mit, die fahren mir alle davon.“ Dass sie bei ihrem Proberad die Bremsen am Lenker hat, daran hat sich die Mülheimerin schnell gewöhnt. Denn ihr Rad hat einen etwas sportlicheren Hinterradantrieb. „Vor allem bei Frauen ist aber die Rücktrittbremse beliebt“, weiß Zimmermeyer. Der Tretlagerantrieb, den die Verkehrswacht empfiehlt, macht dies möglich. Auch die Kraftverteilung sei dabei am besten. Regelrecht gefährlich hingegen sei ein Vorderradantrieb.

Auch wenn sie sich noch nicht auf einen Typ festgelegt hat, der Entschluss für Doris Klawiter steht: „Eine Freundin macht gerade mit dem Pedelec eine Tour von Riva nach Venedig. So etwas ist doch toll.“