Mülheim. Die Band “The Rattles“, die Urväter der deutschen Rockszene, feiern ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum. Aus diesem Anlass touren sie zurzeit durch Deutschland. Im Rahmen der Ruhrbühne 2013 treten sie am kommenden Samstag im Schloß Broich in Mülheim auf. Dicky Tarrach im Interview.
Sage und schreibe 50 Jahre Bühnenjubiläum feiern seit Monaten die Rolling Stones und touren aus diesem Anlass durch die USA und Großbritannien. Da können die Rattles, die Urväter der deutschen Rockszene, aber locker mithalten. Auch sie feiern ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum. Auch sie touren wieder munter, wenn auch zwei Nummern kleiner als die Stones und hauptsächlich in Deutschland. Am Samstag (ab 19 Uhr) spielen sie im Rahmen der Ruhrbühne 2013 im Schloßhof von Schloß Broich. Vorher unterhielten wir uns mit Dicky Tarrach, dem Schlagzeuger der legendären Band, der vom ersten Auftritt an dabei ist, obwohl er nicht direkt 1960 zu den Gründungsmitgliedern gehörte.
Können Sie sich nach so vielen Jahrzehnten Musik und unzähligen Auftritten noch erinnern, ob Sie schon mal in Mülheim gespielt haben?
Dicky Tarrach: Das muss schon sehr lange her sein, aber wir waren bestimmt schon einmal in Mülheim. An die Grugahalle in Essen kann ich mich zumindest erinnern, da treten wir nun auch wieder im Dezember auf.
Hätten Sie sich jemals träumen lassen, so lange aktiv zu sein?
Tarrach: Als wir damals loslegten, hätte das natürlich niemand gedacht. Im September werde ich jetzt schon 69 Jahre alt, obwohl ich wie 50 aussehe (lacht). Wir sind alle um die 70, außer unser Gitarrist Manne Kraski, der ist mit 60 unser Benjamin. Und wir sind alle noch prima drauf.
Woher nimmt die Band die Fitness? Gerade in den kommenden Monaten sind Sie ja viel auf Tour.
Tarrach: Bei uns ist es wirklich so, dass uns die Musik jung und fit gehalten hat. Außerdem ist die Musik unsere Droge, denn vor und während der Auftritte wird zum Beispiel absolut kein Alkohol getrunken.
Können Sie sich noch an ihren ersten Auftritt erinnern?
Tarrach: Ich kann mich gut an unser erstes internationales Konzert erinnern, das war nämlich 1963 in London vor 3000 Zuschauern im legendären Hammersmith Odeon. Wir waren eine der Vorgruppen der Everly Brothers, die damals die absoluten Stars waren. Auch Little Richard hat an dem Abend gerockt. Und dann war da noch eine ziemlich unbekannte Band, die sich The Rolling Stones nannte . . .
50 Jahre Bühnenjubiläum bedeutet jetzt nicht, dass die Rattles 50 Jahre ohne Unterbrechung touren . . .
Tarrach: . . . es hat natürlich auch längere Pausen gegeben. Ich bin beispielsweise zunächst 1968 ausgestiegen und habe mit Achim Reichel gerockt. Alle, die zwischenzeitlich in anderen Projekten oder solo weitergemacht haben, sind ja immer der Musik verbunden geblieben und waren selbstständige Produzenten und Musiker. 1988 hat sich die Band wieder zusammengefunden. Da war nur eine Tour geplant, inzwischen sind daraus auch wieder 25 Jahre geworden. Seitdem treten wir regelmäßig zusammen auf.
Können Sie den damaligen Welthit „The Witch“ heute eigentlich überhaupt noch hören?
Tarrach: Ja, doch. Vor allem interpretieren wir den bei unseren Konzerten immer wieder mal anders. Wir spielen übrigens nach wie vor komplett live, also ohne Computer!